Die grüne Welle bringt den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) schneller ans Ziel: Wenige Sekunden bevor sich ein Bus der roten Ampel nähert, übermittelt er seine Position per GPS-Empfänger und Mobilfunknetz (GPRS) an einen Computer. Kurz darauf signalisiert die Ampel dem Fahrzeug freie Fahrt. Was futuristisch anmutet, wird bereits umgesetzt. Die Technik hilft auch Kranken- und Feuerwehrwagen schnellstmöglich und unfallfrei zum Einsatzort zu gelangen – ohne dabei andere Verkehrsteilnehmer zu gefährden und ohne den Querverkehr mehr als unbedingt nötig zu beeinträchtigen.
Wie funktioniert’s?
Sitraffic Stream ist ein Satelliten-basiertes Priorisierungssystem für den öffentlichen Nahverkehr und Rettungsfahrzeuge. Es stellt sicher, dass die Ampeln an den Kreuzungen für Busse und Notfallfahrzeuge automatisch auf Grün geschaltet werden. Das besondere dabei: Die digitale Siemens-Lösung erfordert weder teure Installationen entlang oder auf den Straßen noch aufwendige Fahrzeugumbauten. Stattdessen genügt eine einfach zu montierende Box mit GPS- und GPRS-Antenne. So kann moderne Verkehrstechnik auch für kleinere Städte und Gemeinden wirtschaftlich eingesetzt werden.
Bisher standen nur analoge Priorisierungslösungen für Busse und Rettungsfahrzeuge zur Verfügung, die kleinere Städte und Kommunen aufgrund hoher Implementierungskosten kaum umsetzen konnten. Sitraffic Stream dagegen funktioniert vollständig digital. Lediglich eine kleine On-Board Unit (OBU) mit integrierter GPS- und GPRS-Antenne ist im Fahrzeug zu installieren. Die OBU ermittelt via GPS die Position auf fünf Meter genau und meldet diese an die Zentrale. Wenn vorhandene virtuelle Meldepunkte passiert werden, schaltet die Zentrale die Ampel auf Grün. Sobald das Fahrzeug die Kreuzung überquert hat, schaltet die Ampel wieder zurück in den Normalbetrieb. Wartezeiten bleiben für den übrigen Verkehr minimal.
Zusätzlich werden die Positionsdaten genutzt, um an den Haltestellen aktuelle Abfahrtszeiten der Busse in Echtzeit anzugeben. Für die Fahrgäste ein echter Gewinn: Die Pünktlichkeit im ÖPNV wird verbessert und die Busse fahren zuverlässiger. Zudem sinkt die CO2-Belastung in den Städten, da die Busse besser durch den Verkehr kommen und so gleichzeitig eine echte Alternative für den Individualverkehr bieten.
Auch die Feuerwehr profitiert von dieser Lösung. Die Einsatzwagen müssen im Notfall nicht mehr bei Rot über die Kreuzungen fahren. Mit dem neuen System kann jedes Einsatzfahrzeug jederzeit auf fünf Meter genau lokalisiert werden. In der Regel dauert ein Eingriff am Knoten nicht länger als 40 Sekunden. Die Meldepunkte werden per Software in einer GIS-Karte (Geoinformationssystem) hinterlegt, sie benötigen keinerlei straßenseitige Installationen. Die Rettungskräfte kommen besser und sicherer durch den Verkehr und sind somit schneller am Einsatzort – kostbare Zeit, die Leben retten kann.
In Böblingen, südlich von Stuttgart gelegen, ist Sitraffic Stream für die Feuerwehrpriorisierung und für die Beschleunigung des ÖPNV bereits erfolgreich im Einsatz. In einem Pilotprojekt wurden an vier Kreuzungen Meldepunkte definiert und in zwei Feuerwehr-Einsatzfahrzeugen OBUs eingebaut. Der Erfolg hat alle Beteiligten überzeugt. Die Stadt wird das System nun flächendeckend realisieren.