Für mehr Transparenz in der Angebotsphase Alles unter einem Dach

Supply Chain Management umfasst alle Flüsse von Rohstoffen, Bauteilen, Halbfabrikaten und Endprodukten sowie Informationen entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette.

Bild: iStock, boule13
13.06.2017

Individuelle Kundenwünsche berücksichtigen bedeutet komplexere Anlagen bauen. Um zum Angebotszeitpunkt so genau wie möglich kalkulieren zu können, setzt ein Hersteller für Intralogistiksysteme auf Supply Chain Management: Alle wichtigen Informationen vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden werden gebündelt, um mehr Transparenz im Angebotsprozess zu erzielen.

Vorbei sind die Zeiten, in denen der Kunde telefonisch oder per Fax seine Wochenbestellung aufgegeben hat und diese einige Tage später erst erhalten hat. In Zeiten des E-Commerce sieht der Alltag der Versandhändler anders aus: Bestellt wird mehrmals täglich in kleineren Mengen, die Ware erhält der Kunde im Idealfall noch am selben Tag. Intralogistische Systeme müssen folglich immer komplexere Aufgaben erledigen können und sich veränderten Gegebenheiten anpassen.

So werden Hochleistungssortieranlagen heutzutage mit verschiedenen Modulen und Funktionen wie Handaufgabeplätzen, semi-automatischen Einschleuseinheiten und Kamerasystemen ausgestattet. Auch Tools, die Fehler schon während des Sortierens korrigieren und somit die Genauigkeit erhöhen, kommen zum Einsatz. Dazu kommen Antriebe, die sich in ihrer Leistung und Energieeffizienz unterscheiden. Eine Vielzahl an Produktvarianten entsteht. Zulieferer werden für die Fertigung von Kamerasystemen und Sensoren mit ins Boot geholt.

Wettbewerb unter Anlagenbauern wächst

Der Anlagenbau gehört in Deutschland zu den wichtigsten Industriezweigen. Durch die Globalisierung nimmt der Druck, insbesondere aus China, stetig zu. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Anlagenbauer immer komplexere, kundenspezifische Lösungen entwickeln. Doch je komplexer eine Anlage wird und je mehr Partner im Boot sitzen, desto höher ist meist auch der Koordinations- und Entwicklungsaufwand.

So steigen die Risiken bei der Kalkulation des Leistungsumfangs und bei der Ausarbeitung der Terminpläne. Eine weitere Schwierigkeit sind die langen Projektlaufzeiten: Betreiber haben Änderungswünsche; Wechselkurse und Rohstoffpreise schwanken. Um mehr Transparenz im Angebotsprozess zu schaffen, setzt die Beumer Group deshalb auf ein Supply Chain Management (SCM). Dieser Ansatz ist prozessorientiert und umfasst alle Flüsse von Rohstoffen, Bauteilen, Halbfabrikaten und Endprodukten sowie Informationen entlang der Wertschöpfungs- und Lieferkette. Das Ziel ist eine Ressourcenoptimierung für alle beteiligten Unternehmen.

Bei der Einführung eines SCM sind jedoch nicht nur die Komplexitätstreiber wie Änderungswünsche oder schwankende Preise der Rohstoffe zu berücksichtigen, sondern auch die Faktoren, die den Angebotsprozess begünstigen können. So baut die Beumer Group ihre Anlagen modular auf. Dies erweist sich als sinnvoll, wenn Prozesse, Bauteile oder Kundenanforderungen ähnlich sind und häufig zum Einsatz kommen. Durch einheitliche Vorgaben und Abläufe vereinfacht der Systemintegrator die Koordination bei der Planung und Steuerung der Supply Chain in der Angebotsphase. Beumer stellt die Module individuell zusammen und passt sie an. Dabei fertigt der Systemanbieter Baugruppen oder Komponenten häufig kundenneutral vor. Die einzelnen Module haben durch Skaleneffekte eine hohe Wiederverwendbarkeit, womit sich auch der Bedarf in der eigenen Fertigung besser steuern lässt.

Gleiche Ziele, unterschiedliche Strategien

Erfolgsfaktoren zu Wettbewerbsvorteilen ausbauen – dieses Ziel verfolgt jedes Unternehmen mit SCM. Doch die Betriebe unterscheiden sich: Die einen stellen nur Produkte her, andere wiederum komplette Systeme; die einen fertigen weltweit, andere setzen fast ausschließlich auf Zulieferer. Durch diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen ergeben sich unterschiedliche Strategien und Betrachtungsbereiche für die Unternehmen bezüglich SCM. Es gibt damit nicht die eine erstrebenswerte Lösung für die Gestaltung der Supply Chain.

