Im Rahmen des globalen „Next Stop: Net Zero“-Reports untersucht das Beratungshaus Publicis Sapient, welche Rolle die digitale Business Transformation bei der Erreichung der Netto-Null-Ziele von Energieversorgern spielt. Für die internationale Studie wurden 375 Entscheidungsträger von Energieunternehmen befragt, um deren Perspektiven zur Netto-Null, den erforderlichen Lösungen und diversen Herausforderungen zu erfahren. Die Erhebung umfasst Deutschland, Frankreich, die Schweiz, UK, die Vereinigten Arabische Emirate und Australien.
Unser Report belegt den klaren Willen der Entscheider, die Netto-Null-Ziele zu erreichen, und unterstreicht die zentrale Bedeutung neuer Technologien. Die große Mehrheit der Befragten misst der digitalen Business Transformation eine Schlüsselrolle bei, denn Regierungen, Verbraucher und Investoren drängen auf die Reduzierung der Kohlenstoffemissionen.
Auch wenn die guten Absichten erkennbar sind, ist der Weg zur Zielerreichung weniger klar. Energieversorger werden in ihrer Transformation durch diverse Faktoren ausgebremst: die mangelnde Klarheit über die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen, unzureichendes internes Know-how und das zögerliche Vorgehen bei der Etablierung eines agilen „Test-&-Learn“-Ansatzes. Um ihre Chancen zu nutzen, müssen Energieversorger von den „Digital-Native“-Unternehmen lernen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie
Netto-Null steht ganz oben auf der Agenda der Entscheider. Die Umfrage belegt, dass das Erreichen von Netto-Null-Emissionen ein wichtiges Anliegen der Energieversorger ist. Mit 8,7 Punkten spielt die Emissionsreduktion bei den deutschen Entscheidern eine wichtigere Rolle als in den meisten anderen Ländern.
Das Management muss hinter der Netto-Null-Mission stehen. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) ist der Meinung, dass die unzureichende Unterstützung durch das Management ein Hindernis für den Einsatz neuer digitaler Strategien zur Erreichung des Netto-Null-Ziels darstellt.
Die digitale Business Transformation ist von zentraler Bedeutung, um die Netto-Null-Mission zu erreichen. Neun von zehn Befragten (86 Prozent) sagten, dass die digitale Business Transformation elementar für die Erreichung der Netto-Null-Ziele ist. Frankreich (77 Prozent) und Australien (70 Prozent) sind Vorreiter bei der Nutzung digitaler Transformationsinitiativen zur Emissionsreduktion. Die deutschen Energieversorger liegen im Mittelfeld (54 Prozent)
Die Ungewissheit bezüglich des „Return on Investment“ hält Entscheider zurück. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten gaben an, dass mangelndes Vertrauen in den ROI (Kapitalrendite) für sie ein Hindernis bei der Umsetzung einer digitalen Netto-Null-Transformationsstrategie darstellt.
Staatliche Regulierung zwingt die Branche zum Handeln. Acht von zehn Befragten gaben an, dass der zunehmende Druck seitens der staatlichen Regulierungsbehörden in Bezug auf ihre ökologische Nachhaltigkeit sie vor Herausforderungen stellt.
Bewusste Verbraucher verstärken den Druck. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) gaben an, dass der zunehmende Druck von Seiten der Kunden, ökologisch nachhaltiger zu werden, eine unternehmerische Herausforderung darstellt.
Ein Verständnis der Verbraucher ist unabdingbar. Für Energieversorger ist es entscheidend, ihr Geschäftsangebot an den Bedürfnissen der Verbraucher auszurichten. 67 Prozent der Befragten halten diesen Fokus für wichtig, um eine erfolgreiche digitale Transformationsstrategie zu entwickeln.
Energieversorger müssen innovativ sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sieben von zehn Befragten gaben an, dass die Einführung neuer klimafreundlicher Produkte und Dienstleistungen für ihre digitale Transformationsstrategie unerlässlich sei.
Fehlendes internes Know-how ist ein Hindernis. Sieben von zehn Befragten (68 Prozent) gaben an, dass fehlende Kenntnisse bezüglich der Implementierung, des Einsatzes und/oder der Wartung neuer Technologien eine Herausforderung für ihre Organisation sei.
