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Visualisierung Mit Symbolen programmieren

Bild: Pilz
08.02.2016

Die Angabe Fehler 18.4, eventuell noch ergänzt um die Ortsangabe in Sensor 27.2 stammt eigentlich noch aus den Zeiten, als um jedes Byte Speicherplatz an der Maschine gekämpft werden musste. Heutige Installationen sind ungleich leistungsfähiger. Aber erst mit einer Visualisierungslösung, die moderne Programmier- und Darstellungstechniken nutzt, kann auch der Anwender davon profitieren.

„Eine Produktneuheit ist nur dann eine Innovation, wenn der Markt sie annimmt“, machte Renate Pilz anlässlich der Einweihung des neuen Pilz-Campus in Ostfildern deutlich. Und das ist dem schwäbischen Automatisierungsanbieter bei seiner Visualisierungs-Software PASvisu offenbar gelungen. Armin Glaser, Leiter Produktmanagement bei Pilz, erläuterte gegenüber A&D, worauf die Aussage der Pilz-Chefin gemünzt war: „Wir bekommen von unseren Kunden, den Maschinen- und Anlagenbauern, immer wieder die Rückmeldung, dass der Anwender genau diese Visualisierungslösung verlangt.“ Stolz berichtet er, dass viele Endanwender von der hohen Flexibilität und den Möglichkeiten, vieles an der Benutzeroberfläche selbst einzustellen, nach ersten Praxistests überzeugt seien.

Deshalb habe sich eine echte Nachfrage entwickelt. „Wir sehen das als Bestätigung für unser Bemühen, den Engineeringprozess und die Anwendung einfacher, nahtloser und fehlerfreier zu machen“, so Glaser.

Im Falle von PASvisu waren diese Anstrengungen enorm. Zusammen mit Ingenieuren am schwäbischen Hauptsitz im Ostfildern hat die Software-Entwicklung im irischen Cork federführend die Entwicklung übernommen. Diese Niederlassung beschäftigt 150 Mitarbeiter.

Intelligente Unterstützung

Ausgangsbasis für die Visualisierungslösung war die Pilz Visualisierungs- und Diagnosefunktion (PVIS). Mit PASvisu wird diese um eine grafische Oberfläche erweitert. Sie dient nicht nur der Ausgabe textueller und numerischer Information, also dem Beobachten, sondern damit lassen sich auch Anlagen und Maschinen aktiv steuern und bedienen. Die Lösung nutzt HTML5, so dass man über sichere Datenverbindungen von jedem Browser aus komplett auf die Visualisierung, also direkt auf die Steuerungsinformationen, zugreifen kann, sei es vom Rechner, vom Smartphone oder vom Tablet-PC. Über CSS3-Style­sheets lassen sich die Oberflächen leicht einstellen, und mittels Javascript ist eine funktionale Erweiterung der Lösung möglich. Vordefinierte Skripte erleichtern die Berechnung und Skalierung.

Bei der Entwicklung von PASvisu stand auch die Programmierumgebung PAS4000 Pate. In ihr ist die symbolische Programmierung angelegt, auf die auch in der Visualisierung zurück­gegriffen wird. Der Anwender kann ein komplettes Projekt mit symbolischen Bezeichnungen erstellen, ohne dass er bereits zu diesem Zeitpunkt genau festgelegt hat, welche Hardware eingesetzt wird. Zudem kann er konkrete Bezeichnungen vergeben – statt Sensor 27.2 beispielsweise auch Messfühler vorne links. Bei diesen Funktionen werden im Hintergrund sehr viele systeminterne Informationen aller Variablen und deren Kommunikationsbeziehungen und Mapping-Eigenschaften erzeugt.

Für den Anwender bedeutet dies eine Erleichterung, da er nichts davon wissen muss – er kann durch einfaches konfigurieren sein Projekt relativ schnell erstellen. Denn PASvisu greift auf alle diese Funktionen der Programmier­umgebung zu und nutzt diese in der Erstellung wie später im Betrieb. Dabei wird nicht nur der Sicherheitsteil, sondern der gesamte Maschinenprozess abgedeckt. Bei Fehler- und Diagnose-Situationen beschränkt sich beispielsweise die Ausgabe nicht auf Codes, sondern liefert Klartext-Angaben und Hilfeseiten aus, die dem Anwender das Nachschlagen in zusätzlichen Handbüchern oder anderen Systemen ersparen.

Nächste Stufe steht bevor

Nach der ersten Vorstellung der Lösung auf der SPS IPC Drives 2014 und der guten Resonanz von Anwendern und Kunden im vergangenen Jahr steht nun das nächste Release bevor. Damit wird die Integration innerhalb des Pilz-Produktportfolios gestärkt und die Programmierung der PMI-Geräte (Pilz Human Machine Interface) ermöglicht. Diese Windows-CE-Bediengeräte sind bislang hauptsächlich für Diagnose-Aufgaben vorgesehen.

Für Armin Glaser ist der Erfolg der Visualisierungslösung entscheidend für die Akzeptanz des Herstellers für Automatisierungsaufgaben auch jenseits des Safety-Themas. Deshalb werde hier sehr viel investiert. „Die Rückmeldungen aus dem Markt bestätigen uns in unserer Strategie“, betont der Leiter des Produktmanagements.

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