So ist das zentrale Ziel der Beumer Group, mit einem unternehmensbasierten SCM eine interne Transparenz sicherzustellen. Damit legt die Gruppe ihren Blick nicht nur auf Vertrieb, Einkauf oder Produktion, sondern auf das Gesamtunternehmen. In Fakten heißt dies: 35 operative Gruppengesellschaften und fünf weltweite Produktionsstandorte mit über 4.000 Beschäftigten. „SCM ist für uns ein zentraler Baustein, um Transparenz im Unternehmen zu schaffen und eine reibungslose Kommunikation aller Beteiligten zu ermöglichen“, erläutert Johannes Stemmer aus dem Bereich Corporate Strategy bei der Beumer Group.

Über den Tellerrand hinaus blicken

Einen Schritt weiter gehen Unternehmen mit dem auf dem Verbundziel basierten SCM. Sie erweitern ihren Blick über die eigene Firma hinaus bis zu ihren Lieferanten. Um diese in die eigene Unternehmensstruktur einzubinden, sind synchrone Prozesse und Systeme erforderlich. Dazu verständigen sich beide Seiten auf gemeinsame Netzwerkziele im Verbund, die den Unternehmens- und Bereichszielen übergeordnet sind. Damit ergeben sich auch Anforderungen an Kooperation und Transparenz der beteiligten Akteure in Bezug auf Informationsbereitstellung, Ressourcenverwendung oder gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte.

Anders als bei der Beumer Group verfügen Unternehmen, die auf diese Strategie setzen, meist über eine sehr kleine oder keine eigene Fertigung. Der Zukaufanteil und die eigene Engineering-Leistung sind hoch. Das SCM im Lieferantennetzwerk soll die Profitabilität der Supply Chain im Verbund verbessern, die Kooperation mit Lieferanten stärken und das Innovationspotenzial der Lieferkette besser nutzen. „Unsere Kunden haben verstärkt den Wunsch an uns herangetragen, alles aus einer Hand beziehen zu wollen“, weiß Stemmer. Beumer hat sich deshalb in den vergangenen Jahren vom Produkthersteller zum Systemlieferanten entwickelt. Damit hat die Unternehmensgruppe auch ihr SCM auf die Kundenanforderungen ausgerichtet. Diese Strategie beschreibt die flexible Ausrichtung der Lieferkette auf die individuellen Bedürfnisse der Anwender im Angebotsprozess.

Die Komplexität im Angebotsprozess hängt folglich vor allem von der Komplexität der zu liefernden Anlage ab: Die Anzahl der zu berücksichtigenden Kundenanforderungen ist in der Regel hoch. Das macht die Anpassung der Supply Chain an die projektspezifischen Rahmenbedingungen sehr umfangreich. Beumer hat deshalb in den verschiedenen Geschäftsfeldern sogenannte „Center of Competence" gegründet. Diese weltweit zuständigen Zentralen kümmern sich um Forschung und Entwicklung, Vertrieb, Projektmanagement, Einkauf und vor allem um die Betreuung der Gruppengesellschaften. SCM schafft dabei als Querschnittfunktion die notwendigen Nahtstellen zwischen den Unternehmensbereichen.

Keine überraschenden Kosten

Um die entstehenden Kosten in einem Projekt transparenter darzustellen, setzt der Systemintegrator auf Kostenanalysen einzelner Baugruppen oder Produkte. Die Transparenz im Angebot erhöht Beumer durch detaillierte Kapazitäts- und Ressourcenplanungen und betrachtet die Gesamtbeschaffungskosten – die Total Landed Costs – aus Kundensicht. „Wir erkennen Einsparungspotenziale so leichter und können sie aktiv erschließen“, sagt Stemmer. Diese Potenziale können sich beispielsweise durch Präferenzabkommen verschiedener Länder, Local-Content-Anforderungen oder Bewertungen verschiedener Produktionszenarien zeigen.

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  • Folgen der Globalisierung: Intralogistische Systeme wie die Hochleistungssortieranlagen müssen flexiblere Aufgaben erledigen können und sich an veränderte örtliche Gegebenheiten anpassen lassen.

    Folgen der Globalisierung: Intralogistische Systeme wie die Hochleistungssortieranlagen müssen flexiblere Aufgaben erledigen können und sich an veränderte örtliche Gegebenheiten anpassen lassen.

    Bild: Beumer Group

  • Bei der Einführung eines SCM sind die Faktoren zu berücksichtigen, die den Angebotsprozess begünstigen können – zum Beispiel ein umfangreicher Customer Support.

    Bei der Einführung eines SCM sind die Faktoren zu berücksichtigen, die den Angebotsprozess begünstigen können – zum Beispiel ein umfangreicher Customer Support.

    Bild: Beumer Group

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