1 Bewertungen

Greentec Award Ein besonderes Pflänzchen plus vier weitere Innovationen

Abwasser-Pflänzchen: In der Kategorie Recycling & Ressourcen setzte sich ein Verfahren für die Herstellung eines mineralischen Langzeitdüngers auf Phosphor-Basis durch. Das Magnesium-Ammonium-Phosphat wird aus Abwasser gewonnen und als „Berliner Pflanze“ vermarktet.

Bild: Greentec Awards
29.05.2015

Wir stellen Ihnen hier fünf vorab mit Greentec Awards ausgezeichnete Innovationen vor.

Die glamouröse Abschlussveranstaltung der Greentec Awards findet am 29. Mai 2015 in Berlin statt (wir berichten nach der Verleihung über die Energie-Gewinner). Einige Projektteams durften sich aber schon früher über einen Greentec Award freuen. Denn angesichts zahlreicher Kategorien wurde ein Teil der Auszeichnungen bereits vorab vergeben.

Über 250 Projekte, darunter rund ein Drittel internationale, hatten sich um die GreenTec Awards 2015 beworben. Zur 60-köpfigen Jury, die (abgesehen vom öffentlichen Online-Voting, das einen neuen Rekord von über 100.000 registrierten Stimmabgaben brachte), über Nominierte und Gewinner entschied, zählte auch Urban 2.0 -Chefredakteur Dr. Karlhorst Klotz.

Kategorie Recycling & Ressourcen: „Berliner Pflanze“

„Berliner Pflanze“, ein mineralischer Langzeitdünger aus Phosphor, das die Berliner Wasserbetriebe (BWB) aus Abwasser rückgewinnen, ist Preisträger in der Kategorie Recycling & Ressourcen des Greentec Awards. Die Berliner Wasserbetriebe durften ihre Trophäe jedoch schon am 20. April 2015 zusammen mit dem BDE (Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft) in Empfang nehmen.

Die Berliner Wasserbetriebe haben in einem Forschungsprojekt einen chemisch-physikalischen Prozess entwickelt, in dem Phosphor aus Klärschlamm zurückgewonnen wird, und zwar in Form von Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP), auch genannt „Berliner Pflanze“. Statt die Klärwerksleitungen zu verkrusten, kann der Phosphor nun gezielt separiert und zu Dünger verarbeitet werden. Er ist kristallin, geruchlos und hygienisch einwandfrei und wird gemäß der EU-Düngemittelverordnung Nummer 2003/2003 in Verkehr gebracht.

Bei technischen Untersuchungen sind Schwermetalle nach Angaben der BWB nicht nachweisbar. Die Anteile an Cadmium und Uran seien im gewonnenen Magnesium-Ammonium-Phosphat viel geringer als in den weltweit stark zurückgehenden Mineraldüngern aus Phosphorressourcen, die üblicherweise zur Düngemittelproduktion verwendet werden. Bereits vier Anlagen zur Phosphorrückgewinnung in Europa sind gebaut worden, fünf weitere weltweit derzeit in Planung.

Kategorie Automobilität: Multimodaler Routenplaner

Im BMW i3 und im BMW i8 steht nach Angaben von BMW das weltweit erste Navigationssystem zur Verfügung, das bei der Zielführung in Großstädten auch das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs berücksichtigt. Die Funktion schlägt dem Fahrer das Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel vor, wenn er sein gewünschtes Ziel dadurch schneller und effizienter erreichen kann. Damit trägt der Multimodale Routenplaner wirksam zur Reduzierung von Staus und Emissionen in städtischen Ballungsgebieten bei.

Neben dem Straßennetz und Echtzeit-Verkehrsinformationen berücksichtigt das innovative Navigationssystem bei der Zielführung auch die Verbindungen und Taktungen des öffentlichen Personennahverkehrs. Auf dieser Basis werden dem Fahrer die ideale sowie mehrere alternative multimodale Routen vorgeschlagen – jeweils mit exakten Angaben über die empfohlenen Nahverkehrslinien und Transportmittel, die Umsteigepunkte, die Länge der zu Fuß zurückzulegenden Strecke und die Gesamtdauer bis zum Erreichen des eingegebenen Ziels.

Nach der Auswahl der bevorzugten Route wird der Fahrer zu einem Park-and-Ride-Platz geführt. Anschließend kann er den multimodalen Routenplan mit Hilfe einer App auf sein Smartphone übertragen. So wird er auch nach dem Umsteigen auf Bus oder Bahn präzise bis zu seinem Ziel und darüber hinaus auch auf dem Rückweg zurück zu seinem Fahrzeug geleitet.

