In Außenräumen haben sich Navigationssysteme längst bewährt. Für Innenräume gibt es jedoch noch keine ausgereiften Navigationslösungen. Das behindert die Entwicklung ortsbezogener Dienste, sogenannter Location Based Services (LBS). Solche Dienste könnten Menschen auf vielfältige Weise unterstützen: Denkbar ist beispielsweise ein Service, der Sehbehinderte wie ein elektronischer Blindenstock durch Innenräume führt, oder eine App auf dem Smartphone zur Orientierung in öffentlichen Gebäuden.
Obwohl LBS wirtschaftlich sehr attraktiv sind, wird deren Potenzial bisher kaum genutzt. Was fehlt, ist eine einheitliche Grundlage – eine offene und unabhängige Plattform, auf der LBS-Anbieter ihre Dienste aufbauen können. Diese Plattform möchte das Forschungsprojekt FIONA (Framework for Indoor and Outdoor Navigation Assistance) schaffen.
Das Projekt bringt große und kleine Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Slowenien, Spanien, der Tschechischen Republik und der Türkei zusammen. Im Projektteam arbeiten Entwickler aus den Fachgebieten Positionierung, Hinderniserkennung, Navigation, Sicherheit und Interaktion zwischen Mensch und Computer, sowie Experten für Systemintegration. Die Projektleitung liegt bei dem Unternehmen Robert Bosch. Außerdem sind in Deutschland das Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK, Infineon Technologies und die Hochschule Ulm an dem Projekt beteiligt.
Die Partner aus Wirtschaft und Forschung bauen ein Software-Rahmenwerk auf, das die Entwicklung ortsbezogener Dienste erleichtert. Zwar gibt es einige Technologien für die Positionsbestimmung in Innenräumen, doch sind diese entweder technisch eingeschränkt oder zu teuer. Der relativ junge Markt ist stark fragmentiert. Es gibt kaum festgelegte Standards. Kleine und große Unternehmen bieten Komponenten an, die untereinander nicht kompatibel sind.
Um die Wirksamkeit des Rahmenwerkes zu demonstrieren, plant das Projektteam zwei Anwendungen mit entsprechenden Prototypen: Ein Navigationsassistent soll sehbehinderte und blinde Menschen mit hoher Präzision von Gebäude zu Gebäude lotsen, etwa beim Einkaufen, aber auch von Raum zu Raum, und sie auf Hindernisse aufmerksam machen. Zweiter Prototyp wird ein virtueller Tourenführer beispielsweise für Museen, Einkaufszentren, Flughäfen oder Werkhallen sein. Als App auf dem Smartphone soll er Nutzer durch Gebäude leiten und ihnen je nach Gebäudetyp und Position die entsprechenden Informationen liefern – etwa zu Kunstobjekten, Artikeln auf der Einkaufsliste, Flügen oder reparaturbedürftigen Maschinen.