In konjunkturell schwierigem Umfeld zeigen sich die Anbieter von Fördertechnik und Intralogistiksystemen belastbar und krisenfest. Der Branchenverband VDMA prognostiziert den Maschinen- und Anlagenbauern der Intralogistik auch für das laufende Jahr weiteres Wachstum. Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel und den Anforderungen der digitalen Transformation sowie der wirtschaftlichen Turbulenzen müssen Unternehmen ihre Lieferketten, Logistik und Intralogistik flexibler, effizienter und resilienter gestalten.
Damit steigt die Nachfrage nach speziellen Automatisierungslösungen für die Intralogistik. Den entsprechenden Bedarf decken die Systemhersteller und -integratoren kontinuierlich mit Neuentwicklungen, die die jüngsten Neuerungen komplementärer Technologien einbinden und damit Lösungen für die aktuellen Herausforderungen von effizienten Prozessen in der Intralogistik bieten.
„Bereits auf der LogiMAT 2022 hat die Branche mit ihren Produkten und Lösungen ihre Innovationskraft auch unter kritischen Umfeldbedingungen belegt“, kommentiert Messeleiter Michael Ruchty, Euroexpo Messe- und Kongress-GmbH, München. „Die Neuentwicklungen, die der überwiegend mittelständisch geprägte Maschinen- und Anlagenbau auf der LogiMAT 2023 zeigt, unterstreichen die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Branche und zeigen erneut das Optimierungspotenzial auf, das sich in der Intralogistik vieler Unternehmen hinsichtlich Effizienz und digitaler Transformation noch heben lässt.“
Effiziente Warenflüsse
Ihr aktuelles Produkt- und Lösungsspektrum für effiziente Warenflüsse in der Intralogistik präsentieren die internationalen Anlagenbauer und Systemintegratoren als stärkstes Ausstellersegment auf der LogiMAT in diesem Jahr in den Hallen 1 – nebst Galerie – 3, 5 und 7. Die dort gezeigten Exponate decken die Anforderungen der aktuellen Nachfragetrends ab. „Im Fokus steht die Automatisierung der Prozesse mit höchster Flexibilität und unter Berücksichtigung optimaler Ressourceneinsätze“, urteilt Ruchty. „Das zielt einerseits auf verringerten Personalbedarf und andererseits auf konsequente Nutzung etwa der vorhandenen Flächen und Senkung des Energieverbrauchs sowie hohe Skalierbarkeit und individuellen Zuschnitt der Lösungen.“
Das Angebotsspektrum reicht dabei von automatisierten Kleinteile- und Kompaktlagern nebst ihrer Komponenten in der Regal- und Regalbedientechnik über neue Lösungen für innerbetriebliche Transporte und automatisierte Kommissionierung bis hin zum Angebot von Stahlbühnen, Fördertechnik, Hebetechnik und Antrieben. Bei komplexen Anlagen wird dabei vielfach Künstliche Intelligenz (KI) in die Steuerungstechnik eingebunden.
Individuell konfigurierbare Kompaktanlagen
Bei den Kompaktanlagen sind neben der AutoStore AS (Halle 1, Stand 1J61) mit Neuheiten zu ihrem bewährten automatisierten Lager- und Kommissioniersystem unter anderem Fb Industry Automation (Halle 5, Stand 5B32) und Westfalia Logistics Solutions (Halle 1, Stand 1C20) mit Neu- und Weiterentwicklungen auf der LogiMAT.
Fb Industry Automation stellt neben Software und Kommissionier-Hubs das Fb Kompaktlager mit neuem Fb Compact Shuttle vor. Das Automatische Kleinteilelager (AKL) kann kundenspezifisch auf Längs- oder Querlagerung mit bis zu sechsfach tiefer Bestückung und 120 kg Ladegewicht pro Shuttle ausgelegt werden.
