TTIP rasch über die Bühne zu bringen ist ein wichtiger Schritt, um zu signalisieren, dass Europa als Wirtschaftsstandort trotz Brexit großes Zukunftspotential hat - das betonten die Vertreter des deutschen Maschinenbaus zum Ende der Verhandlungsrunde vom 11. bis 15. Juli 2016 in Brüssel.
„Wir sind deshalb sehr enttäuscht darüber, dass Teile der SPD das angestrebte Abkommen mit den USA vorzeitig beerdigen“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann und betont: „Die Europäische Union muss beweisen, dass sie trotz der politischen Krise nach dem Brexit-Votum handlungsfähig ist. Ein Abschluss von TTIP ist nur möglich, wenn die Bundesregierung geschlossen zu dem Abkommen steht. Insbesondere der Bundeswirtschaftsminister darf jetzt keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass er TTIP tatsächlich will.“
Vom TTIP-Abkommen verspricht sich der VDMA einen besseren Marktzugang in die USA für die europäischen Industriebranchen, so würde beispielsweise der Wegfall von Zöllen die Marktchancen gegenüber den USA verbessern.
Stimmen zum Brexit
Export-Einbruch und Vertrauensverlust am Industriestandort Europa: Das Votum der Briten für den EU-Austritt bereitet der deutschen Industrie Sorgen. Im Nachgang der Abstimmung in England haben sich Köpfe der Industrie zur Entscheidung der Briten und den Auswirkungen auf die Unternehmensgeschäfte geäußert. Lesen Sie in unserer Bildergalerie, wie der Verband der Chemischen Industrie, Endress+Hauser, Schaeffler und Robert Bosch über den denkwürdigen Schritt der Briten urteilen.
Folgen für Maschinenbau in der EU
Wirtschaftspolitisch verliert Deutschland durch den Austritt Großbritanniens einen wichtigen Verbündeten in der EU. Aus Sicht der Unternehmen muss die EU nun Klarheit über den Brexit schaffen und die Bedingungen für die künftige Zusammenarbeit Großbritanniens mit der EU festlegen. Der VDMA warnt zudem, dass der Austritt Großbritanniens nicht zur Gefahr für die EU werden darf.
„Die Entscheidung für den Austritt Großbritanniens aus der EU ist ein Alarmsignal für die Unternehmen. Der Brexit wird den Industriestandort Europa viel Vertrauen bei Investoren kosten. Es wird nicht lange dauern, bis unsere Maschinenexporte nach Großbritannien spürbar zurückgehen werden. Völlig unklar ist, was auf Unternehmen mit britischen Tochtergesellschaften zukommt. Die EU muss jetzt den Schaden eindämmen und die Phase der Unsicherheit möglichst kurz halten. Europas Unternehmen brauchen Planungssicherheit und einen verlässlichen Fahrplan für den Austritt“, sagt Thilo Brodtmann, VDMA-Hauptgeschäftsführer. „Für exportstarke Unternehmen wäre eine Fragmentierung Europas das Schreckensszenario. Durch den Brexit werden leider die EU-Skeptiker in anderen Ländern Auftrieb bekommen. Aus wirtschaftlicher Sicht gibt es aber keinen Grund, an der Bedeutung und der Zukunftsfähigkeit der EU zu zweifeln.“
Besonders der Maschinenbau in Deutschland ist auf stabile politische Rahmenbedingungen in Europa angewiesen. Im Jahr 2015 gingen 44,8 Prozent aller Exporte dieser Industrie ins EU-Ausland (69,6 Milliarden Euro). Im Vereinigten Königreich selbst mussten deutsche Unternehmen im ersten Quartal dieses Jahres bereits einen Rückgang der Maschinenexporte von 4 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Für den deutschen Maschinenbau war das Land 2015 der viertwichtigste Auslandsmarkt (7,2 Milliarden Euro Exportvolumen) hinter den USA (16,8 Milliarden Euro), China (16 Milliarden Euro) und Frankreich (9,8 Milliarden Euro).