Feldgeräteintegration Mit Schwung in die Zielgerade

Auch mit FDI-Technik sollen Anwender die gewohnten technischen Features bestehender Geräte wie des Coriolis-Durchflussmessgeräts Sitrans FC430 weiter nutzen können.

Bild: Siemens
30.10.2015

Dort, wo die Bereiche Prozessleittechnik und Feldgeräte eng zusammenarbeiten, entsteht die ideale Basis, um die standardisierte Geräteintegration schnellstmöglich in reale Produkte umzusetzen. Siemens rechnet sich daher gute Chancen aus, als FDI-Host-Anbieter als einer der Ersten die Ziellinie zu überqueren.

Sehr früh hat Siemens erkannt, welche Vorteile FDI bietet. Um das Innovationspotenzial der Technologie zu erschließen, hat das Unternehmen die Entwicklung von Anfang an aktiv mitgestaltet. Im März 2015 wurden die endgültigen Spezifikationen von FDI, das Entwicklungstool IDE (Integrated Development Environment) und die gemeinsam entwickelten Softwarekomponenten verabschiedet. Nun macht es Sinn, an entsprechenden Produkten zu arbeiten. Der Zeitpunkt für die Entwicklung wirtschaftlicher, anwenderfreundlicher und kundenorientierter Lösungen ist gekommen.

Siemens konzentriert sich gegenwärtig auf die Weiterentwicklung des Feldgeräte-Managementtools Simatic PDM (Process Device Manager) zu einem FDI Host. Das universelle, herstellerneutrale Werkzeug für die Parametrierung, Inbetriebsetzung, Diagnose und Wartung von intelligenten Feldgeräten und Feldkomponenten ist ein Produkt der Simatic PCS7-Familie. Es ist somit ein entscheidendes Tool für die Integration der Feldgeräte in das Leitsystem. Simatic PDM stellt die unmittelbare Schnittstelle zwischen den Feldgeräten und dem Automatisierungs- und Prozessleitsystem von Siemens dar und bietet ideale Voraussetzungen zur Verwendung als FDI Host.

Den Beweis dafür lieferte der Hersteller auf der Namur-Hauptsitzung 2013 in Bad Neuenahr mit seinem FDI-Demonstrator. Dieser Prototyp basierte auf Simatic PDM und beinhaltete bereits FDI Packages verschiedener Anbieter. Damit konnten die Geräte in gleicher Weise wie mit den üblichen EDDs parametriert werden. Daneben zeigte PDM, wie ein frei programmierbares UIP (User Interface Plug-in) – vergleichbar mit den DTMs (Device Type Manager) bei FDT (Field Device Tool) – aussehen könnte.

Siemens, Komplettanbieter für die Prozessindustrie, bleibt seiner Strategie seit zehn Jahren treu und sieht FDI als logische Weiterentwicklung der aktuellen Technik. Dabei ist die harmonisierte Geräteintegration ein wichtiger Meilenstein. Das Feldgeräte-Managementtool Simatic PDM wandelt sich kontinuierlich vom Heute ins Morgen und wird seine volle FDI-Fähigkeit im Laufe seiner beständigen Produktentwicklung erreichen. So wird im Verlauf der Produktpflege in einer der nächsten Versionen aus einem reinen EDD Host ein System werden, das parallel zu den bestehenden Integrationsarten FDI Packages verarbeiten kann.

Freie Wahl beim Automatisierungssystem

Niemand muss bei einer Hochrüstung seines Siemens-Automatisierungssystems oder des Gerätemanagementtools für die bereits installierte Basis von Feldgeräten auf die neue Technologie umsteigen. Dazu besteht keine Notwendigkeit, da Siemens weiterhin die bisherigen Integrationsarten unterstützt. Der Anwender hat die freie Wahl. Allerdings dürften zukünftige Feldgeräteintegrationen überwiegend über die FDI-Integrationstechnologie erfolgen, da die Feldgerätehersteller in Zukunft vorrangig FDI-Gerätebeschreibungspakete anbieten werden.

FDI wirkt – und bleibt unsichtbar

Der Vorteil schlechthin: Ein Tool für alle – ohne Einschränkung. Ob Integration mittels Legacy-EDD oder im FDI-Kontext, alle Feldgeräte laufen im selben System. Bei Siemens wird es keinen Technologiebruch geben. Die Oberflächen sind gleichartig aufgebaut. Alle Vorgänge zur Parametrierung, Diagnose oder Asset Management bleiben so wie sie sind. Auch an der Integration an sich ändert sich nichts, nur der Name des Pakets. Hätte man bereits damals am Demonstrator nicht explizit auf FDI verwiesen, hätte es niemand bemerkt.

Dahinter steht die Philosophie, dem Kunden das Leben so einfach wie möglich zu machen. Er kann sein vorhandenes System weiterhin verwenden und sich in der gewohnten Umgebung bewegen. Eine Schulung in der neuen Technologie ist überflüssig. Die Anwender benötigen weder eine spezielle Ausbildung noch besondere technische Voraussetzungen – ein gleitender Übergang, der Investitionsschutz, gepaart mit technologischer Weiterentwicklung gewährleistet. Hätte man dies anders gelöst, wäre man gezwungen, völlig neue Systeme und Oberflächen zu entwickeln, und eine Legacy-Unterstützung wäre in Frage zu stellen gewesen.

