Im April 2021 wurde mit dem Bau der ersten HydroPRS-Anlage zum Recycling von Kunststoffabfällen begonnen. Das Verfahren ermöglicht das Recycling von unsortierten Kunststoffabfällen mit geringem CO2-Fußabdruck. Die Anlage soll, laut Hersteller, unempfindlich gegenüber organischen Verunreinigungen wie Papier und Lebensmittelresten sein, sodass sich eine breite Palette von Kunststoffabfällen als Ausgangsmaterial eignet. Dieses wird in der eigenen Materialaufbereitungsanlage zerkleinert und von Verunreinigungen wie Glas, Steinen und Metallen befreit.
Renew ELP macht weiterhin erhebliche Fortschritte bei den Bauarbeiten der Anlage, wenngleich die Corona-Pandemie und Rohstoff-Engpässe, wie in anderen Wirtschaftszweigen auch, Auswirkungen auf das Projekt hatten. Nach den Grabungs- und Tiefbauarbeiten wurde in den letzten Monaten vor allem Beton gegossen, um die Fundamente und Unterbauten für die Gebäude und Anlagen zu errichten. Im Juli wurden bereits erste Anlagen wie Lagertanks für Destillat an die Baustelle geliefert.
Darüber hinaus wird ein Teil in lokale Lagerhäuser gebracht oder bei den Lieferanten vor Ort gelagert. Das hilft bei der Montageplanung, da das Equipment so jederzeit verfügbar ist und effizient installiert werden kann. Die nächsten großen Bauvorhaben sind die Materialaufbereitungsanlage und die Hauptprozessanlage. Im Juli hat Mura bereits mit der Programmierung der Steuerungssoftware für die HydroPRS-Anlage begonnen, die bis Oktober fertig gestellt werden soll.
Kapazitäten werden weiter ausgebaut
Ziel ist es, den Renew-ELP-Standort Anfang 2023 in Betrieb zu nehmen. In der ersten Phase liegt die Kapazität der Anlage bei 20.000 t, die auf jährlich 80.000 t erhöht wird. Zum Vergleich: Der größte Müllstrudel der Welt, der Great Pacific Garbage Patch, der im Pazifischen Ozean zwischen Hawaii und Kalifornien schwimmt, besteht derzeit laut Schätzungen von Forschern aus circa 80.000 t Plastikmüll. In Zukunft sollen weltweit weitere HydroPRS-Anlagen gebaut werden – auch in Deutschland. Es wurden bereits mehrere mögliche Standorte identifiziert. Einer davon befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase und geht voraussichtlich bis einschließlich 2025 in Betrieb.
Die geplanten Anlagen in Deutschland verfügen über eine Verarbeitungskapazität von 50.000 bis 100.000 t pro Standort. Das Geschäftsmodell umfasst sowohl eigene Standorte in Großbritannien, Europa und den USA als auch weltweite Lizenzmöglichkeiten über Muras Partner KBR. Inzwischen sind weitere Partner wie Dow Chemical, Chevron Phillips Chemical und Mitsubishi Chemical hinzugekommen. Bereits seit 2020 ist auch Igus Partner und hat 5 Millionen Euro in das Projekt investiert.
Gemeinsam zu mehr Nachhaltigkeit
Für die Versorgung der HydriPRS-Anlage mit Kunststoffabfällen arbeitet Mura bereits mit Lieferanten zusammen. Diese sammeln den Kunststoffmüll von Haushalten und Städten und liefern diesen künftig an Mura. Doch das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter und treibt aktiv die Entwicklung dieses neuen Industriesektors durch die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern und anderen Interessengruppen voran. Um die positiven Umweltauswirkungen der eigenen HydroPRS-Anlage am Standort Wilton zu verdeutlichen, arbeitet der Konzern zudem mit dem unabhängigen Partner Warwick Manufacturing (Teil der University of Warwick) an einer Lebenszyklusanalyse der Anlage, die im Herbst 2022 veröffentlich werden soll.
„Wir wissen um die großartigen Möglichkeiten dieser bahnbrechenden Technologie und unterstützen Mura, um dem chemischen Recycling zum Durchbruch zu verhelfen. Gemeinsam möchten wir die Kreislaufwirtschaft von Kunststoff vorantreiben, um so kostbare Ressourcen und Rohstoffe zu schonen”, sagt Frank Blase, Geschäftsführer bei Igus.
Kunststoff vielseitig einsetzen
Seit über 50 Jahren regranuliert Igus bereits 99 Prozent des in der Produktion anfallenden Kunststoffabfalls und hat 2019 auch ein eigenes Recycling-Programm für ausgediente Energieketten ins Leben gerufen. Mit der Cradle-chain und den Iglidur Eco-Gleitlagern sind in diesem Jahr auch die ersten Produkte aus bis zu 100 Prozent recyceltem Material entstanden.
Ebenfalls neu: das Igus:bike Projekt für nachhaltige, urbane Mobilität. Das Konzept umfasst ein Vollkunststoff-Fahrrad, das komplett schmier- und rostfrei ist und dessen Rahmen sowie Räder ebenfalls aus Post-Consumer-Abfällen hergestellt werden können. Mit der Igus:bike Plattform soll zudem das Know-how rund um Kunststoffe in der weltweiten Fahrradindustrie fördern und somit die Kreislaufwirtschaft auch international vorantreiben.