Optoelektronik, Displays & HMI Leichter hinein in den Schaltschrank

Bild: FalconScallagrim, iStock
04.11.2015

Bei der Installation vorgefertigter Kabelkonfektionen im Schaltschrank kommen spezielle Kabeleinführungen zum Einsatz. Die bisher dafür eingesetzten Modelle erfordern einen hohen Montageaufwand und besitzen oft nur eine geringe Dichtfähigkeit und Zugentlastung. Diese Nachteile konnten zwei neue Systeme überwinden und erlauben sogar eine Installation bei laufendem Betrieb.

Um die Qualität zu steigern und Montagezeiten zu verringern, setzen Hersteller aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Automatisierung immer häufiger vorgefertigte und getestete Kabelkonfektionen ein. Diese sind meistens bereits mit Steckern, Sensoren und Kabelschuhen ausgestattet. Daraus ergeben sich echte Wettbewerbsvorteile und Kostenreduktionen. Damit die vorgefertigten Installationen in Schaltschränke eingeführt werden können, bedarf es besonderer Kabeleinführungslösungen. Bisher gab es am Markt hauptsächlich Flanschsysteme, die montageaufwändig, nur ungenügend dicht und kaum zugentlastend waren. Denn viele dieser Systeme verwenden einen Rahmen, der in den Gehäuse-Ausbruch eingesetzt wird und der verschiedene Dichttüllen entsprechend der Einsatzbedingungen und Kabelquerschnitte aufnimmt. Solche Lösungen erreichen in der Regel höchstens Schutzarten bis IP 54 und leidliche Zugentlastungswerte. Diese können nur mit verteuernden Maßnahmen wie zusätzlichen Klemmleisten erhöht werden. Auch die Montage benötigt aufgrund vieler unterschiedlicher Teile Zeit und Erfahrung. Außerdem sind Tüllen für Sonderkabel in der Regel nicht verfügbar und die verwendbaren Kabeldurchmesser meist begrenzt. Um diese Nachteile auszuräumen hat Pflitsch die teilbaren Kabeleinführungen Uni Flansch und Uni Split Gland entwickelt.

Mögliche Schutzarten bis IP 66

Die Leitungseinführung Uni Flansch besteht aus einer zweiteiligen Rahmenplatte, die exakt in Standard-Blechausschnitte von 112 mm x 36 mm für 24-polige schwere Steckverbinder passt. Hergestellt wird sie aus hochwertigem PA-Kunststoff oder für Anwendungen in sehr rauer Industrie-Umgebung aus Zinkdruckguss. In die Rahmenplatte integriert sind drei Verschraubungskörper. Für diesen Flansch entwickelt Pflitsch außerdem Druckschrauben, die ebenfalls teilbar sind. Somit können auch konfektionierte Kabel eingeführt werden.

Der große Vorteil der Leitungseinführung ist, im Vergleich zu gängigen Produkten, die hohe Dichtigkeiten bis IP 66 und die höheren Zugentlastungswerten, die ohne zusätzliche Maßnahmen erreicht werden. Aufgrund der wenigen Systemteile lässt sich der Uni Flansch sehr einfach montieren und wieder demontieren. Die Flanschplatte wird über vier Durchgangslöcher sicher am Schaltschrank verschraubt. Die Kunststoffvariante lässt sich außerdem durch vier innenliegenden Gewindebuchsen von innen montieren. Daraus resultiert ein vollständiger Berührungsschutz nach Schutzklasse 2 der Norm DIN EN 61140, VDE 0140-1.

Eine umlaufende, eingeschäumte Lippe übernimmt die Abdichtung zwischen Flanschplatte und Gehäusewand. Dadurch erreicht das System einen umfassenden Schutz gegen Strahlwasser aus allen Richtungen und verhindert das Eindringen von Staub. Ausgelegt ist die Leitungseinführung für Temperaturen von -20 bis 80 °C.

Mehrere Kabel führen

Die in die Flanschplatte integrierten drei Kabelverschraubungskörper können mit über 100 verschiedenen geschlitzten, geteilten oder Standard-Dichteinsätzen von Pflitsch kombiniert werden. Verfügbar sind diese Dichteinsätze aus TPE-V für Kabelquerschnitte von 2 bis 20,5 mm. Mit Mehrfach-Dichteinsätzen lassen sich auch mehrere Kabel, selbst mit unterschiedlichen Durchmessern, platzsparend durch eine Verschraubung führen. Auch für Flach- und Sonderkabel gibt es Lösungen.

Um hohe Schutzarten bis IP 66 zu erreichen, nutzt der Uni Flansch ein spezielles Abdichtungssystem. Dabei schmiegt sich beim Anziehen der Druckschraube der Dichteinsatz an den Kabelmantel an. Das Kabel wird dadurch nicht irreparabel eingeschnürt, wie es bei herkömmlichen Lamellen-Gummiring-Lösungen vorkommt. Deswegen bleibt die Abdichtung über eine lange Betriebsdauer hinweg funktionstüchtig.