Westfalia Logistics Solutions zeigt die aktuelle Version ihres bewährten Satellitenlagers mit patentiertem Lastaufnahmemittel Satellit. Das gegenwärtig nach Herstellerangabe stark nachgefragte System bietet eine hohe Variantenvielfalt und lässt kundenindividuell anpassen. Mit einer besonderen Präsentationsform ist zudem die Simon Hegele Gesellschaft für Logistik und Service mbH (Halle 7, Stand 7B13) in Stuttgart vor Ort. In einem Live-Act mit Kompaktlagertechnik von SMB International veranschaulicht sie den Messebesuchern die „Einfahrt“ in ein vollautomatisches Kompaktlager aus einer ganz besonderen Perspektive.
Bei den Systemkomponenten für AKL und Palettenlager kommt Acme Intralog Europe (Halle 1, Stand 1L08) neben Standardlösungen der Fördertechnik und einem neuen kollaborativen Kommissionierroboter mit einem leistungsgesteigerten Shuttlesystem für Paletten-Regalbediengeräte (RBG) zur LogiMAT. SIBA System Integration (Halle 1OG, Stand 1OG15) stellt Paletten-Regalbediengeräte in unterschiedlichen Varianten und maßgeschneidertem Zuschnitt vor. Eine schlanke, gewichtssparende 1-Mast-Konstruktion soll den RBG besonders hohe Leistungskennzahlen ermöglichen.
Weitere neue Shuttles für Anwendungen mit RBG und im Lagerkubus zeigen unter anderem Heber Fördertechnik (Halle 1, Stand 1C61) mit einem Shuttlesystem in Aktion, Rocketsolution (Halle 1, Stand 1A35) und Megvii Automation & Robotics (Halle 1OG, Stand 1OG82). Megvii präsentiert die jüngste Generation eines 3D-Pallet-Shuttle-Systems. Neben dem markanten Design soll das dynamische System mit Systemredundanz durch verteilte Steuerungsarchitektur besondere Ausfallsicherheit bieten. Entscheidende Komponente des Systems ist das 3D Pallet Shuttle, das sich innerhalb des Regals in beide Richtungen frei bewegen kann. Mit der Präsentation will das Unternehmen demonstrieren, wie Kapazität zu erhöhen, die Raumnutzung zu verbessern, Energieverbrauch und CO2-Emissionen zu senken und die Produktivität zu steigern sind.
Rocketsolution stellt mit dem Shuttle-System RSX1 ein automatisiertes, robustes Kleinteilelagersystem für Ladegüter bis zu 50 Kilogramm vor. Verglichen mit herkömmlichen Shuttle-Systemen, so der Hersteller, reduziere das RSX1 den benötigten Raum um mehr als die Hälfte. AFB Anlagen- und Filterbau (Halle 3, Stand 3D16) kommt mit einem neuen, individuell anpassbaren Miniload Teleskoptisch als ideales Lastaufnahmemittel für einfach- oder mehrfachtiefe Ein- und Auslagerungen im Kleinteilelager.
Industrieroboter für neue Kommissionierlösungen
Zur Optimierung und Effizienzsteigerung in der Kommissionierung setzen die Anlagenbauer und Systemintegratoren verstärkt auf die Prozessoptimierung durch Robotik. In verschiedenen Exponaten kommen dabei insbesondere stationäre Industrieroboter zum Einsatz. So setzt etwa die Knapp AG (Halle 3, 3B03) bei ihrem Messeauftritt explizit auf Zero Touch Fulfillment. Vorgestellt werden dazu neben dem Kompaktlagersystem Indu-Store für Klein- und Kleinstteile die aktuellen Versionen des vollautomatisierten Kommissionierroboters Pick-it-Easy und des autonomen mobilen Roboters Open Shuttle für innerbetriebliche Transporte. Zur innerbetrieblichen Beförderung von Kleinladungsträger zeigt Dambach Lagersysteme (Halle 1, Stand 1F41) eine überarbeitete Version der Monoflex-Elektrobodenbahn. Mit einem Durchsatz von bis zu 450 Fahrzeuge pro Stunde und speziellen Übergabeplätzen lassen sich Behälter dabei gezielt sortieren.
