Transparente Prozesse Datenmarktplatz verwertet totes Kapital in Lebensmittelunternehmen

Deutsche Messe AG

Im Video wird das Projekt „Evarest“ kurz vorgestellt.

01.04.2021

Daten aus der Lebensmittelproduktion zum Handelsgut machen: Das ist das Ziel des Projekts „Evarest“. Mit Künstlicher Intelligenz sollen Hersteller vollen Durchblick bei Rohstoffen, Lieferketten, Preisen und mehr erlangen. Besonders im Hinblick auf Überproduktion und Klimaziele könnte das Vorteile bringen.

Wie wird die Ernte von Kakaobohnen oder Erdbeeren im kommenden Jahr ausfallen? Wie viel Wurst wird im November voraussichtlich gekauft? Wie werden sich die Preise für Getreide, Olivenöl oder Fleisch entwickeln, und welche Mengen werden wann verfügbar sein?

Mit smarten Daten können Lebensmittelhersteller ihre Prozesse bessern planen und Waren günstiger, in richtiger Menge und klimafreundlicher produzieren. Wie sie mit ihren Informationen zusätzliche Einnahmen erzielen, zeigt ein Forschungskonsortium um den Wirtschaftsinformatiker Wolfgang Maaß auf der digitalen Hannover Messe. In ihrem Projekt „Evarest“ wollen die Wissenschaftler Daten mithilfe von KI, maschinellem Lernen und digitalen Technologien zum sicheren Handelsgut machen – ohne, dass Know-how oder Geschäftsgeheimnisse verraten werden.

„Es geht nicht darum, Betriebsgeheimnisse zu verraten“

„Bei der Produktion von Lebensmitteln fallen unzählige Daten an, die bislang ungenutzt bleiben. Das ist totes Kapital“, erklärt Maaß. „Wir bringen auf unserer Datenplattform diese Daten in Zusammenhang: Sie werden verknüpft, analysiert und ausgewertet und dienen so als Grundlage konkreter Handlungsempfehlungen für anstehende Entscheidungen.“

Wenig aussagekräftige Zahlenkolonnen sollen so im großen Zusammenhang aufschlussreich werden. Dabei gehe es nicht darum, zu Recht gehütete Betriebsgeheimnisse oder Know-how preiszugeben, betont Maaß: „Es geht vielmehr um anonymisierte Daten, die bei Betrieb nebenher anfallen, wie Sensordaten, Statistiken oder Mengenangaben.“ Konkret: Sensordaten des Herstellers selbst, allgemeine Daten wie Wetterprognosen oder Preisindizes oder Maschinendaten anderer Unternehmen.

Maaß sieht hierin große Chancen nicht zuletzt auch mit Blick auf Überproduktion und Klimaziele: „Die Lebensmittelproduktion erzeugt fast ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen. Zugleich werden Millionen Tonnen an Lebensmitteln Jahr für Jahr vernichtet. Hier gezielt und vorausschauend zu produzieren, bietet also nicht nur die Chance für Hersteller, in ihr Image zu investieren, Kosten zu sparen und an den Datenprodukten zu verdienen, sondern auch, das Klima zu schonen.“

Elektronische Verträge regeln Datennutzung

Der besondere Vorteil des Datenmarktplatzes liegt darin, dass die mit ihm gewonnene Datentransparenz zusätzliche Einnahmequellen schaffen kann. Erzeuger und Hersteller behalten so die Hoheit über ihre Daten, „können sich aber entscheiden, bestimmte Daten über die globale Plattform Dritten zum Kauf anzubieten“, erklärt Maaß. Auf den internationalen Waren- und Rohstoffmärkten gehe es täglich um Milliarden – entsprechend hoch sei der Wert solcher Datenprodukte.

Elektronische Verträge sichern hierbei rechtssicher ab, welche Daten wie genau verwendet werden dürfen. Auf diese Weise werden sie nicht missbraucht, ungewollt verwendet oder weitergegeben. Je mehr Daten dabei zur Verfügung stehen, „umso effektiver können wir Produktion oder Transport machen, wir können Marktpotenziale genauer ergründen und auch Markthemmnisse und -barrieren früh sichtbar machen“, schildert Maaß.

Mehr zum Projekt „Evarest“

Bildergalerie

  • Prof. Wolfgang Maaß, Wirtschaftsinformatiker an der Universität des Saarlandes: „Bei der Produktion von Lebensmitteln fallen unzählige Daten an, die bislang ungenutzt bleiben. Wir bringen sie auf unserer Datenplattform in Zusammenhang.“

    Prof. Wolfgang Maaß, Wirtschaftsinformatiker an der Universität des Saarlandes: „Bei der Produktion von Lebensmitteln fallen unzählige Daten an, die bislang ungenutzt bleiben. Wir bringen sie auf unserer Datenplattform in Zusammenhang.“

    Bild: Oliver Dietze, Universität des Saarlandes

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