Kommentar Industrie 4.0 – vom Schlagwort zum Kundennutzen

Dr. Christian Debus übernahm 2018 als President PA Global die Gesamtleitungsfunktion von Process Automation Solutions. Sein ausgeprägter Unternehmergeist, eine nachgewiesene Erfolgsbilanz und die Leidenschaft, Menschen zu inspirieren und ihr volles Potenzial auszuschöpfen, zeichnen ihn aus.

Bild: Process Automation Solutions
15.10.2019

Industrie 4.0 gilt als Produktivitätstreiber und spielt für die Wertschöpfung eine wichtige Rolle. Doch wo liegt der Nutzen für Anlagenbetreiber mit gut automatisierten Produktionslinien?

Dr. Christian Debus war mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2019 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .

Automatisierung ist das entscheidende Thema – für den Automatisierer. Für unsere Kunden geht es jedoch nicht primär um Automatisierung. Sie sind an einer effektiven und effizienten Produktion interessiert.

Ähnlich ist es beim Thema Industrie 4.0. Alle reden darüber, jeder arbeitet daran. Aber was bringt es produzierenden Unternehmen unterm Strich? Wie wird dieser Nutzen gehoben und woran scheitern vielen Initiativen?

An vielen Punkten geht Zeit verloren

Alles startet mit dem Produktionsprozess. Den gilt es zunächst einmal ganzheitlich so zu gestalten, dass er die Ziele des Kunden bestmöglich erfüllt. Selbst hochautomatisierte Anlagen haben an vielen Stellen Prozessschritte, bei denen Zeit und Flexibilität verloren geht. Ohne einen ganzheitlichen Ansatz ist es nur schwer abzuschätzen, ob die Investition in eine schnellere Anlage oder in die Teilautomatisierung eines Handarbeitsplatzes zielführender ist.

Das ist allerdings nicht die übliche Brille, durch die der Automatisierer blickt. Er versucht einzelne Produktionsstufen bestmöglich zu automatisieren. Ist der Produktionsprozess ganzheitlich optimiert, gilt es, das bestehende Equipment so zu integrieren, dass eine übergeordnete Steuerung aller Anlagenteile möglich ist. Nur dann kann man auch im laufenden Betrieb kontinuierlich am Gesamtoptimum arbeiten.

In einem Greenfield-Projekt ist das einfach umzusetzen, bei der Integration einer bestehenden Produktion jedoch sehr anspruchsvoll. Dann haben wir es üblicherweise mit inhomogenen Anlagen und Systemen zu tun, also hochmoderne Anlagen neben alten Maschinen, Steuerungssysteme von verschiedenen Herstellern und oft noch zusätzlich IT-Sonderlösungen. Genau an diesem Punkt scheitert die Digitalisierung der Produktion im wahren Leben häufig: Es sind Milliarden­investitionen vorhanden, die man nicht einfach ersetzen kann und die schwierig zu integrieren sind.

Hier ist es wichtig, einen Partner zu haben, der system- und herstellerunabhängig verschiedene Anlagen, Steuerungssysteme und IT-Lösungen miteinander vernetzen kann. Ist es gelungen, Produktionsprozesse ganzheitlich zu optimieren und das bestehende Equipment auf eine Plattform zu integrieren, können Big Data Analytics und Künstliche Intelligenz ihre Wirkung voll entfalten. Der Betreiber verfügt über eine zu jeder Zeit entsprechend seinen Zielen optimierte Produktion.

Finanzielle Freiräume schaffen

Auf diese Weise lässt sich der Nutzen der Digitalisierung auch erreichen: unternehmensweite OEE (Overall Equipment Efficiency). Die Potenziale in den bestehenden Anlagen und Systemen sind enorm. Kann man sich durch intelligente Optimierung und Betrieb Investitionen in neue Anlagen sparen, schafft man sich gleichzeitig finanzielle Freiräume.

Anlagenbetreiber und Produktionsverantwortliche sollten also einen Partner wählen, der herstellerunabhängig bestehende Anlagen und Systeme integriert und der aus den Lösungen, die am Markt vorhanden sind, diejenigen nutzt, welche im individuellen Kontext für den Kunden aus dessen Big Data den höchsten Nutzen ziehen.

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