SSI Schäfer (Halle 1, Stand 1D21) zeigt für die vollautomatisierte Einzelstückkommissionierung eine weiterentwickelte Piece-Picking-Applikation mit patentierter Greifpunkt-Berechnung, zusätzliche Funktionen wie Pick-&-Place, KI-gestützte Objekterkennung und 100-prozentiger Produktverifizierung. Der niederländische Systemintegrator Inther Group stellt erstmals (Halle 5, Stand 5B57) in einer Live-Vorführung die ebenfalls KI-unterstützte Roboter-Kommissionierlösung Gripp (Gantry Robotic Intelligent Piece Picker) vor. Mit KI-Vision-Technology und Lichtsensor misst das System automatisch Gewicht, Länge, Breite und Höhe eines Produkts und soll bis zu 1.200 Zugriffe pro Stunde erzielen.
Jüngste robotergestützte Kommissionierlösungen, die speziell auf Anwendungen an AutoStore-Anlagen ausgelegt sind, zeigen zudem beispielsweise der polnische Systementwickler Nomagic (Halle 1 OG, Stand 1OG78) und Element Logic (Halle 1, Stand 1H21). Bei Element Logic wird die Robot-Picking-Lösung eOperator im Zusammenspiel mit Fördertechnik und einem Autonomen Mobilen Roboter (AMR) von Addverb Technologies (Halle 3; Stand 3A39 ) in einem Live-Showcase vorgestellt. Nomagic zeigt eine neue Lösung mit einem Kommissionierroboter aus der Produktlinie JustPick. Der Roboterarm für vollautomatisierte Anwendungen wurde mit Scanner, Bilderfassung und KI-Verfahren auf Durchsatzleistungen von bis zu 400 Picks pro Stunde ausgelegt.
Peripheriegeräte und neue Fördertechnikkomponenten
Viele Aussteller im Bereich der Hebe- sowie der stationären und mobilen Fördertechnik kommen überdies mit neuen Peripheriegeräten und Fördertechnikkomponenten für die Anlagenbauer nach Stuttgart. Zu sehen sind etwa neue Kistenhubgeräte und Sortiersysteme (Fath, Halle 7, Stand 7A21), energiearme Motoren, Motorrollen und Getriebe für Rollenförderer der horizontalen Streckenfördertechnik (ABM Greiffenberger Antriebstechnik, Halle 3, Stand 3B15) sowie Sorterantriebe, getriebelose Antriebe für Fahrerlose Transportfahrzeuge und AMR-Differentialantriebe mit integrierter Antriebselektronik (MTA, Halle 5, Stand 5F32). Munk Günzburger Steigtechnik (Halle 3, Stand 3C17) stellt einen Baukasten aus individuell konfigurierbaren und flexibel kombinierbaren Überstiegen und Laufstegen vor. Bizerba (Halle 5, Stand 5F28) offeriert unter anderem aus der Produktfamilie MetriXFreight ein statisches Dimensionierungs- und Wägesystem. Das System ist in die Bizerba Versandsoftware Global Shipping integriert. In einem Prozessschritt können damit alle relevanten Daten erfasst, ein Versandetikett erstellt und auf Linerless Etiketten ausgedruckt werden. Stahlbühnen-Lieferant MiTek (Halle 1, Stand 1K58) und CBS Srl (Halle 3, Stand 3C81) stellen neu konzipierte Metallregale, -treppen und Industriebühnen als Zwischengeschosse vor. Die jüngsten Mezzanine-Lösungen sollen die Zukunftsfähigkeit von Stahlbühnen hervorheben.
„Damit bietet die LogiMAT 2023 den umfassendsten Überblick über die aktuellen Systementwicklungen und Lösungsangebote, die die Anlagenbauer und Systemintegratoren der Intralogistik zur Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen zur Verfügung stellen“, resümiert Messeleiter Ruchty.