Die Netto-Null-Agenda stellt eine einmalige Chance dar. Acht von zehn Führungskräften (82 Prozent) sind der Meinung, dass die Netto-Null-Agenda eine einmalige Chance zur Umgestaltung ihres Unternehmens darstellt.
Handlungsempfehlungen
Angesichts derart komplexer und vielschichtiger Herausforderungen wissen viele Energieversorger nicht, wo sie anfangen sollen. Entscheider sollten diese fünf Schritte berücksichtigen, um ihr Unternehmen in eine „Digital-Native“-Organisation zu transformieren:
1. Kundenzentrierung und Digitalisierung forcieren
Der Wettbewerbsvorteil „Digital Nativer“- Unternehmen ergibt sich aus ihren integrierten Fähigkeiten, Ergebnisse zu erwirtschaften. Sie fordern etablierte Marken in Sachen kundenorientierter Plattform-Geschäftsmodelle, Komfort, Flexibilität und Kundenerlebnisse massiv heraus. Entscheider müssen ihr Unternehmen digitalisieren und radikal am Kunden ausrichten, um damit Schritt zu halten.
2. Verbraucher miteinbeziehen
Energieversorger haben die Aufgabe, die Bedürfnisse einer viel umweltbewussteren Kundschaft als früher zu erfüllen. Verbraucher wollen wissen, wofür sie ihr Geld ausgeben und welche Umweltauswirkungen damit verbunden sind. Ob durch Gamification, intelligente Zähler oder Kundenbelohnungsprogramme: Energieversorger müssen innovative Lösungen anbieten, die ihre Kunden enger miteinbeziehen. Es geht darum, Services eng an den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher auszurichten.
3. Daten nutzen (und verstehen)
Es bedarf eines tiefen Verständnis der Verbraucherdaten, damit Energieunternehmen flexible, auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Lösungen anbieten können. Um diese Flexibilität zu erreichen, müssen sie Daten sammeln, die das Kundenverhalten identifizieren, und die richtige Software einsetzen, um diese verwertbar zu machen. Nur so lassen sich personalisierte Customer Experiences mit Mehrwert bieten.
4. Testen und lernen
Energieversorger werden bei der Entwicklung innovativer Lösungen zur Erreichung der Netto-Null zwangsläufig Fehler machen. Sie sollten diese Fehler nicht als Versagen betrachten, sondern daraus lernen, um in Zukunft erfolgreicher zu sein. Es gilt, einen Test & Learn-Ansatz zu etablieren, um neue Produkte und Services an den Kunden zu verproben, aus den Erfahrungen zu lernen und die Ergebnisse nachhaltig zu verbessern.
5. Partnerschaften über Ökosysteme hinweg aufbauen
Kein Energieversorger kann die Netto-Null-Mammutaufgabe im Alleingang bewältigen. Der Aufbau neuer Partnerschaften über verschiedene Ökosysteme hinweg wird entscheidend sein. Ein Beispiel, wie sich neue Fähigkeiten aneignen lassen, ist die Übernahme von Pod Point, dem britischen Anbieter von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, durch den französischen Versorger EDF.
Entscheider, die die Grenzen ihrer „traditionellen“ Branche überschreiten, können das Netto-Null-Angebot ihres Unternehmens stärken. Es geht um den schnellen Zugang zu Fähigkeiten und Know-how, die für die digitale Business Transformation erforderlich sind.
6. Eine Innovationskultur etablieren
Um langfristig erfolgreich zu sein, ist ein Mindset Shift unabdingbar. Energieversorger müssen den Innovationsgeist tief in ihrer Unternehmenskultur verankern. Auf diese Weise können organisch neue Geschäftslösungen entstehen und Mitarbeiter dazu ermutigt werden, neue Produkte zu testen und daraus zu lernen. Die Innovationskultur muss von oben nach unten vorgelebt werden. Nur wenn das Management die digitale Transformationsagenda aktiv mitträgt, kann sie erfolgreich sein.
Fazit
Durch die effektive Nutzung von Technologie können Energieunternehmen die derzeitige Kluft zwischen den rasch steigenden Energiekosten und den Erwartungen von Regierungen, Aktionären und Kunden überwinden. Entscheider müssen jetzt handeln und die digitale Business Transformation vorantreiben, um ihre Netto-Null-Ziele zu erreichen.