Sobald wie möglich sollen die Kunden nun in die FDI-Welt eintreten können. In seiner Rolle als Feldgerätehersteller will Siemens alle aktuellen Geräte zeitnah mit FDI Packages zur Verfügung stellen. Legacy-Unterstützung bedeutet für das Unternehmen, unzählige EDDs auf den neuen Stand zu bringen, der in der IEC-Norm definiert wurde – eine Fleißaufgabe.

Das Unternehmen profitiert nun davon, dass es stets EDD unterstützt hat. Den Schritt von der bewährten zur neuen Gerätebeschreibung beherrscht es. Aus einem EDD-Textfile mit kleinen Syntaxänderungen wird durch das Entwicklerwerkzeug IDE im Handumdrehen ein FDI Device Package für Profibus-, Profinet-, Foundation-Fieldbus- oder Hart-Geräte – ohne weitere Entwicklungs- oder Prüfschritte. Das Geräte-Management-Tool Simatic PDM von heute kann diese harmonisierten EDDs bereits verarbeiten und enthält selbst entsprechende Prüf- und Hilfsfunktionen für die Entwicklung und Korrektur der Gerätebeschreibungen. Das „Basispaket“ lässt sich dann durch optionale Komponenten wie UIP und Attachments variabel an die Komplexität und die Anforderungen unterschiedlichster Geräte anpassen.

Host-Entwicklung: Das Rennen hat begonnen

Unbestritten ist: Es ist einfacher, aus einer EDD ein FDI Package zu generieren, als einen marktfähigen FDI Host zu entwickeln. Doch die Voraussetzungen für Siemens, in beiden Fällen als einer der Ersten über die Ziellinie zu gehen, sind gut, da sowohl leittechnische als auch feldgerätespezifische Kompetenz unter einem Dach vereint ist. Dies ermöglicht eine optimale Synchronisierung bezüglich Produktentwicklung, Roadmap und Einsatzfelder.

Synergieeffekt im Life Cycle

Das Potenzial der standardisierten Feldgeräteintegration kann man nur heben, wenn man die Informationen aus Parametrierung, Diagnostik und Life Cycle Management auch transportieren kann. Siemens ist dafür ideal aufgestellt. Die bei der Entwicklung Beteiligten im Unternehmen profitieren von kurzen Wegen, besitzen alle Erfahrung mit den jeweiligen Geräten und müssen sich nicht, wie die reinen Gerätehersteller, zwangsläufig einen Partner mit ins Boot holen. Die wertvollen Synergieeffekte werden die Umsetzung des internationalen Standards deutlich beschleunigen.

Die große Leistung der vereinheitlichten, harmonisierten Geräteintegrationstechnologie FDI besteht darin, Hersteller und Organisationen aus der ganzen Welt, trotz zum Teil diametral unterschiedlicher Interessen, unter einen Hut zu bringen. Damit sich die Technologie durchsetzt, müssen alle beteiligten Unternehmen und Organisationen weiterhin an einem Strang ziehen und gemeinsame Weiterentwicklungen vorantreiben. Siemens arbeitet in vielen Gremien mit und ist unter anderem zuständig für die Umsetzung der protokollübergreifenden Entwicklungsumgebung IDE. Das Unternehmen engagiert sich sowohl im Board als auch in den verschiedenen FDI Working Groups, wie EDDL Maintenance Team, Specification, Tools Architecture und Conformance Test der FDI Cooperation beziehungsweise FieldComm Group.

Bei Siemens liegt der Fokus zunächst darauf, seinen Kunden mit seinem Simatic PDM als FDI Host einen sauberen Übergang von der alten in die neue Welt der Geräteintegration zu garantieren und gleichzeitig die Vorteile der Harmonisierung zugänglich zu machen.

Investitionsschutz ist ein Muss

Investitionsschutz ist dabei oberstes Gebot. Erst wenn er gewährleistet ist, lässt sich das Innovationspotenzial heben. Entwicklungstechnisch ist die neue Technologie noch lange nicht ausgereizt. Der internationale Standard eröffnet viele Chancen für Innovationen bezüglich Anwendungsfällen und Nutzung innerhalb des Prozessleitsystems. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die Einführung des internationalen Standards ebnet den Weg zu einem zukunftsweisenden, strukturierten Schalenmodell, das ein Informationsmanagement für die Automatisierungstechnik in greifbare Nähe rücken lässt. Die Systemvoraussetzungen zur Unterstützung dieses Modells könnten im Prozessleitsystem Simatic PCS7 bzw. Simatic PDM nicht besser sein.

Aktuell steht FDI noch ganz am Anfang. Die Anwender dürfen noch einiges erwarten.

Bildergalerie

  • Investitionsschutz: Auch die nächste Generation des Stellungsreglers Sipart PS2 wird bald mit FDI Package zur Verfügung stehen.

    Investitionsschutz: Auch die nächste Generation des Stellungsreglers Sipart PS2 wird bald mit FDI Package zur Verfügung stehen.

    Bild: Dominik Gierke

  • Für die Chemie mit ihren aggressiven Medien prädestiniert ist das Füllstandsmessgerät Sitrans LR250 mit gekapselter Flanschantenne. Mit FDI-Integration wird der Radar-Füllstandsmesser noch bedienerfreundlicher.

    Für die Chemie mit ihren aggressiven Medien prädestiniert ist das Füllstandsmessgerät Sitrans LR250 mit gekapselter Flanschantenne. Mit FDI-Integration wird der Radar-Füllstandsmesser noch bedienerfreundlicher.

    Bild: Dominik Gierke

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