Interview über das Zusammenspiel von ASi-5 und IO-Link „Der perfekte Zubringerbus“

Dr. Marcel Hilsamer ist Leiter Produktmanagement bei Bihl+Wiedemann.

Bild: Bihl+Wiedemann
09.07.2019

ASi-5, die neueste Innovationsstufe von AS-Interface, ermöglicht auch die einfache und komfortable Einbindung von IO-Link Sensoren. Anwender sparen damit nicht nur Kosten, sondern setzen mit ASi-5 auch auf eine zukunftssichere Technologie, wie Dr. Marcel Hilsamer, Leiter Produktmanagement bei Bihl+Wiedemann, im Gespräch mit A&D hervorhebt.

Mehr Bandbreite, kürzere Zykluszeiten, mehr Teilnehmer, paralleles Abfragen, bessere IO-Link Integration. Sind das die wichtigsten Verbesserungen von ASi-5?

Ja, das ist schon sehr gut zusammengefasst. Im Hinblick auf Industrie 4.0 stehen mit ASi-5 technologisch zudem deutlich erweiterte Diagnosemöglichkeiten, insbesondere bei IO-Link Sensoren, zur Verfügung. Hier spielt dann auch die Möglichkeit eine wichtige Rolle, zusätzliche Informationen wie zum Beispiel Temperatur, Ströme oder Vibrationen, die eigentlich nicht für die Prozesssteuerung, aber für das Industrial Internet of Things und darauf basierende Service-, Geschäfts- und Optimierungsmodelle relevant sind, schnell und komfortabel übertragen zu können. Bei allen Verbesserungen bleibt AS-Interface aber auch mit ASi-5 weiterhin einzigartig in Bezug auf seine Einfachheit, Robustheit und Topologiefreiheit.

Für welche Applikationen lohnt es sich, direkt auf ASi-5 zu wechseln?

Überall dort, wo entweder viele E/A Daten auf engem Raum eingesammelt werden sollen oder hohe Geschwindigkeiten gefragt sind, kann ASi-5 seine Vorteile schon jetzt direkt ausspielen. Ein Beispiel dafür ist unser ASi-5 Zählermodul mit Zählfrequenzen von bis zu 250 kHz. Und dann ist ASi-5 natürlich generell ideal, wenn komplexe Sensorik und Aktuatorik mit IO-Link Interface und hohem Datendurchsatz im Einsatz ist. Der Umstieg auf ASi-5 ist für den Anwender dabei extrem leicht, denn es müssen keinerlei Anpassungen gemacht werden. Das Abbild der ASi-3 Daten ist unverändert geblieben – mit ASi-5 kommen einfach zusätzliche Daten hinzu.

Das heißt, Anwender können ihre Infrastruktur einfach weiterverwenden?

Exakt, alles läuft komplett parallel auf der gleichen Leitung einfach in unterschiedlichen Frequenzbereichen. Da ASi-5 komplett abwärtskompatibel zu allen vorangegangenen ASi Generationen ist, arbeiten alle Komponenten ohne jegliche Einschränkungen wie bremsende Kompatibilitätsmodi parallel. Sie schließen alles an ein neues ASi-5/ASi-3 Gateway an – das war‘s!

Ist ASi-5 damit nicht der perfekte Zubringerbus für die Datenkommunikation sämtlicher Sensoren und Aktuatoren?

Mit ASi-5 haben wir das Ziel, dass alle Anwender von unserem einfachen Verdrahtungssystem profitieren und sehr effizient eine durchgehende digitale Datenkommunikation in die höheren Ebenen realisieren können. ASi-5 bietet für jeden Anwendungsfall im Feld – egal, ob einfache oder komplexe Aktuatorik und Sensorik wie beispielsweise IO-Link mit teilweise sehr datenintensiven Devices – die perfekte und kompromisslose Lösung. Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, ASi-5 positioniert sich als perfekter und zukunftssicherer Zubringerbus in der Digital Factory. Das gilt insbesondere für den Anschluss von IO-Link Sensoren, die mit ihrer Punkt-zu-Punkt-Verbindung nur Leitungslängen von maximal 20 Metern erlauben. Normalerweise ist dann zum Beispiel ein 8-Port IO-Link Master mit Ethernet-Anschluss notwendig – mit ASi-5 heben wir dieses Limit einfach auf. Der Ethernet-Anschluß sitzt bei ASi im Gateway, von dort können wir pro ASi Kreis eine Leitungslänge von 200 Metern realisieren und daran eine Vielzahl von IO-Link Mastern anbinden. Man klemmt das IO-Link Device einfach über einen ASi-5 Slave / IO-Link Master mit Hilfe der Durchdringungstechnik an das ASi Kabel an, genau da, wo er gebraucht wird. Die Notwendigkeit, Ethernet aufwendig bis in die Maschine zu verlegen, entfällt mit ASi-5.

Die einfache Integration von IO-Link war somit von Anfang an bei der Entwicklung von ASi-5 ein wichtiger Punkt?

