Markt und Endverbraucher haben beim Thema nachhaltige Verpackungsmaterialien spürbar Druck aufgebaut. Dabei schienen die beliebten Kunststoffe für die Verpackungsentwicklung über lange Zeit das optimale Material zu sein: Sie sind günstig in der Produktion, präzise formbar, vielseitig, sehr leicht und vor allem dicht. Für viele Produkte, die vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen, um ihre Qualität zu behalten, ist die Dichtigkeit eines der wichtigsten Kriterien für eine gute Verpackung.
Doch die Nebenwirkungen der Kunststoffproduktion lassen sich nicht mehr verleugnen – Stichwort: Umweltschutz. Valentin Köhler, Verpackungsentwicklung bei Schubert, bestätigt das: „Kunststoff als Verpackungsmaterial befindet sich seit zehn Jahren in einer kritischen Diskussion.“
Branchentrend Karton
Der aktuelle Trend in der Verpackungsentwicklung ist unübersehbar: Dort, wo bei Verpackungen auf Kunststoff verzichtet werden kann, wird das Material inzwischen durch Karton ersetzt. Beispiele gibt es viele: von der Lochmaske für Joghurtbecher über Trays mit integrierten Trennstegen oder Schupprampen für Kekse bis hin zu Einsätzen für die Produktfixierung und Wrap-around-Kartons bei Getränken.
Dabei ist die neue Lösung eigentlich die alte. Denn Karton, das klassische Material für Verpackungen seit vielen Jahren, ist auch eins der nachhaltigsten: Dank des nachwachsenden Rohstoffs Holz und der hohen Recyclingquote ist der Wirkungsgrad bei Karton besonders groß.
Köhler erklärt: „Die einzige Notwendigkeit für die Verwendung von Kunststoff ist heute nur noch die Dichtigkeit von Verpackungen, um eine längere Produkthaltbarkeit zu gewährleisten.“ Zu sehen ist das bei den Folien für Schlauchbeutelverpackungen. Hier befinden sich die papierbasierten Alternativen noch im Anfangsstadium der Entwicklung.
Karton als Herstellerkompetenz
In Europa ist der Trend zum Karton durch die strengen gesetzlichen Vorgaben bereits sehr stark geworden. Das spürt auch der Verpackungsmaschinenbauer Schubert. „Karton wird von den Herstellern inzwischen noch mehr nachgefragt“, bestätigt Köhler. Ein guter Zeitpunkt also, um seine Verpackungen zu überdenken – erst recht bei einer geplanten Automatisierung.
Gerade in der Konzeptionsphase einer neuen Verpackungsmaschine ergibt sich viel Spielraum, Produktverpackungen auch in Bezug auf Nachhaltigkeit zu prüfen und in der Verpackungsentwicklung mehr Karton einzusetzen. Als Verpackungsmaschinenhersteller, der schon vor 50 Jahren hauptsächlich mit Karton gearbeitet hat, kann Schubert bei diesem Material eine große Erfahrung und Kompetenz vorweisen.
Das zeigt sich in den flexiblen Verpackungsmaschinen: In vielen Schubert-Anlagen lassen sich sowohl Kunststoff- als auch Kartonverpackungen verarbeiten. Voraussetzung dafür sind Verpackungen, die maschinengängig entwickelt werden. Bei Schubert übernimmt Köhler diese Aufgabe im Bereich der Kartonverpackungsentwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Kunde mit einer fertigen Produktverpackung, einem konkreten Entwicklungsauftrag oder einer gewissen Offenheit für Modifizierungen an bestehenden Verpackungen auf Schubert zukommt.
Einzig die Verpackungen für sehr empfindliche und zerbrechliche Produkte sind manchmal schwierig mit Karton zu realisieren. Hier ist unter Umständen ein Kompromiss zwischen den Beteiligten notwendig. Doch Köhler ist überzeugt: „Es ist praktisch immer möglich, eine maschinengängige funktionale Alternative aus Karton zu entwickeln.“
Schachtelkonzept entscheidend
Generell wählen die Kundenberater von Schubert aus einem Pool von rund zehn Grundkonstruktionen mit bewährten Verpackungstypen und greifen auf ihre Erfahrung zurück, um eine erste Idee der Verpackung zu bekommen. Konstruiert wird dann in einem CAD-System, dessen Ergebnis als ein oder mehrere Musterbeispiele mit dem Kunden abgestimmt werden.
Wichtig für Verpackungsmaschinen wie die von Schubert ist zum einen der Zuschnitt und zum anderen die Größe der Verpackung. Denn obwohl die meisten Schachteln quaderförmig sind, mit einem Längen-, Breiten- und Höhenmaß, können die Zuschnitte sehr unterschiedlich ausfallen.
Das hat Auswirkungen auf die Funktionsweise des Kartonaufrichters in der Verpackungsmaschine, aber auch auf die Magazinplatten, aus denen der Roboter die flachliegenden Zuschnitte entnehmen soll. Denn das Magazin im Kartonaufrichter bestimmt die Leistung der gesamten Anlage. Je mehr Zuschnitte in einem Magazin nebeneinander passen, sodass der Roboter gleichzeitig darauf zugreifen kann, desto mehr Leistung lässt sich in der Anlage realisieren.
Für eine maschinengängige Verpackung ist also die Konzeption der Schachtel bei der Verpackungsentwicklung wesentlich. Doch natürlich müssen auch die anderen Anforderungen für Transport und Verkauf erfüllt werden.
Deshalb arbeiten die Schubert-Experten bei der Entwicklung einer neuen Verpackung eng mit dem Verpackungslieferanten des Kunden zusammen und befinden sich im ständigen Austausch. So lassen sich beispielsweise auch Kundenwünsche nach materialsparenden, kostengünstigeren Lösungen, anderen Verpackungsformaten, mehr Marketingfläche auf der Verpackung für den Point of Sale oder effizientere Transportlösungen mit einer größeren Anzahl an Produkten pro Sekundärverpackung umsetzen.
Die Entwicklung einer neuen Verpackung birgt für Kunden nicht nur im Hinblick auf Nachhaltigkeit und zukunftssichere Verpackungen also einiges an Potenzial, das sie geschickt nutzen können.
Zukunft in vollem Gang
Für Köhler ist das Zukunftsthema Nachhaltigkeit in der Verpackungsentwicklung längst bei den Maschinenbauern angekommen. „Die Trendwende hin zu nachhaltigen Verpackungslösungen ist nicht nur in Sicht, sondern in vollem Gange“, sagt der Verpackungsexperte. Maschinenbauer, die diesen Trend nutzen möchten, sollten neue Anlagen bereits jetzt im Hinblick auf spätere Umrüstungen planen und konstruieren.
Bei den nachhaltigen Materialien lässt sich hingegen noch spekulieren, wohin die Reise geht. Denn so praktisch Karton momentan zu sein scheint – es gibt weitere Optionen, an denen geforscht wird.
Zum Beispiel im Bereich Upcycling: Welches günstige, einfache Abfallprodukt könnte die Basis für ein ganz neues Verpackungsmaterial sein? Ein kleiner Geheimtipp ist Graspapier. Bis zu 30 Prozent beträgt der Anteil an Grünschnitt in solchen Papieren bereits. Ein Ansatz, mit dem die Verpackungsbranche in Zukunft vielleicht den nächsten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit vollzieht.