Durch das Abdichtungssystem ergeben sich außerdem Zugentlastungswerte, die über der Norm EN 50262 Klasse A liegen. Auch Torsionskräfte werden sicher abgefangen. Dazu verfügen die Verschraubungskörper und Dichteinsätze über eine Längsriffelung, sodass sich der Dichteinsatz beim Anziehen der Druckschraube nicht verdreht. Zusätzliche Abfang- und Stabilisierungsvorrichtungen sind somit unnötig.

Montage ist einfach und sicher

Die Montage des Uni Flansch ist aufgrund seiner wenigen Systemteile denkbar einfach. Die konfektionierten Kabel werden zunächst durch den Ausschnitt geführt und dann mit einer speziellen Spreizzange in die jeweilige Bohrung der Dichteinsätze eingelegt. Die beiden Rahmenhälften werden dann am Ausschnitt platziert und miteinander verrastet. Nach der Verschraubung der Rahmenplatte am Gehäuse steckt der Monteur die Dichteinsätze in die drei integrierten Verschraubungskörper. Zum Schluss legt er die zweiteiligen Druckschrauben um die Kabel, schiebt diese zusammen und zieht sie mit einem Spezialsteckschlüssel an. Die so montierte Einheit dichtet den Ausschnitt im Schaltschrank sicher ab. Ebenso einfach läuft die Demontage. Nicht genutzte Bohrungen lassen sich einfach mit Verschlussbolzen abdichten.

Teilbare Einzelverschraubung

Um konfektionierte Kabel durch eine einzelne Bohrung einführen zu können, hat Pflitsch die komplett teilbare Uni Split Gland entwickelt. Wie beim Uni Flansch ist auch hier die Montage sehr einfach. Zuerst legt der Monteur das oder die Kabel in den Dichteinsatz ein. Dann werden die beiden Verschraubungshälften der Kabeleinführung um die Kabel gelegt und miteinander verrastet. Der Verschraubungskörper wird in die Gehäusebohrung geschraubt, beziehungsweise bei einem Durchgangsloch mit einer ebenfalls teilbaren Gegenmutter fixiert und der Dichteinsatz in diesen hineingeschoben. Anschließend legt der Monteur die beiden Hälften der Druckschraube um die Installation und verriegelt und verschraubt sie miteinander. Erreicht werden dabei hohe Zugentlastungswerte nach EN 50262. Installiert erreicht die Uni Split Gland die hohe Schutzart IP 67. Zur Demontage lassen sich ihre beiden Verschraubungshälften mit einem Schraubendreher einfach wieder entriegeln.

Kombiniert werden kann die Uni Split Gland, wie die Uni Flansch, mit den TPE-Dichteinsätzen von Pflitsch. Die teilbaren oder geschlitzten Dichteinsätze – in der Mehrfach-Variante lassen sich auch mehrere Kabel durch eine Verschraubung führen – machen die Vorteile dieser geteilten Verschraubung deutlich. Bei konfektionierten Kabeln kann der ganze Bohrungsdurchmesser genutzt werden, um zum Beispiel Stecker oder Sensoren durch die Gehäusewand zu führen.

Ein weiterer großer Vorteil zeigt sich bei Instandhaltungs- und Revisionsarbeiten. Ist eine alte Verschraubung defekt oder dichtet nicht mehr ausreichend ab, zerstört und entfernt man ihren Verschraubungskörper. Anschließend kann die Uni Split Gland wie beschrieben um das Kabel herum montieren werden, ohne die Installation abklemmen zu müssen. Das ist sogar im laufenden Produktionsbetrieb möglich.

Bildergalerie

  • Der geteilte Uni Flansch ermöglicht die Kabeleinführung von konfektionierten Kabeln, erfüllt die Schutzart IP 66 und liefert hohe Zugentlastungswerte.

    Der geteilte Uni Flansch ermöglicht die Kabeleinführung von konfektionierten Kabeln, erfüllt die Schutzart IP 66 und liefert hohe Zugentlastungswerte.

    Bild: Pflitsch

  • Über die geteilte Einzelkabelverschraubung Uni Split Gland mit Schutzart IP 67 lassen sich konfektionierte Kabel durch eine Bohrung einführen. Diese Lösung ist auch interessant für die Instandsetzung oder Modernisierung bestehender Kabeleinführungen, da der Austausch der Kabelverschraubung ohne Abklemmen des Verkabelung durchgeführt werden kann.

    Über die geteilte Einzelkabelverschraubung Uni Split Gland mit Schutzart IP 67 lassen sich konfektionierte Kabel durch eine Bohrung einführen. Diese Lösung ist auch interessant für die Instandsetzung oder Modernisierung bestehender Kabeleinführungen, da der Austausch der Kabelverschraubung ohne Abklemmen des Verkabelung durchgeführt werden kann.

    Bild: Pflitsch

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