Atemwegs-, Harnwegs- oder Wundinfektion, Sepsis: Die Liste der typischerweise durch multiresistente Keime ausgelösten Erkrankungen ist lang, deren Verlauf oft schwer oder gar tödlich. Therapeutischer Königsweg sind exakt auf den krank machenden Erreger zugeschnittene Antibiotika, doch genau hier liegt das Problem: Tests, welcher Keim den Patienten krank macht und gegen welche Antibiotika dieser noch empfindlich ist, dauern oft lange.
Ein Forscherteam des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster hat nun eine Methode entwickelt, die das Verfahren deutlich beschleunigt. Unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung bringen die Forscher die Methode in Kooperation mit einem Technologieunternehmen derzeit zur Marktreife.
Resistenzmerkmale schneller bestimmen
Die neue Methode der Mikrobiologen und Projektleiter Privatdozent Dr. Evgeny A. Idelevich und Prof. Karsten Becker basiert auf der unter Fachleuten bekannten MALDI-TOF-Massenspektrometrie. Dieses Verfahren kombiniert die Matrix–Assistierte Laser–Desorption–Ionisierung (MALDI) mit der Flugzeitanalyse (englisch time of flight, TOF) freigesetzter Ionen zur Massenspektrometrie.
Damit ist es bereits möglich, Erreger zu identifizieren. Allerdings benötigen Mediziner auch neue Ansätze, um Resistenzmerkmale schneller zu bestimmen. Weil die Proben erst angezüchtet werden müssen, dauert dies meist mehr als einen Tag. Mithilfe der Innovation aus Münster können Behandler schneller die optimale Antibiotikatherapie auswählen und zügig krankenhaushygienische Maßnahmen im Fall multiresistenter Erreger einleiten, um andere Patienten zu schützen.
Zusätzlich mindert die Gabe von schmaler wirkenden Antibiotika den Selektionsdruck hin zu resistenten Erregern, denn oft verabreichen Ärzte – um Patienten möglichst schnell zu helfen – Breitbandantibiotika, die gegen viele Bakterienstämme wirken. Dies treibt allerdings die Entstehung von multiresistenten Keimen weiter an.
Marktreif in zwei bis drei Jahren
Die MALDI-TOF-Methode bot sich für die Forscher an, weil sie extrem schnell, hochspezifisch und kostengünstig ist. Die Wissenschaftler haben deshalb auf dieser Basis eine universelle Schnellmethode zur Empfindlichkeitsklärung entwickelt, mit der sie Erreger sogar auf mehrere Antibiotika gleichzeitig testen können.
Gemeinsam mit Kollegen des Bremer Medizintechnik-Unternehmens Bruker Daltonik verfeinern sie derzeit das Verfahren und entwickeln es zur Marktreife. Die Forscher hoffen, dass ihre Methode schon in den nächsten zwei bis drei Jahren fit für die Labore dieser Welt sein wird.