Zertifiziertes Wertstoffmanagement Auf dem Weg zur Vision Zero Waste

Auf dem richten Weg: Recycelte Materialien zu verwenden und primäre Rohstoffe einzusparen, schont nicht nur die Umwelt, sondern kann angesichts angespannter Lieferketten Abhängigkeiten reduzieren.

Bild: LetsEnhance.io, publish-industry
02.09.2024

Was können Unternehmen tun, die nachhaltig agieren und sich der Vision „Zero Waste“ annähern wollen? Die freiwillige Zertifizierung nach DIN SPEC 91436 bietet ihnen eine objektive und transparente Möglichkeit, ihr Wertstoffmanagement bewerten zu lassen. TÜV Süd hat den Normvorläufer mitentwickelt und prüft auch in Kombination mit anderen Standards.

Nachhaltigkeit ist ein Wirtschaftsfaktor und fließt in viele Regelwerke ein. Vermeiden, wiederverwenden, recyceln, verwerten: So lautet zum Beispiel die Abfallhierarchie des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Die DIN SPEC 91436 entwirft schließlich die Vision „Zero Waste“. Damit diese im Alltag der Unternehmen ankommt und die Kreislaufwirtschaft funktioniert, ist ein verändertes Verständnis von Abfall nötig: Reststoffe werden entsorgt, Wertstoffe bleiben dagegen im Kreislauf. Recycelte Materialien zu verwenden und primäre Rohstoffe einzusparen, schont nicht nur die Umwelt, sondern kann angesichts angespannter Lieferketten Abhängigkeiten reduzieren.

In Deutschland wird die Corporate Sustainability Reporting Direktive (CSRD) 18 Monate nach ihrem Inkrafttreten im Januar 2023 umsetzungspflichtig. Betroffene Unternehmen müssen umfangreiche Nachhaltigkeitsinformationen offenlegen. Das Abfallmanagement ist für viele Unternehmen Teil dieser Berichterstattung. Seit 2021 gibt die freiwillige Zertifizierung nach DIN SPEC 91436 Unternehmen die Gelegenheit, ihr Abfallmanagement objektiv und transparent zu bewerten. Damit ist sie eine Grundlage für die Berichterstattung zum Wertstoffmanagement nach CSRD.

Ein Leitfaden aus der Praxis für die Praxis

Die DIN SPEC 91436 wurde von Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam mit Expertinnen und Experten von TÜV Süd entwickelt. Sie orientiert sich am unternehmerischen Alltag und bietet Werkzeuge, um den Status Quo beim Abfallmanagement umfassend und einfach festzustellen. Das Audit ist für die Unternehmen aufschlussreich. Eine erfolgreiche Zertifizierung gibt Sicherheit über den erreichten Stand beim Abfallmanagement und schafft Vertrauen bei Stakeholdern. Gegenstand der Prüfung sind alle Abläufe, die mit Wertstoffen verbunden sind, mit dem Ziel, sämtliche Prozesse zu erfassen und zu bewerten. Effizientes betriebliches Abfallmanagement ist in allen Ebenen verankert. Datenerfassung und das Monitoring gehören ebenso dazu wie der tatsächliche Umgang mit Wertstoffen.

Der Reifegrad: Wo steht das Unternehmen auf dem Weg zu „Zero Waste“

Der von unabhängigen Auditorinnen und Auditoren bewertete Reifegrad des Abfallmanagements fußt auf der Erfüllung objektiver Prüflisten, die das Vorgehen und Ergebnis der Reststoffbehandlung beschreiben. Die Prüflisten erfassen die Einflussfaktoren einer positiven, neutralen und negativen Verbringung des Abfalls: Als positiv gilt neben der Vermeidung das Kompostieren oder Vergären. Eine umweltschonende thermische oder andere energetische Verwertung, bei der verwertbare Energie entsteht, gilt als neutrale Verbringung. Verbrennen ohne Energierückführung oder das Deponieren sind negative Verwertungsarten. Für den Reifegrad Bronze muss mindestens 85 Prozent der gesamten Abfallmenge positiv verbracht werden. Maximal zehn Prozent negative Verbringung sind zulässig. Damit ist die Prüfliste A erfüllt. Die Reifegrade Silber und Gold erlauben ausschließlich positive oder neutrale Verwertung. Mindestens 90 beziehungsweise für Gold mindestens 95 Prozent müssen positiv genutzt werden. Silber erfüllt die Prüflisten A und B, Gold alle drei, A, B und C. Im Rahmen der jährlichen Überwachungsaudits können Unternehmen ihren Reifegrad verbessern. Die komplette Re-Zertifizierung findet alle drei Jahre statt.

