Nachhaltige Verpackungen entstehen durch den Einsatz Ressourcen sparender Rohstoffe, möglichst emissionsarme Produktions- und Logistikprozesse, die Senkung des Wasserverbrauchs und Abfallaufkommens sowie das Erreichen einer 100-prozentigen Recyclingfähigkeit. „Gleiches muss natürlich auch für die Etikettenmaterialien gelten, mit denen die Verpackungen im Zuge des Produktionsverlaufs gekennzeichnet werden“, erläutert Larissa Solibieda, Produktmanagerin für Etiketten beim Kennzeichnungsanbieter Bluhm Systeme. „Unser Fokus liegt daher auf der Vermeidung von Trägermaterial auf Silikonbasis.“
Bei einer herkömmlichen Etikettenrolle sitzen die einzelnen Etiketten auf einem Trägermaterial, dem sogenannten Liner. Der Liner ist mit einer Silikonschicht überzogen und dient einerseits dazu, die Klebstoffschicht der Etiketten bis zu deren Aufspendung zu schützen. Andererseits transportiert er die Etiketten durch die Etikettieranlage und ermöglicht deren leichte Ablösung in Zuge des Etikettierprozesses. Nach der Etikettierung wird das Trägermaterial zum Abfallprodukt. Wegen der Silikonschicht lässt es sich jedoch schlecht beziehungsweise nur mit großem Aufwand recyceln.
Etiketten ohne Trägerpapier
Wesentlich umweltfreundlicher und gleichzeitig kostengünstiger sind Etiketten, die kein Trägermaterial benötigen. Denn der Wegfall des Liners vermeidet nicht nur Abfall – die umweltfreundlichen Effekte reichen wesentlich weiter! Kein Trägermaterial bedeutet kein Verbrauch entsprechender Ressourcen und kein Abfallaufkommen. CO2 wird hier also nicht nur bei der Produktion, sondern auch bei der Logistik und der Entsorgung eingespart.
„Gleichzeitig fassen Etikettenrollen ohne Trägermaterial wesentlich mehr Etikettenmaterial bei gleichem Rollendurchmesser“, so Larissa Solibieda. Das ist nicht nur platzsparend und reduziert demzufolge Transport- und Lagerkosten. Auch sind dadurch im Laufe der Etikettierung seltener Rollenwechsel erforderlich, was wiederum die Betriebskosten reduziert.
Kostenersparnis in vielen Bereichen
Als wäre das noch nicht genug, reduzieren Etikettenrollen ohne Liner zudem die Anschaffungskosten. Denn sie sind preiswerter als herkömmliche Selbstklebe-Etiketten. Da das Etikettenmaterial bei der weiteren Verarbeitung bedarfsgenau zugeschnitten wird, lassen sich verschiedene Etikettenformate ohne Umrüstaufwand erzeugen (weniger Betriebskosten). Auch müssen keine verschiedenen Formate bevorratet werden – wiederum eine Reduktion der Lagerkosten.
Eine Möglichkeit, auf den Liner zu verzichten wäre, das Etikettenmaterial selbst mit einer schützenden Silikonschicht zu versehen. Nachteil ist, dass sich die beschichteten Etiketten anschließend nicht mehr oder – unter Zuhilfenahme von Thermopapier – nur noch einfarbig bedrucken lassen. Praktikabler ist die Alternative, das Etikettenpapier rückseitig statt der herkömmlichen Klebstoffschicht mit einer Trockengummierung zu versehen. Die trockene Gummierung verhindert, dass die Etiketten auf der Rolle aneinanderkleben.
Etikettendruckspender für Trockengummierung
Ein Etikettendruckspender, der Etiketten mit Trockengummierung verarbeiten kann, ist der sogenannte NoLiner von Bluhm Systeme. Er verfügt über eine Zerstäubungseinheit, die die Etikettenrückseiten nach Bedruckung mit einem feinen Flüssigkeitsfilm auf Basis von Wasser versieht. Das Besprühen mit Wasser aktiviert die Trockengummierung, sodass die Etiketten in der Folge genauso auf Produkte und Verpackungen aufgebracht werden können wie herkömmliche Etiketten. „Dieses Etikettenmaterial weist sogar eine noch bessere Haftung auf Kartonagen auf als Selbstklebeetiketten“, weiß Larissa Solibieda. Der aktivierte Kleber bleibt auch dann noch aktiv, wenn das Aufkleben nicht sofort erfolgen kann.
