Baumaterial aus Mondstaub 3D-Druck auf den Mond bringen

Die Moonrise-Technologie im Einsatz auf dem Mond: links die Mondlandefähre Alina, rechts der Rover mit angeschaltetem Laser beim Aufschmelzen von Mondstaub.

Bild: LZH
03.06.2019

Im Projekt Moonrise wird das Ziel verfolgt, mit einem Laser Mondstaub zu schmelzen, um ihn als Baumaterial nutzbar zu machen. Somit könnte etwa ein Außenposten auf dem Mond errichtet werden, der entscheidend für weitere Expeditionen wäre.

Internationale Raumfahrtorganisationen und Firmen planen nicht nur die weitere Erkundung, sondern auch die Besiedlung des Weltraums. Der Mond ist dabei als Forschungsstation und Ausgangsbasis für weitere Expeditionen von großer Bedeutung. Doch die Kosten für Flüge und Transporte zum Mond sind enorm: 1 kg Nutzlast kostet gut 700.000 Euro. Daher müssten Infrastruktur, Bauteile und Geräte bestenfalls direkt auf dem Erdtrabanten hergestellt werden.

Hier setzt die Moonrise-Technologie an: „Wir wollen ein Lasersystem auf den Mond bringen, das dort Mondstaub, das sogenannte Regolith, aufschmelzen soll. Damit würden wir den ersten Schritt gehen, um die Additive Fertigung, also den 3D-Druck, auf den Mond zu bringen“, erklärt Niklas Gerdes vom Laser Zentrum Hannover (LZH). Zusammen mit dem Institut für Raumfahrtsysteme (IRAS) soll deshalb der Nachweis erbracht werden, dass ein Lasersystem, das nicht mehr als 3 kg wiegt und das Volumen einer großen Saftpackung hat, lokal auf dem Mond vorhandene Rohstoffe zielgerichtet aufschmelzen und später in vielseitige Strukturen umwandeln kann.

Komplette Infrastruktur aus Mondstaub

Konkret wollen die Wissenschaftler Regolith auf der Mondoberfläche kontrolliert mithilfe ihres Lasersystems aufschmelzen. Nach dem Abkühlen liegt ein fester Körper vor, der beispielsweise geeignet wäre, als Baumaterial für das sogenannte Moon Village, die Vision des globalen Dorfes auf dem Mond als Außenposten im All, zu dienen.

Das gezielte Aufschmelzen in vordefinierte Strukturen wird mit hochauflösenden Kameras überwacht und dokumentiert. Die Erkenntnisse aus den Versuchen sollen grundlegenden Einfluss auf explorative Missionen generell haben. Denn gelingt das Experiment auf dem Mond, ließe sich das Moonrise-Verfahren auf die Erzeugung größerer Strukturen skalieren. Somit könnten auf lange Sicht ganze Infrastrukturen wie Fundamente, Wege und Landeflächen durch die Moonrise-Fertigungstechnologie erbaut werden.

Entwicklung des Lasersystems

Das Projekt Moonrise läuft seit knapp neun Monaten. Die Ergebnisse der bisherigen Tests sind vielversprechend: Der Laboraufbau ist angepasst, geeignete, gängige Laserhardware identifiziert und getestet, die Optiken ausgelegt und erprobt. Das Material, das die Wissenschaftler für die Tests produzieren und verwenden, wird dem Regolith auf dem Mond immer ähnlicher.

Aktuell wird daran gearbeitet, den Laser an den Laderaum des Mondfahrzeuges, den sogenannten Rover, anzupassen. Der Laser wird in einen Tunnel an der Unterseite des Rovers integriert. Nach den Anpassungen wird das gesamte System auf seine Weltraumtauglichkeit getestet; denn auf dem Weg zum Mond muss es Erschütterungen und massiven Temperaturunterschieden widerstehen.

Stefan Linke vom IRAS erläutert: „Der von uns geplante direkte Nachweis, dass die Verarbeitung des Mond-Regoliths mit bereits verfügbaren Hardwarekomponenten möglich ist, wird entscheidend für die Planung zukünftiger Missionen sein. Größere und nachhaltige Projekte auf der Oberfläche unseres kosmischen Nachbarn werden so ermöglicht.“

Eine gewagte Idee

2021 soll es so weit sein: Der Moonrise-Laser von LZH und IRAS wird ein Teil der Mondmission der PTScientists sein und integriert in den Rover mit einer Rakete auf den Erdtrabanten geschickt. Gefördert wird das Forschungsprojekt von der VolkswagenStiftung im Rahmen von Offen – für Außergewöhnliches. Darin unterstützt die Stiftung außergewöhnliche und gewagte Vorhaben, für die sich kein anderer Geldgeber finden lässt.

„Die Zeit ist sehr knapp, um den Prozess sicher zu machen, den dazu passenden Laser aufzubauen, zu testen und dabei das Gewichtsbudget einzuhalten“, sagt Prof. Ludger Overmeyer vom LZH. „Doch nur wer Unmögliches versucht, hat die Chance, es zu erreichen.“

Dem stimmt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, zu: „Grundlegend neue Erkenntnisse lassen sich oft nur gewinnen, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie ihre Förderer bereit sind, Risiken einzugehen. Auch, wenn der Ausgang der Experimente noch unklar ist, möchte die Stiftung gewagten Forschungsideen wie dieser entschlossen den Weg bereiten.“

Grundlage zur Raumfahrt-Spitzenforschung

Unabhängig vom Erreichen des Mondmission-Ziels wird im Rahmen des Projekts die wissenschaftlich-technische Grundlage für den 3D-Druck auf dem Mond geschaffen. „Mit dem gerade eröffneten Forschungszentrum Hannover Institute of Technology (HITec) und dem Einstein-Elevator haben wir die nötige Infrastruktur in der Metropolregion Hannover-Braunschweig für zukünftige Raumfahrt-Spitzenforschung zur direkten Verfügung“, erklärt Overmeyer. „Mit dem Einstein-Elevator ist es möglich, die Umgebungs- und Gravitationsbedingungen des Mondes darzustellen. Versuche in diesem Forschungsgroßgerät, unter Bedingungen wie auf dem Mond, bilden daher eine stabile Grundlage für das außergewöhnliche Vorhaben.“

Bildergalerie

  • 2021 soll die Moonrise-Technologie dem ersten Praxistest auf dem Mond unterzogen werden.

    2021 soll die Moonrise-Technologie dem ersten Praxistest auf dem Mond unterzogen werden.

    Bild: LZH

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