Abläufe vereinfachen und Kosten sparen

Viele Unternehmen betrachten das Abfallmanagement als Teil ihres Umweltmanagementsystems, sodass sich eine kombinierte Zertifizierung nach DIN SPEC 91436 und ISO 14001 anbietet. Berührungspunkte gibt es beispielsweise mit dem Energiemanagement nach ISO 50001 oder dem Nachhaltigkeitsmanagement nach ISO 26001. TÜV Süd informiert über Kombinationen, durch die Unternehmen Kosten einsparen und Abläufe vereinfachen können.

Best Practice – Kunststoffe als Wertstoffe erhalten

Ein Unternehmen, das Niederlassungen in der Slowakei und Rumänien betreibt, strebte das Audit an und untersuchte sein Abfallaufkommen und die verbundenen Kosten. Erhebliche Summen wurden für die Entsorgung von mit Fleischrückständen verunreinigten Kunststofffolien aufgewendet. Indem das Unternehmen die Black-Soldier-Fly-Technologie anwandte, können die Folien nun recycelt werden. Die Larven der schwarzen Soldatenfliege verzehren die organischen Rückstände und bereiten die Folien für die Wiederverwertung vor. Die Larven finden beispielsweise als Tierfutter Verwendung. Zusätzlich optimiert das Unternehmen die Behandlung und Verwertung seiner organischen Abfälle durch differenziertere Kategorisierungen. Das senkt weiter die Kosten.

Kreislaufwirtschaft gelingt, wenn alle mitmachen

Abfallmanagement ist eine Aufgabe des gesamten Unternehmens. Wird der Gedanke, möglichst alle Wertstoffe zu erhalten, auf allen Ebenen gelebt, kann die Kreislaufwirtschaft gelingen und die Vision „Zero Waste“ wird Stück für Stück Realität. Die Praxisausrichtung der DIN SPEC 91436 mit konkreten Maßnahmen und Checklisten trägt dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Unternehmen profitieren zudem vom TÜV-Süd-Zertifikat, mit dem sie die Ausrichtung auf zirkuläres Wirtschaften belegen und gegenüber ihren Stakeholdern glaubwürdig kommunizieren können. Die Durchführung des Audits sowie Informationen über Kombinationen mit anderen Zertifikaten bietet TÜV Süd als unabhängiger Prüfdienstleister.

Bildergalerie

  • Die DIN SPEC 91436 vereint verschiedene Methoden der Wertstoffrückgewinnung und -erhaltung.

    Die DIN SPEC 91436 vereint verschiedene Methoden der Wertstoffrückgewinnung und -erhaltung.

    Bild: TÜV Süd

  • Für die freiwillige Auditierung gilt es, Informationen zu sammeln und aufzubereiten.

    Für die freiwillige Auditierung gilt es, Informationen zu sammeln und aufzubereiten.

    Bild: TÜV Süd

  • Wer muss über sein Abfallmanagement berichten? Das verrät die „doppelte Wesentlichkeit“: Ein Nachhaltigkeitsthema ist dann wesentlich, wenn es zum einen erhebliche finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen hat und zum anderen erhebliche Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch oder Umwelt betrifft.

    Wer muss über sein Abfallmanagement berichten? Das verrät die „doppelte Wesentlichkeit“: Ein Nachhaltigkeitsthema ist dann wesentlich, wenn es zum einen erhebliche finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen hat und zum anderen erhebliche Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch oder Umwelt betrifft.

    Bild: TÜV Süd

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