Erneuerbare Chemikalien Aus Müll wird Methanol für die Chemie-Industrie

Neue Perspektive für Plastikmüll: In einer Anlage am Hafen von Rotterdam entstehen künftig Rohstoffe für die Chemie aus Abfall. Auch Kunststoffabfälle bekommen dann – sofern sie nicht recycelbar sind – eine zweite Chance.

20.02.2018

In Rotterdam entsteht die europaweit erste Anlage, die erneuerbare Chemikalien aus Abfall erzeugen soll. Das Projekt stellt eine nachhaltige Alternativlösung für nichtrecycelbare Kunststoffe und andere Mischabfälle dar und hat bereits namhafte Finanzierer gefunden, die direkt von der Anlage profitieren.

Am Hafen von Rotterdam ist einiges los im Moment. Gerade erst haben die Betreiber den Einsatz von IoT-Technologien angekündigt, da macht der Hafen schon wieder von sich reden: Ein Konsortium von Unternehmen bestehend aus Air Liquide, AkzoNobel Specialty Chemicals, Enerkem und dem Hafen von Rotterdam plant, eine hochmoderne Anlage zur Umwandlung von Abfall in Chemierohstoffe in Rotterdam zu errichten.

Die Anlage soll die erste ihrer Art in Europa sein, um eine nachhaltige Alternativlösung für nichtrecycelbare Abfälle bereitzustellen, indem sie Kunststoffabfälle und andere Mischabfälle in neue Rohstoffe umwandelt.

200 Millionen Euro für das Nachhaltigkeitsprojekt

Die Partner haben in dieser Woche eine Projektentwicklungsvereinbarung unterzeichnet, die die Anfangsinvestitionen regelt. Die Anfangsinvestitionen in Höhe von neun Millionen Euro decken die detaillierte Konzeption, die Gründung eines speziellen Joint-Ventures und den Abschluss des Genehmigungsprozesses ab. Das Konsortium beabsichtigt, die endgültige Investitionsentscheidung über das Projekt mit einer geschätzten Höhe von 200 Millionen Euro noch dieses Jahr zu fällen.

Die Realisierung des Projekts wird durch das niederländische Ministerium für Wirtschaftsangelegenheiten und Klimapolitik unterstützt, das sich verpflichtet hat, Mechanismen und Vorschriften auszuarbeiten, die helfen sollen, diese neue Technologie zum vollen Einsatzumfang zu bringen, um die Klimaziele der niederländischen Wirtschaft zu unterstützen. Ferner wird das Projekt von der Stadt Rotterdam, der Provinz Zuid-Holland und von Innovationquarter, der regionalen Entwicklungsagentur, unterstützt.

Abfall von 700.000 Haushalten als Treibstoff für die Chemie

Die Anlage wird bis zu 360.000 Tonnen Abfälle in 220.000 Tonnen (270 Millionen Liter) umweltfreundliches Methanol umwandeln. Zum Vergleich: Das entspricht der gesamten jährlichen Abfallmenge von 700.000 Haushalten und stellt CO2-Emissionseinsparungen von etwa 300.000 Tonnen dar. „Dies ist ein wichtiger Meilenstein für das Projekt und ein bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigen und kreislaufbasierten chemischen Industrie“, sagt Marco Waas, Leiter von FE&I bei AkzoNobel Specialty Chemicals, das den Lenkungsausschuss des Konsortiums leitet.

Die Anlage wird im Gebiet von Botlek des Rotterdamer Hafens mithilfe von Enerkems geschützter Technologie gebaut und soll nichtrecycelbare Mischabfälle, einschließlich Kunststoffe, in Synthesegas und dann in sauberes Methanol umwandeln. Dieses kann dann in der chemischen Industrie und im Transportsektor zum Einsatz kommen. Bisher wird Methanol in der Regel aus Erdgas oder Kohle erzeugt.

Die Anlage wird über zwei Produktionslinien verfügen, was der doppelten Aufnahmekapazität von Enerkems großtechnischer Anlage in Edmonton, Kanada, entspricht. Dabei wird sie von der hochmodernen Infrastruktur profitieren, die im Hafen von Rotterdam zur Verfügung steht, sowie von Synergien mit Air Liquide (Großindustrien) zur Belieferung mit dem erforderlichen Sauerstoff und zusammen mit AkzoNobel mit dem Rohstoff Wasserstoff. AkzoNobel ist außerdem auch ein Abnehmer für das Methanol.

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