Der pharmazeutische Auftragshersteller Iberfar betreibt in der Nähe von Lissabon eine EU-cGMP-Produktionsstätte, wo er sowohl feste als auch flüssige Darreichungsformen herstellt. Iberfar überzeugt seine Auftraggeber mit Qualität, kurzen Lieferterminen und einer sehr flexiblen Anpassung an die Bedürfnisse seiner Kunden. Um noch besser auf veränderte Produktionsvolumen für seine Kunden reagieren zu können, hat das Unternehmen seine Produktionslinie flexibilisiert: Eine bestehende Standard-Einweglinie wurde in eine High-Mix/Low-Volume-fähige Linie umgewandelt. Für Iberfar bedeutet das: einfache Wechsel zwischen flüssigen und festen Darreichungsformen und erweiterte Fähigkeiten beim Abfüllen von Flaschen mit Durchmessern zwischen 20 und 85 mm und Abzählen von Tabletten und Kapseln (einschließlich Weichkapseln) mit Durchmessern zwischen 1,5 und 18,3 mm.
Modulares Konzept steigert Flexibilität
Damit Iberfar optimal auf Kundenanforderungen reagieren kann, hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit Siemens eine bestehende Maschine um neue Funktionsmodule erweitert: Die vorhandene Flüssigkeitsabfüllanlage ist jetzt auch in der Lage Feststoffe abzufüllen. Durch die modulare Erweiterung konnte Iberfar die Lebensdauer der bestehenden Maschine erhören und sparte Anschaffungskosten für eine separate Abfüll-/Kapselungsmaschine für Feststoffe. Mit den modularen Erweiterungen konnte für Iberfar ein optimales Maschinenkonzept erstellt werden, dass den speziellen Anforderungen vor Ort – etwa der Raumgröße – sowie den Anforderungen an Durchsatz und Produktvariabilität perfekt entspricht. Zudem profitiert Iberfar von Energieeinsparungen im Bereich Druckluft und HVAC. Mit dem smarten IoT-Gateways Simatic IOT2050 erlangt die Maschine eine IIoT-Anbindung und ein Multiprotokoll-Datenaustauch ist möglich. Auch der Fernzugriff ist so garantiert. Automatisiert ist die Maschine mit Siemens Simatic. Das Automation Engineering erfolgt über das TIA-Portal.
Iberfars erster Digitaler Zwilling
Das Maschinenkonzept habe Iberfar und Siemens in enger Zusammenarbeit entwickelt – und dabei auf digitale Prozesse gesetzt. So wurde das Konzept der intelligenten Maschine mit modularem Design virtuell entworfen und in Betrieb genommen. Auf diese Weise konnte die Lieferzeit auf vier Monate verkürzt werden.
Der digitale Zwilling beruht dabei genauso wie die Automatisierungsfunktion und die OT/IT-Konnektivität auf dem Siemens Xcelerator-Portfolio. So wurde der Digitale Zwilling der Maschine mit Hilfe des Siemens NX Mechatronics Concept Designer (MCD) erstellt. Anders als mit modellbasierten Tools, kann mit MCD bereits geprüft werden, ob das Entwurfskonzept funktioniert. Möglich ist das dank der Reuse Library, mit der dem Funktionsmodell schnell Daten hinzugefügt werden können. Diese Daten umfassen Gelenke, Bewegung, Sensoren, Aktoren, Kollisionsverhalten und andere kinematische und dynamische Eigenschaften für jede Komponente. Auf diese Weise ist eine physikbasierte, interaktive Simulation zur Überprüfung des Maschinenbetriebs möglich und digitale Modellfehler werden schnell aufgedeckt und können korrigiert werden. Mit der Simulationsplattform Simit konnten Automatisierungsapplikationen umfassend getestet werden. Gleichzeitig bot Simit eine realitätsnahe Trainingsumgebung für Anlagenfahrer noch vor der realen Inbetriebnahme. Für Iberfar hat dieser erste Digitale Zwilling enorme Vorteil gebracht: Nicht nur die Inbetriebnahme der Maschine ging so besonders schnell, das Unternehmen kann die Maschine nun kontinuierlich optimieren und an sich ändernde Produktionsanforderungen leichter in einer virtuellen Umgebung anpassen. Flüssig oder fest – für Iberfar ist das künftig keine Einschränkung mehr. Dank des modularen Maschinenkonzepts kann der pharmazeutische Auftragshersteller nun flexibel auf Kundenanfragen reagieren und die Produktion einfach anpassen.