Die Umfragen des Institutes für Wirtschaftsforschung Ifo zeigen, wie gravierend sich das Geschäftsklima der Chemieindustrie verschlechterte. Besonders der Vergleich mit dem Vorjahresmonat Juli zeigt, wie problematisch die Situation ist. Dort lag der Wert noch bei 11,8 Punkten. „44 Prozent des Energieverbrauchs in der Chemischen Industrie entfallen auf Erdgas. Hinzu kommt, dass Erdgas eine wichtige Rolle bei der Produktherstellung spielt. Für rund 30 Prozent aller Chemieprodukte ist der Einsatz von Erdgas notwendig“, sagt Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf.
Rund die Hälfte der Gasimporte stammt aus Russland. Zudem klagt mehr als die Hälfte der Unternehmen in der Chemischen Industrie über Materialmangel, der nach Erwartungen der Unternehmen noch mindestens in das erste Halbjahr 2023 andauern dürfte.
Lieferschwierigkeiten verstärken Situation
Hinzu komme, dass die Einfuhrpreise für chemische Vorprodukte ebenfalls stark angestiegen sind. „Bereits im Mai 2022 lagen die Einfuhrpreise für sonstige anorganische Grundstoffe und Chemikalien mehr als 65 Prozent über dem Stand des Vorjahresmonats. Für Düngemittel und Stickstoffverbindungen stiegen sie im Mai 2022 sogar um rund 170 Prozent“, sagt Wolf.
Gleichzeitig gingen im Mai 2022 die Exporte chemischer Produkte nach Russland um 49 Prozent und in die Ukraine um 40 Prozent zurück im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Eine baldige Wende ist im Außenhandel mit Russland nicht in Sicht. Laut Ifo-Umfragen haben 40 Prozent der befragten Chemieunternehmen die Exporte nach Russland ganz ausgesetzt. Für 29 Prozent ist eine Fortführung der Exportbeziehungen nicht absehbar“, sagt Wolf.