Mehr Natur in der Stadt verbessert nicht nur die Lebensqualität der Einwohner, sondern hat auch einen bedeutenden ökonomischen Wert. Das ist ein zentrales Ergebnis der dritten Teilstudie von „Naturkapital Deutschland TEEB-DE“. Unter dem Titel „Ökosystemleistungen in der Stadt – Gesundheit schützen und Lebensqualität erhöhen“ machen die Autoren die Bandbreite städtischer Ökosystemleistungen sichtbar und veranschaulichen ihre gesellschaftliche Bedeutung. Zudem stellen sie Ansätze vor, wie solche Werte stärker in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden können.
„Immer mehr Menschen ziehen in die Städte, wollen aber die Natur nicht missen. Allerdings werden Grünflächen von städtischen Kämmerern oft nur als Kostenfaktor wahrgenommen. Darum ist es wichtig, den großen gesellschaftlichen und ökonomischen Wert von urbaner grüner Infrastruktur aufzuzeigen“, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks. Natur in der Stadt verbessere die Luftqualität und das Stadtklima, mildere Hitzewellen und mindere den Lärm.
„Städtische Parks und Gärten fördern den sozialen Zusammenhalt“, sagt der Leiter des dritten TEEB-DE-Berichts, Ingo Kowarik von der Technischen Universität Berlin, „sie führen Jung und Alt zusammen, ebenso unterschiedliche Kulturen. Durch Naturräume werden zudem Naturerfahrungen und -erlebnisse im direkten Wohnumfeld möglich.“ Natur in der Stadt besitze eine große wirtschaftliche Relevanz. Vor allem können Gesundheitskosten eingespart werden. Allein in Berlin seien etwa vier bis fünf Prozent aller Sterbefälle eines Jahres direkt auf Hitze zurückzuführen. Stadtnatur verbessere das Stadtklima und reduziere somit auch hitzebedingte Erkrankungs- und Sterberaten.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Reduzierung von Stress. Allein die drei für das Gesundheitswesen teuersten Erkrankungen, für die Stress als Mitursache gilt, – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen des Haltungs- und Bewegungsapparates und psychische Erkrankungen – verursachen in Deutschland jährlich mehr als 100 Milliarden Euro Krankheitskosten. Auch durch Lärmminderung kann Stadtnatur zur Kostenreduzierung beitragen. In Deutschland lag in den Studien zum Umweltbewusstsein die Zahl derer, die sich durch Straßenverkehrslärm mindestens mittelmäßig gestört fühlten in den vergangenen Jahren konstant über 25 Prozent. Durch die Lärmminderung von bis zu drei dB durch entsiegelte Flächen im Straßenraum oder begrünte Fassaden können gesellschaftliche Kosten erheblich gesenkt werden. Diese liegen pro dB Lärmpegelanstieg zwischen zehn Euro (unter 70dB) und 16 Euro (über 70dB) pro betroffener Person und Jahr.
Die dem Bericht zugrunde liegende ökonomische Betrachtungsweise bietet Verantwortlichen aus verschiedenen Bereichen der Stadt eine Basis, um sich auf gemeinsame Ziele zu verständigen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Sie zeigt die Synergieeffekte auf, die durch Kooperationen in verschiedenen Handlungsfeldern entstehen können. Infrastruktur, Klimaanpassung, Gesundheit, Bildung, Integration, soziale Förderung sowie wirtschaftliche Entwicklung profitieren von der Erhaltung und Stärkung urbaner Ökosystemleistungen und der Biodiversität in der Stadt.