Kategorie Bauen und Wohnen: Holzschaum

Der Preisträger der Kategorie Bauen & Wohnen ist das Fraunhofer-Institut für Holzforschung (Wilhelm-Klauditz-Institut, WKI) mit dem Projekt Holzschaum, einem umweltfreundlichen Dämmstoff. Verliehen wurde der Preis im Bundesumweltministerium in Berlin in Anwesenheit von Staatssekretär Gunther Adler.

Holzschaum vereine positive Materialeigenschaften von erdölbasierten Hartschäumen mit einer sehr guten Öko-Bilanz. Denn er bestehe aus nichts weiter als Holz. Der natürliche Rohstoff wird quasi „aufgeblasen“ und kann nach Trocknung als druckfester Dämmstoff, Verpackungs- oder Leichtbaumaterial genutzt und im Anschluss problemlos recycelt werden.

Kategorie Wasser & Abwasser: Wasser 3.0

Nur rund 3,5 Prozent des gesamten Wasservorkommens der Erde ist Süßwasser. Und weniger als 0,007 Prozent davon steht für den direkten menschlichen Verbrauch zur Verfügung. Mittlerweile sind mehr als 70.000 Stoffe bekannt, die Wasser verunreinigen. Gerade Pharmazeutika, die bislang so gut wie nicht aus dem Abwasser gefiltert werden können, spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Hier setzt das Projekt „Wasser 3.0 – Stressfix“ der Universität Koblenz-Landau an. Ein speziell entwickeltes Hybridkieselgel kann große Mengen pharmazeutischer Rückstände aufnehmen, chemisch umwandeln und binden. Für diese Innovation erhielt die Arbeitsgemeinschaft Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau den Greentec Award in der Kategorie Wasser & Abwasser. Der Preis wurde am 30. April 2015 zusammen mit der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall) bei Veolia in Berlin verliehen.

Kategorie Urbanisierung: Semizentral

Über einen weiteren Gewinner haben wir Sie bereits informiert: Lesen Sie unseren Bericht Ausgezeichnete Siedlungsentwicklung über Semizentral. Ein Bild von der Preisverleihung finden Sie oben in der Bildergalerie. (kk)

Bildergalerie

  • Gewinner in der Kategorie Automobilität: Elmar Frickenstein, Leiter Elektrik/Elektronik und Fahrerarbeitsplatz bei BMW, nahm den GreenTec Award am 13. Mai in München entgegen.

    Gewinner in der Kategorie Automobilität: Elmar Frickenstein, Leiter Elektrik/Elektronik und Fahrerarbeitsplatz bei BMW, nahm den GreenTec Award am 13. Mai in München entgegen.

    Bild: Greentec Awards

  • Kategorie Bauen & Wohnen (von links): Prof. Dr.-Ing. Bohumil Kasal (Institutsleiter), Dr. Julia Scholtyssek, (Naturwissenschaftlerin) und Prof. Dr.-Ing. Volker Thole (Leiter des Fachbereichs Verfahrens-und Systemtechnik Holzwerkstoffe)

    Kategorie Bauen & Wohnen (von links): Prof. Dr.-Ing. Bohumil Kasal (Institutsleiter), Dr. Julia Scholtyssek, (Naturwissenschaftlerin) und Prof. Dr.-Ing. Volker Thole (Leiter des Fachbereichs Verfahrens-und Systemtechnik Holzwerkstoffe)

    Bild: Greentec Awards

  • Kategorie Wasser & Abwasser (von links): Otto Schaaf (Präsident, DWA – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.), Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen (Leiterin der AG Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau), Dr. Stefan Langer (Leiter Geschäftsentwicklung Wasser Veolia) und Marco Voigt (Initiator der GreenTec Awards)

    Kategorie Wasser & Abwasser (von links): Otto Schaaf (Präsident, DWA – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.), Jun.-Prof. Dr. Katrin Schuhen (Leiterin der AG Organische und Ökologische Chemie der Universität Koblenz-Landau), Dr. Stefan Langer (Leiter Geschäftsentwicklung Wasser Veolia) und Marco Voigt (Initiator der GreenTec Awards)

    Bild: Greentec Awards

  • Kategorie Urbanisierung (von links): Dr. Stefan Franzke (Berlin Partner), Prof. Hongbin Chen (Tongji University Shanghai), Dr.-Ing. Susanne Bieker (TUDarmstadt, IWAR), Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner (TU Darmstadt, IWAR) und Christian Rocke (Messe München)

    Kategorie Urbanisierung (von links): Dr. Stefan Franzke (Berlin Partner), Prof. Hongbin Chen (Tongji University Shanghai), Dr.-Ing. Susanne Bieker (TUDarmstadt, IWAR), Prof. Dr.-Ing. habil. Martin Wagner (TU Darmstadt, IWAR) und Christian Rocke (Messe München)

    Bild: Greentec Awards

Verwandte Artikel