„Da das für die heimische Bioethanolherstellung verwendete Futtergetreide für den menschlichen Verzehr qualitativ nicht geeignet ist, muss die Aussage von Minister Özdemir als verzerrend bezeichnet werden. Es ist vielmehr so, dass mit jeder Tonne Bioethanol gleichzeitig rund eine Tonne hochwertiges, eiweißreiches Futtermittel produziert wird. Dadurch verringert Deutschland seine Importabhängigkeit von Futtermitteln aus Übersee und stärkt gleichzeitig seine Ernährungssicherheit“, betont Norbert Schindler, Vorsitzender des BDBe.
Gleichzeitig reduziert die Beimischung von Bioethanol zu Benzin die CO2-Emissionen im Straßenverkehr um etwa 3 Millionen Tonnen jährlich. „Biokraftstoffe sind aktuell und auch in den nächsten Jahren die einzig wirksame Möglichkeit zur Treibhausgasminderung im Straßenverkehr. Mehr als 45 Millionen Pkw mit Verbrennungsmotoren, die auch nach 2030 noch auf deutschen Straßen unterwegs sein werden, können nur mit erneuerbaren Kraftstoffen defossilisiert werden“, so Schindler zur Bedeutung von Biokraftstoffen.
Nebenwirkungen schaden den Nachhaltigkeitsvorhaben
Zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr reicht es nach Auffassung des BDBe nicht aus, allein auf den Markthochlauf der Elektromobilität zu setzen. Denn dieser kann nur langfristig zur CO2-Minderung beitragen, mittelfristig fehlt es an der notwendigen Menge an klimafreundlichem Strom und an E-Fahrzeugen. Ohne alternative Kraftstoffe ist es nicht möglich die Klimaschutzziele im Verkehrssektor in den kommenden Jahren zu erreichen.
„Statt erneuter Verbotsszenarien für die Nutzung nachhaltiger Biokraftstoffe sollte die Bundesregierung einen realistischen Fahrplan vorlegen, wie der Verkehrssektor noch unabhängiger von fossiler Energie – insbesondere Kraftstoffen – werden kann“, betont der BDBe-Vorsitzende. Erforderlich hierfür ist die Erstellung einer Nationalen Kraftstoffstrategie mit konkreten Vorschlägen, wie beispielsweise einer Erhöhung der Beimischungsanteile und dem Abbau regulatorischer Hemmnisse für alle Arten von erneuerbaren Kraftstoffen.
Schindler betont zudem, dass die Forderung des Bundeslandwirtschaftsministers die Nebenwirkung habe, die Nachhaltigkeitsvorhaben und Resilienz anderer Sektoren wie der Industrie zu schwächen. „Ethanol wird europaweit auch als Basischemikalie eingesetzt und für diesen Zweck nicht mehr aus fossilen Quellen gewonnen. Es ist damit auch elementarer Bestandteil der Liefer- und Produktionsketten der heimischen pharmazeutischen und der chemischen Industrie“, so Schindler abschließend.
Der BDBe vertritt branchenübergreifend die Interessen seiner Mitgliedsunternehmen und -verbände, deren Spektrum von der landwirtschaftlichen Produktion der Rohstoffe bis zur industriellen Erzeugung und Weiterverarbeitung von Bioethanol und aller Co-Produkte reicht. Zu den Co-Produkten zählen DDGS, CDS, biogene Kohlensäure, Gluten, Hefe, Biomethan und organischer Dünger. Für Kraftstoffanwendungen, für Getränke und Lebensmittel oder die chemische Industrie wird unterschiedlich klassifiziertes Bioethanol aus Futtergetreide, Zuckerrüben oder biogenen Abfall- und Reststoffen produziert. In Deutschland enthalten die derzeit an Tankstellen angebotenen Benzinsorten zwischen 5 Prozent und 10 Prozent zertifiziert nachhaltiges Bioethanol.