Digital Industry „Digitaler Wandel ist bei Anlagenbauern kein Selbstläufer“

Rochus Hofmann leitet als Geschäftsführer die Bereiche Digitalisierung, Vertrieb und Marketing bei Zeppelin Systems in Friedrichshafen. Zeppelin Systems ist mit seinen mehr als 1.500 Mitarbeitern an weltweit 22 Standorten spezialisiert auf die Entwicklung, die Produktion und den Bau von Komponenten und Anlagen für das Handling von hochwertigen Schüttgütern (Lagern, Fördern, Mischen, Dosieren und Verwiegen).

Bild: Zeppelin
06.08.2020

Big Data und Internet of Things generieren vollkommen neues Potenzial zur Qualitätsverbesserung und Effizienzsteigerung von Produktionsanlagen. Traditionelle Anlagenbauer mit den Schwerpunkten Engineering und Prozess stehen vor der Aufgabe, die digitale Transformation aktiv mitzugestalten. Eine Chance, die ein großes Nutzenpotenzial birgt und gleichzeitig ein hohes Maß an Flexibilität einfordert.

Rochus Hofmann ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Der rasante Digitalisierungsfortschritt stellt enorme Anforderungen an die Veränderungsbereitschaft und Innovationskraft traditioneller Anlagenbauunternehmen. Seit Jahrzehnten verfügen automatisierte Produktionsanlagen über digitale Sensorik und Aktorik, deren Abläufe von digitalen Steuer- und Leitsystemen geführt werden.

Das ist nicht neu. Neu ist der digitale Gesamtansatz, der einen umfassenden Zugriff auf die Daten jeder Ebene der Anlage einer Produktion ermöglicht, und zwar unabhängig vom physischen Standort und Level in der Automatisierungspyramide.

Die Auswertung dieser Daten macht die Anlage transparent und ermöglicht die Verbesserung der Produktqualität. Gleichzeitig erkennt der Anlagenbetreiber sehr schnell Abweichungen oder Anomalien im Produktionsprozess und kann Korrekturen vornehmen, noch bevor kritische Anlagenzustände eintreten oder es Toleranzüberschreitungen bei den Produktparametern kommt.

Diese neue Transparenz auf allen Ebenen steigert die Effizienz der Produktion. Denkt man Automation weiter, ist die Kommunikation der Komponenten untereinander ein weiterer Schritt in Richtung Komfort und Sicherheit für den Anlagenbetreiber.

Plattform für den Umbau

Um die Potenziale ausschöpfen zu können, ist es beim Bau von neuen Anlagen oder bei der Modernisierung bestehender Anlagen unabdingbar, die traditionelle Projektplanung mit modernen Digitalisierungs- und Automationskonzepten bereits in einer sehr frühen Projektphase zu verknüpfen. Dieser Wandel ist in Unternehmen, die überwiegend Maschinen- und Anlagenbauingenieure beschäftigen, kein Selbstläufer. Lange fungierte die Automation als Dienstleister, die zuvor festgelegte Maschinen- und Prozessabläufe sicher in automatisiere Abläufe umsetzte.

Wir bei Zeppelin Systems räumen Themen wie Digitalisierung, Data Management und Automation eine ebenso hohe Bedeutung ein wie den traditionellen Disziplinen Verfahrenstechnik und Engineering. In den vergangenen drei Jahren haben wir daher ein Kompetenzteam für Digitalisierungs- und Automationslösungen aufgebaut und eine Automatisierungs- und Digitalisierungsplattform auf den Weg gebracht.

An Bord sind Experten für Cloud Computing, IoT-Plattformen, Data Management, Data Analytics und Manufacturing Execution Systems (MES). Die Plattform deckt viele Weiterentwicklungen, die Anwendungen von der Feld- bis hin zur Prozessleitebene und Schnittstellen zur MES- und ERP-Ebene ab. Die modulare, digitale Lösung erlaubt Produzenten einen schrittweisen Einstieg in die digitale Produktion. Als offene Plattform besitzt sie standardisierte Module, die alle Prozesse in der Anlage abbilden.

Im Team zum Erfolg

Unser Team legt großen Wert darauf, die Zusammenarbeit zwischen den Experten der neuen Disziplinen und den Experten der traditionellen Projektplanungsbereiche zu stärken. Um Verbesserungen an Qualität und Effizienz innerhalb der Produktion zu erreichen, wird bei uns das Digitalisierungs- und Automationsteam von Beginn an einbezogen.

Und auch für den späteren Anlagenbetreiber ist es wichtig, die eigenen Experten für Digitalisierung, Produktionsplanung und Data Management zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in die Planung zu integrieren. Nur so entstehen Anlagen, die der Vorstellung von Industrie 4.0 entsprechen und – noch wichtiger – den Nutzen generieren, den diese neue Technologie ermöglicht.

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