China ist Deutschland beim Verlauf der Corona-Pandemie rund sechs Wochen voraus. Als hier Mitte März die ersten harten Beschränkungen beschlossen wurden, machte man sich im Reich der Mitte schon daran, die Fabriken wieder hochzufahren.
Von der Reaktivierung der Lieferketten über die Stabilisierung der Fertigungslinien bis hin zur Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln bei der Rückkehr der Mitarbeiter in die Werke – alles was auf die deutsche Industrie noch zukommt, kann dort sehr genau beobachtet werden. Von diesen Erfahrungen sollten deutsche Unternehmen dringend lernen, rät die Unternehmensberatung Staufen.
Fragen zum Wiederanlauf
„Wir sind mit eigenen Niederlassungen seit vielen Jahren in China präsent und nutzen dieses Wissen jetzt konsequent für unsere deutschen Kunden, ebenso wie für die anderen internationalen Standorte. Die Zahl der Anrufe von Kunden und Kollegen hat deutlich zugenommen“, sagt Tobias Monden, Geschäftsführer von Staufen in Shanghai.
Die Fragen reichen vom Hochfahren der Produktion bei unsicherer Nachfrage und unklarem Produktmix über die Stabilisierung kritischer Lieferanten bis hin zur Qualitätssicherung bei aus Hygienegründen geänderten Schichtmodellen.
„Da unsere Berater – von Shenyang im Norden bis Hongkong im Süden – nach der Homeoffice-Phase nahezu komplett wieder in ihre Büros beziehungsweise Kundenprojekte zurückgekehrt sind, haben wir einen sehr umfassenden Über- und Einblick, wie gut der Wiederanlauf in China gelingt“, so Monden weiter. „Einige Fabriken sind schon jetzt wieder bei 100 Prozent.“
Erfahrungen konsequent nutzen
Markus Riegger, als Vorstand von Staufen unter anderem für den chinesischen Markt verantwortlich, koordiniert den globalen Know-how-Transfer. Er sieht ebenfalls eine große Chance darin, die Erfahrungen aus China konsequent für die europäische und dann die amerikanische Industrie zu nutzen:
„Neben der Einhaltung der Sicherheitsvorgaben und der Reaktivierung der Lieferketten spielt nicht zuletzt das Thema Effizienz eine große Rolle. Also wie schaffe ich es, auch bei einer Auslastung von vielleicht nur 70 oder 80 Prozent wirtschaftlich zu produzieren. Gerade für viele Zulieferer in diesen Tagen eine existenzielle Frage.“
Digitalisierung geht schneller voran
Neben der nochmals engeren Zusammenarbeit mit seinen europäischen und amerikanischen Kollegen im Zuge des globalen Restarts treibt Staufen-Berater Monden noch etwas anderes um: „Wer glaubt, dass China wegen des wirtschaftlichen Einbruchs im ersten Quartal bei der Digitalisierung vom Gas geht, irrt. Im Gegenteil: Neben den umfassenden digitalen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus wird gleichzeitig bei Themen wie Remote Work, Blended E-Learning oder Online-Collaboration-Tools nochmals beschleunigt.“
Zudem intensiviert die chinesische Regierung die Anstrengungen für das Industrie-4.0-Projekt „China Manufacturing 2025“ spürbar. „Bei allen Projekten mit den Schwerpunkten Supply Chain oder Performance Improvement muss das Thema Digitalisierung daher auch in deutschen Unternehmen unbedingt eine zentrale Rolle einnehmen. Auch das sind sehr wichtige Lessons from China“, so Monden weiter.