Der Etikettiervorgang läuft folgendermaßen ab: Der NoLiner erhält softwareseitig individuelle Informationen über Druckdaten und Etikettenformate. Er bedruckt das Etikettenmaterial und schneidet es bedarfsgerecht zu. Nach dem anschließenden Benetzen der Trockengummierung mit einer Feuchtigkeitsschicht wird das Etikett auf den Spendestempel vorgeschoben. Der Spendearm taucht zum Produkt ab und ermittelt mittels Sensor die Entfernung zu dessen Oberfläche. Ist eine angemessene Entfernung erreicht, wird das Etikett im Tamp-On-Verfahren auf die Produktoberfläche aufgestempelt.
Ein Scanner am Vakuum-Applikator überprüft jedes gespendete Etikett auf seine Klebekraft. Ist die Verklebung nicht zufriedenstellend, zieht der Stempel das Etikett wieder vom Produkt und meldet eine Störung. Dies gewährleistet, dass nur Produkte ausgeliefert werden, die zuverlässig etikettiert worden sind.
Etiketten aus recycelten Materialien
„Neben Etiketten ohne Trägermaterial hat Bluhm Systeme weitere umweltfreundliche Etikettenmaterialien im Portfolio“, freut sich Larissa Solibieda. Im Sinne einer Kreislaufwirtschaft können beispielsweise aus dem recycelten Trägermaterial neue Etiketten entstehen: Spezielle Wiederverwerter sind in der Lage, die Silikonschicht des Trägermaterials mit Hilfe eines besonderen Verfahrens vom Papier abzutrennen und das Papier anschließend zu recyceln. Aus dem recycelten Material entstehen dann wieder neue Etiketten.
Das Etikettenmaterial aus recycelten Stoffen wird ohne Chlorbleiche hergestellt. Seine Qualität hinsichtlich Weiße, Undurchsichtigkeit und Glanz ist völlig vergleichbar mit herkömmlich hergestellten Etikettenpapieren. Es lässt sich sehr gut verarbeiten und erzielt hervorragende Druckbilder im Thermotransferdruck-Verfahren. Das Etikettenpapier aus recyceltem Trägermaterial erzielt dank eines stark haftenden Kautschukklebstoffs eine verlässliche Klebstoffleistung. Der Klebstoff entspricht der europäischen Lebensmittel-Richtlinie 1935/2004/EC, den deutschen Empfehlungen XIV des BfR und dem FDA-Paragrafen 175.105. Somit ist er für den direkten Kontakt mit trockenen, feuchten und fettenden Lebens‑
mitteln geeignet.
Nachhaltige Etikettenmaterialien
Neben recycelten Materialien können weitere nachhaltige Alternativen zur Herstellung von Etiketten verwendet werden. Dazu zählen neben Stein und Zuckerrohr beispielsweise auch Grasfasern. Steinetiketten werden aus einer Mischung aus Steinmehl und PE hergestellt. Ergebnis ist eine mattweiße, papierähnliche Oberfläche mit hohem Weißgrad. Das Material ist nicht nur wasserfest, abwaschbar und schwer reißbar, im verklebten Zustand halten Steinetiketten zudem Temperaturen von minus 20 bis plus 80 °C stand.
Etiketten aus Zuckerrohr bestehen aus einem Granulat, das zu 100 Prozent aus Zuckerrohr-Ethanol besteht. Dabei hat die biobasierte PE-Folie aus Zuckerrohr ähnliche Funktionen und gleichwertige Eigenschaften wie herkömmlich hergestellte PE-Folie. Sie lässt sich sehr gut verarbeiten und erzielt hervorragende Druckbilder im Thermotransferdruck-Verfahren. Grasetiketten weisen ein Grasanteil von bis zu 51 Produkt auf und tragen so wesentlich zur Schonung der Ressource Holz bei.