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Distribution & Dienstleistung Erfolgreiche Staffelübergabe

Bild: Filippo Romeo, iStock
08.07.2015

Nachfolgeregelung im Mittelstand, das hört sich zunächst nach einem schlichten Vererben am Ende eines langen Berufslebens an, zumindest aber immer nach einer Herausforderung, die im Zweifel nur die Unternehmer selbst betrifft. Dem allerdings widerspricht eine Analyse der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) deutlich.

Die Erhebung der KfW macht deutlich, was auch der gesunde Menschenverstand nahelegt: Unternehmenschefs werden mit zunehmendem Alter weniger investitionsfreudig. Zudem nehme die Innovationskraft bzw. der Innovationswille ab. Dies ist ein Prozess, der die gesamte Wirtschaft betrifft. Denn gut ein Drittel Unternehmenschefs im deutschen Mittelstand sind 55 oder älter. Die Diagnose trifft gemäß deren Struktur auch die Elektronikindustrie und hier ganz besonders die Distribution.

Zu finden sind überall: Eine hohe Zahl an Unternehmen, bei denen in den nächsten Jahren eine Nachfolgeregelung ansteht oder stehen sollte. Gerade in der Elektronikdistribution mit ihren vielen Gründungen in den 70-ern und 80-ern des letzten Jahrhunderts werden immens viele Mittelständler in absehbarer Zeit eine neue Führung benötigen. Nicht ohne Grund hat rund um dieses Thema eine ausgewachsene Beratungsindustrie ihre Seminare, Coachings und M&A-Aktivitäten angesiedelt.

Nach Untersuchungsergebnissen der KfW planen bis 2017 die Chefs von rund 580.000 mittelständischen Firmen in Deutschland die Übergabe oder den Verkauf an einen Nachfolger. „Das ist jeder sechste Mittelständler in Deutschland. Etwa vier Millionen Arbeitsplätze hängen vom Gelingen dieser Unternehmensnachfolgen ab", betont KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner laut dpa.

Wird diese Übergabe auf die allzu lange Bank geschoben, so drücken häufig Investitions- und Innovationsstaus auf Ertragskraft und Wettbewerbsfähigkeit. Das wiederum führt zu einer sinkenden Attraktivität für potentielle Nachfolger. Der Fortbestand dieser Unternehmen und deren Arbeitsplätze geraten im schlimmsten Fall in Gefahr. „Der demografische Wandel wird die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstandes mittelfristig stark beeinflussen“, ist Zeuner überzeugt. Als Problem kommt hinzu, dass nach der KfW-Analyse zu wenige Jungunternehmer nachrücken. Und trotz aller dieser Fakten hat sich laut Umfrage über die Hälfte der über 60-jährigen Firmenlenker noch keine Gedanken über die Nachfolge gemacht.

Jedoch hat auch ein kleines Unternehmen seinen ganz eigenen Wert, der sich häufig in der Qualifikation der Mitarbeiter, dem Spezialfachwissen oder der jahrzehntelangen Erfahrung darstellt. Dieses gilt es zu erhalten. Denn daraus ist eine der tragfähigsten Säulen der inländischen Wirtschaft erwachsen, der „German Mittelstand“. Wie aber gehen wir aktuell am sinnvollsten mit diesem Thema um? Wenn es doch gar nicht genug Nachfolgekandidaten für die große Anzahl der zur Übergabe anstehenden Unternehmen gibt.

Ein Modell dazu wurde kürzlich von drei langjährig im Industriemarkt tätigen Elektronik-Distributoren entwickelt und umgesetzt. Jedes der drei beteiligten Unternehmen hatte ein Managementdefizit, das in der Gruppe über die neuen Partner ausgeglichen werden konnte. So entstand für alle drei eine neue, gewinnbringende Situation, die letztlich auch auf eine Unternehmensnachfolge für zwei der Partner hinausgelaufen ist. Das bedeutet, dass alle drei Unternehmen jetzt von einem Inhaber geführt werden. Dabei bleiben sowohl Standorte als auch die Kernkompetenzen der einzelnen Partner erhalten. Verwaltet wird die neue Unternehmensgruppe über eine Holding-Gesellschaft. Die Synergieeffekte in diesem Bereich ermöglichen Wachstum im operativen Bereich und sichern das langfristige Überleben der ehemals „kleinen Einheiten“ in einem stark umkämpften, volatilen Markt.

Nun ist auch dieses Modell an sich nicht neu. Während Großunternehmen und Konzerne auf diese Art schon seit Jahrzehnten Wachstum generieren, gibt es bei kleineren, unternehmergeführten Firmen häufig noch Ressentiments gegen den Zusammenschluss mit anderen, womöglich sogar mit Wettbewerbern. Die eigene Firma „herzugeben“ fällt – verständlicherweise – sehr schwer. Das Nachdenken hierüber oder das gezielte Arbeiten an diesem Thema wird hinausgeschoben. Dabei fließt die ungeregelte Nachfolge schon längst als Risikofaktor in die Firmenbewertung ein, und zwar nicht nur bei Banken, sondern auch bei Lieferanten. Aus diesem Grund ist die rechtzeitige Einbindung des Themas in die Firmenstrategie überlebenswichtig.

Welche Erfahrungen die Partner mit dem angesprochenen Modell gemacht haben, erzählen Sie unter folgenden Links:

Renate Olschewski-Prochnow von Repro Elektronik

Frank Bleicher von Haug Components Holding

Gangolf Kaiser von Henskes Electronic Components

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