Digitalisierung ist heute in aller Munde. In Bezug auf die Lebensmittel- und Pharmabranche stellt sich die Frage: Welchen Einfluss hat dieser Trend auf die beiden Industrien?
Elisa Hein
Beide Branchen haben in den letzten Jahren erheblich in die Automatisierung und die Optimierung von Prozesssicherheit investiert. In der Lebensmittelindustrie liegt der Schwerpunkt auf einer maximalen Ausbringungsrate, oft mit Hilfe von Pick-and-Place-Robotern, die unermüdlich und mit hohen Geschwindigkeiten arbeiten. Pharmahersteller konzentrieren sich vorrangig darauf, Produktverluste zu verringern – vor allem bei der Herstellung teurer und hochspezialisierter Medikamente in kleinen Chargen, zum Beispiel für die individuelle Krebsbehandlung.
Wie genau können digitale Lösungen zur Steigerung der OEE beitragen?
Elisa Hein
Digitale Lösungen helfen dabei, Verbesserungspotenziale zur Kostensenkung, Produktivitätssteigerung oder Ressourceneinsparung zu erkennen. Die verwendete Software schafft die Grundlage für datenbasierte Entscheidungen: Sie erhebt Produktions- und Maschinendaten, bewertet und visualisiert sie – und sorgt so für volle Leistungstransparenz. Werfen wir einen Blick auf einige Anwendungsbeispiele für digitale Lösungen: Durch die Auswertung von Fehlermeldungen werden die häufigsten Gründe für Maschinenstillstände identifiziert. Diese werden nach Anzahl und Dauer beispielsweise in einem Pareto-Diagramm visualisiert.
Es klingt, als ob digitale Lösungen eine Reihe von Vorteilen bieten. Warum nutzen sie dann nicht schon mehr Hersteller?
Elisa Hein
Viele Hersteller zögern, in digitale Lösungen zu investieren, da sie sich des enormen Potenzials nicht bewusst sind, das sie in Bezug auf Leistungssteigerung und Kostensenkung bieten. Die erste Implementierung bringt zugleich einige Herausforderungen mit sich: Viele Hersteller verwenden Maschinen von verschiedenen Anbietern, unterschiedlicher Art und Alters in ihren Produktionen. Diese verfügen meist nicht über standardisierte Schnittstellen. Um alle Maschinen über eine Plattform zu vernetzen, braucht man den richtigen Partner, der bei der Implementierung fachkundig unterstützt.
Gibt es eine Lösung für die Herausforderung, diese Systeme zu vernetzen?
Elisa Hein
Das hängt davon ab, ob wir über neue oder bestehende Maschinen sprechen. Unsere neuen Maschinen sind alle IoT-fähig: Sie verfügen über eine standardisierte digitale Schnittstelle, die es ermöglicht, die Maschinen untereinander, mit der Syntegon-Softwarelösung oder mit dem kundeneigenen Manufacturing Execution System (MES) zu verbinden.
Warum sollten Ihre Kunden in digitale Lösungen von Maschinenhersteller investieren, anstatt sich an einen Software-Spezialisten zu wenden?
Elisa Hein
Maschinenhersteller kennen ihre eigenen Anlagen am besten. Dieses Know-how ist ausschlaggebend, wenn man das volle Potenzial einer Produktion ausschöpfen will. Mit unserer neuen cloudbasierten Softwarelösung Synexio zum Beispiel profitieren Kunden von unserer Branchenkompetenz. Aber noch wichtiger ist, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Unsere Expertinnen und Experten helfen bei der Interpretation der Daten, unterstützen bei notwendigen Maschinenmodernisierungen oder schulen das Bedienpersonal.
Erzählen Sie uns ein wenig mehr über Synexio.
Elisa Hein
Synexio ist in drei Paketen erhältlich: Monitor, Uptime und Empower; letzteres wird 2024 im Markt eingeführt. Synexio-Monitor visualisiert verschiedene KPIs und bietet eine sichere Datenverbindung, um sicherzustellen, dass die Produktions- und Maschinendaten in einem ISO-zertifizierten Managementsystem gespeichert werden.
Welches Feedback haben Sie kundenseitig erhalten, und wie sind Sie bei der Umsetzung vorgegangen?
Elisa Hein
Es war uns wichtig, dass unsere Kunden die Vorteile von Synexio-Monitor kennenlernen, also haben wir eine kostenlose Testphase angeboten. Viele waren schon vor Ablauf der Testphase an einer langfristigen Implementierung interessiert. Das Feedback der Kunden war sehr positiv, da sie von Anfang an greifbare Ergebnisse erzielten. Ein Hersteller erkannte beispielsweise, dass ein falscher Folienrollenwechsel an seinen Maschinen eine Ursache für ungeplante Ausfallzeiten war – und konnte sofort entsprechende Maßnahmen ergreifen.
Das klingt, als hätte Monitor einen wirklich guten Start gehabt. Wie geht es für Synexio weiter? Wie werden Sie mit dem anhaltenden Trend zu noch mehr Digitalisierung Schritt halten?
Elisa Hein
Jetzt geht es darum, die Vorteile von Synexio noch mehr Kunden zugänglich zu machen. Außerdem bleiben wir mit denjenigen, die Synexio bereits nutzen, im Austausch. Dazu gehört unter anderem, dass wir ihre spezifischen Anforderungen, ihr Feedback und ihre Erfahrungen bei den nächsten Versionen unserer Software berücksichtigen, um ein Tool mit bestmöglicher Benutzerfreundlichkeit zu entwickeln. Darüber hinaus entwickeln wir bereits weitere Funktionen zur Zustandsüberwachung entscheidender Maschinenkomponenten, sodass Hersteller beim Erreichen kritischer Schwellenwerte benachrichtigt werden – und ihre Ausfallzeiten noch weiter minimieren können.