Klimaschutzprogramm 2023 Mini-Biogasanlagen als Schlüssel zur nachhaltigen Landwirtschaft?

Das BMEL fördert Entwicklung kompakter Biogasanlagen für kleine Viehbetriebe.

Bild: IStock, Aleksander Tumko
16.11.2023

Klimaschutz im Stall: Inmitten des fortschreitenden Klimawandels setzt das Klimaschutzprogramm 2023 der Bundesregierung klare Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Landwirtschaftssektor. Ein Schwerpunkt dieser Initiative liegt auf der Förderung von Mini-Biogasanlagen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung von Wirtschaftsdüngern ermöglichen.

Das jetzt von der Bundesregierung beschlossene Klimaschutzprogramm 2023 schreibt die Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen für den Landwirtschaftssektor fort und beinhaltet auch die verstärkte Vergärung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen.

Neue Förderung für Mini-Biogasanlagen

Mit der Förderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben zielt das BMEL darauf ab, die verfügbaren Wirtschaftsdüngerpotenziale weiter zu erschließen. Einige der geförderten Vorhaben beschäftigen sich mit der Entwicklung von Anlagenkonzepten für die Vergärung kleiner Gülle- und Mistmengen. In zahlreichen kleinen Viehbetrieben sind die anfallenden Wirtschaftsdüngermengen zu gering, um eine eigene Biogasanlage wirtschaftlich betreiben zu können. Für diese Betriebe entwickelt die Firma Staramag Stahl- und Maschinenbau Rade gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Partner eine robuste Containerbiogasanlage mit einer Leistung von maximal 30 kWel. Um die Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, sollen der Strom und die Wärme der Anlage dem Eigenverbrauch des jeweiligen Betriebs dienen. Die modulare Bauweise, ein hoher Vorfertigungsgrad und die serielle Fertigung versprechen drastisch gesenkte Investitionskosten.

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Universität Hohenheim, die in ihrem Verbundvorhaben eine Güllekleinanlage für Betriebe mit einem Tierbestand ab circa 170 Großvieheinheiten entwickelt. Für geringe Investitions- und Betriebskosten soll hier die weitgehend digitalisierte Anlage und der kostengünstige und vollständig recycelbare Fermenter mit Wärmerückgewinnung sorgen, der in Holz-Sandwichbauweise errichtet wird.

Biogasanlagen in gemeinsamer Bewirtschaftung

Eine weitere Möglichkeit zur wirtschaftlichen Erschließung der Gülle- und Mistmengen kleiner Viehbetriebe sind Gemeinschaftsanlagen, in denen die Wirtschaftsdüngermengen verschiedener Tierbetriebe gemeinsam vergoren werden. Die Firma regineering entwickelt eine Lösung zur gemeinsamen Vergärung von Festmist. Dabei werden spezielle Fermentercontainer auf dem Landwirtschafsbetrieb befüllt und anschließend für die Biogaserzeugung an einen zentralen Standort transportiert. Die teilmobilen Boxenfermenter werden im Wechselmodell betrieben und dienen sowohl dem Substrattransport als auch der Fermentation. Am Standort des Blockheizkraftwerkes werden sie an das Gassystem angeschlossen und mit Impfschlamm beregnet, sodass die Gasproduktion zügig in Gang kommt. Das kostengünstige Betreibermodell soll auch geringe Mistmengen, zum Beispiel bei der Geflügelhaltung, für die Biogaserzeugung erschließen.

Im Fokus der BMEL-Förderung steht auch die Effizienzsteigerung der Wirtschaftsdüngervergärung. Insbesondere beim Einsatz von hohen Festmistmengen steigt der Energiebedarf für Rührwerke, Pumpen und gegebenenfalls eine Gärrestnachbehandlung. Das Ingenieurbüro Buse und das Deutsche Biomasseforschungszentrum wollen in ihrem Vorhaben ein Ultraschall-Desintegrationsmodul an einer Bestandsanlage installieren und im Voll-und Teilstrom erproben. Ziel ist es, die Substrateffizienz zu erhöhen und die Gesamtenergiebilanz der Biogasanlage zu optimieren.

Vergärung von Pferdemist

Anfang des Jahres 2024 starten zwei weitere interessante Modell- und Demonstrationsvorhaben. Zum einen möchte das Unternehmen Schockemöhle Bioenergie gemeinsam mit dem Institut für Biogas, Kreislaufwirtschaft und Energie auf dem Gelände des Pferdezucht-Gestüts Lewitz in Mecklenburg-Vorpommern eine Biomethananlage zur Vergärung von Pferde- und Geflügelmist sowie pflanzlichen Reststoffen mit Biomethanverflüssigung errichten. Die Partner planen eine optimierte Substratlogistik und ein speziell auf das Substrat zugeschnittenes Aufbereitungssystem mit optimaler Störstoffabtrennung zu entwickeln, sodass große Mengen an Pferdemist unterschiedlicher Standorte möglichst frisch und störstofffrei in der Anlage einsetzbar sind.

Zum anderen möchte Bioenergy Concept gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg eine Biomethananlage für die Vergärung von Wirtschaftsdüngern mehrerer landwirtschaftlicher Tierhaltungsbetriebe realisieren. Das erzeugte Biomethan soll vornehmlich für den Verkehrssektor bereitstehen. Die hierfür nötige Prozesswärme liefert eine Pyrolyseanlage. Die erzeugte Biokohle soll in der Tierfütterung und zur Stabilisierung der Prozessbiologie im Fermenter zum Einsatz kommen. Sie trägt so zur Aufwertung der Gärreste und zum Humusaufbau der landwirtschaftlichen Flächen bei.

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