Ja, die einfache Integration von intelligenten Sensoren stand von Anfang an im Fokus. Anwender sollen nicht mehr darüber nachdenken müssen, ob sie nun IO-Link , ASi oder andere Sensoren verwenden. Über das Verdrahtungssystem ASi-5 transportieren wir die Daten dann so einfach wie kein anderer hin zu den Ethernet-basierenden Feldbussen. Als Kopfstelle dienen dabei unsere ASi Gateways, die zu allen etablierten Feldbussen kompatibel sind und die die Daten über OPC UA auch direkt der IT-/Cloud-Ebene zur Verfügung stellen können.

Wären alle smarten Sensoren auch mit ASi-5 Anschluss verfügbar, bräuchte man dann noch IO-Link?

Natürlich würde das auch gehen, denn ASi-5 bietet die Performance und alle Möglichkeiten von IO-Link. Wir werden künftig von vielen Herstellern auch Produkte mit ASi-5 Anschluss sehen, beispielsweise Antriebstechnik- und Safety-Produkte. Doch wir betrachten ASi-5 und IO-Link nicht als Konkurrenten, sondern als ideale Ergänzung. Für IO-Link gibt es bereits eine riesige Anzahl von intelligenten Sensoren, ASi ist von jeher auf günstige Sensorik, Sicherheitstechnik und einfache Verdrahtung ausgelegt. Mit ASi-5 erhält der Anwender jetzt aber erstmals die Möglichkeit, alle von ASi gewohnten Vorteile weiter zu nutzen, zusätzlich aber auch leistungsstarke Sensorik mit höherer Datenbreite ohne Einschränkungen verwenden zu können. Dabei ist es am Ende egal, ob Sensoren und Aktuatoren mit IO-Link oder mit ASi-5 angeschlossen sind. Wir ermöglichen mit ASi-5 völlige Entscheidungsfreiheit, welche Technologie der Kunde je nach Anwendung einsetzen will – er bleibt immer auf einem zukunftssicheren Pfad.

Doch wenn es egal ist, dann entscheiden letztendlich erstmal die Kosten! Ab wann rechnet es sich, IO-Link Sensoren über ASi-5 anzubinden?

Die Frage führt uns zu einem weiteren großen Pluspunkt von ASi-5, denn die Module sind im Allgemeinen viel günstiger als vergleichbare Ethernet-Module. Ist eine ASi Infrastruktur schon vorhanden, rechnet sich ein ASi-5 Slave / IO-Link Master mit 4 Ports von Bihl+Wiedemann konkret schon ab dem ersten Modul. Will man nur die Daten von IO-Link Sensoren einsammeln und verfügt noch über kein ASi Verdrahtungssystem, so fährt der Kunde häufig schon ab dem dritten Modul mit ASi-5 günstiger als mit IO-Link Ethernet-Modulen. Zudem erhalten Anwender bei ASi-5 alle bereits erwähnten Vorteile „gratis“ dazu, wie beispielsweise die simple Einbindung binärer Sensoren oder die umfangreiche Diagnose. Wenn dann als ASi-5 Gateway noch die Safety-Variante zum Einsatz kommt, lässt sich die ganze Sicherheits­technik über ASi gleich mit realisieren. Außerdem spart sich der Anwender noch den höheren Verdrahtungsaufwand – bei ASi-5 werden Strom und Daten ja auf einem Kabel übertragen – und die Konfektionierung von Ethernet-Kabeln.

Können Anwender ihre Parametriertools weiterverwenden, wenn die Sensoren über ASi-5 angeschlossen werden, oder muss Software von Bihl+Wiedemann zum Einsatz kommen?

Muss nicht! Anwender können das IO-Link Device weiterhin wie gehabt parametrieren. Nach dem Anschluss des Sensors an den ASi-5 Slave / IO-Link Master zieht sich dieser dann die Konfiguration und speichert sie auch lokal ab – so kann ein Sensor bei Defekt auch schnell getauscht werden. Wir empfehlen aber natürlich unsere Software ASIMON360 und ASi Control Tools360, weil dann eben alles am ASi Strang inklusive der IO-Link Devices in einem Tool sehr bequem und intuitiv eingestellt werden kann. Zudem unterstützt die Software bei der Diagnose und Fehlerbehebung und vereinfacht die Integration der Daten in die Steuerung.

Werden Sie Ihr IO-Link Portfolio für ASi-5 demnächst noch erweitern?

Zum Start ist jetzt der ASi-5 Slave / IO-Link Master mit 4 Ports verfügbar. Wir werden demnächst zusätzlich eine 8-Port-Variante im Angebot haben. Außerdem sind aktive Verteiler mit einem und zwei IO-Link Ports geplant, so dass Kunden einzelne und weit verteilt liegende IO-Link Sensoren noch günstiger an das ASi Kabel anschließen können.

Lesen Sie in unserer Titelreportage der A&D 7+8.2019 mehr über den ASi-5 von Bihl+Wiedemann.

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel