Das „Biobuild Fassadensystem aus Bioverbundwerkstoffen“, das weltweit erste selbsttragende Fassadenpaneel aus Bioverbundwerkstoffen, gewinnt den JEC Innovation Award 2015. Der Preis, den JEC Composites, ein gemeinnütziger Verein zur Förderung von Verbundwerkstoffen, jährlich verleiht, zeichnet die innovativsten Verbundwerkstoff-Lösungen weltweit aus.
Der Energiebedarf für die Herstellung des Fassadensystems ist um bis zu 50 Prozent geringer als bei konventionellen Baustoffen, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen. Das Fassadensystem wurde als Teil des Biobuild-Projektes von Arup Deutschland und GXN Innovation, Kopenhagen, entwickelt.
Ziel des Projekts ist es, innovative Baumaterialien auf Basis natürlicher, schnell nachwachsender Rohstoffe zu entwickeln, die die gebaute Umwelt nachhaltiger gestalten. Diese sogenannten Bioverbundwerkstoffe bestehen aus natürlichen Fasern wie Flachs, Hanf und Jute sowie natürlichen Harzen, die im Zuge der landwirtschaftlichen Verarbeitung als Nebenprodukte von Mais und Zuckerrohr gewonnen werden. Sie lassen sich zu leichten, haltbaren und leistungsfähigen Produkten verarbeiten, die die Nachhaltigkeit von Bausystemen verbessern.
Neben dem mit dem JEC-Award ausgezeichneten Fassadenpaneel wurden auch Vorhangfassaden, interne Trennwände und abgehängte Decken entwickelt. Das Fassadensystem wurde vorrangig für Gewerbeimmobilien entwickelt. Jedes Paneel ist 4 Meter hoch und 2,3 Meter breit und enthält ein Glasfensterelement. Es besteht aus zwei äußeren Bioverbundwerkstoffschalen aus Flachsgewebe und natürlichen Harzen sowie einer innenliegenden Dämmschicht. Die Fassadenelemente werden als Fertigteile auf die Baustelle geliefert.
Die facettierte Geometrie des Fassadensystems optimiert die Energieeffizienz des Gebäudes. Der vorspringende obere Teil des Paneels kann je nach Lage und Ausrichtung variieren. Er bietet Verschattung und reduziert damit Kühllasten. Aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit von Bioverbundstoffen ermöglichen diese integrierten Verschattungselemente eine hochgedämmte Außenhaut.
Das Projektteam entwickelte das Fassadensystem unter Berücksichtigung der strengen thermischen, baulichen und brandschutztechnischen Anforderungen der Bauverordnungen in Deutschland, Dänemark, Großbritannien und Spanien. Die Produktentwicklung erfolgte nach dem Lebenszyklus-Modell. Sämtliche Bestandteile des Systems können leicht voneinander getrennt und am Ende des Lebenszyklus entweder recycelt oder wiederverwendet werden.