Voraussetzungen schnell schaffen Elektroautos als mobiler Speicher und Beschleuniger der Energiewende

Laut den Berechnungen der Studie werden im Jahr 2035 rund 33 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein – eine gewaltige Menge potenzieller mobiler Speicher.

Bild: iStock, sefa ozel
13.11.2023

Das Elektrofahrzeug als mobilen Speicher zu nutzen, bietet große Potenziale: für die Stabilisierung des Stromnetzes ebenso wie als Geschäftsmodell für Netzbetreiber und Nutzer:innen. Doch wenn das bidirektionale Laden ein erfolgreicher Trend in der Elektromobilität werden soll, müssen jetzt die Rahmenbedingungen geschaffen werden und alle Akteure schnell handeln. Dazu gibt die Studie „Bidirektionales Laden in Deutschland – Marktentwicklung und Potenziale” konkrete Empfehlungen. Herausgeber sind die nordrhein-westfälische Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate und die baden-württembergische Landesagentur e-mobil BW.

Bidirektionales Laden bietet die Möglichkeit, elektrisch betriebene Fahrzeuge als mobilen Zwischenspeicher für Strom zu verwenden. Dabei kann der Strom auch wieder aus der Batterie entnommen werden. Die Studie bereitet wissenschaftlich die Potenziale und Mehrwerte des bidirektionalen Ladens auf. Dabei berücksichtigt sie die aktuelle und künftige Marktentwicklung und verschiedene Rahmenbedingungen.

Ulf C. Reichardt, Vorsitzender der Geschäftsführung von NRW.Energy4Climate: „Mit dem bidirektionalen Laden von Elektrofahrzeugen sind große Hoffnungen verbunden: Die Stromnetze sollen entlastet und große Mengen Erneuerbare Energie könnten zwischengespeichert werden. Die frühzeitige Implementierung der Technologie ist jedoch wichtig, um möglichst viel von diesem Potenzial heben zu können. NRW.Energy4Climate wird die Akteure dabei unterstützen, die Handlungsempfehlungen zeitnah umzusetzen und die bestehenden Hürden abzubauen.“

Die Studie kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen:

Realistische Potenziale erkennen

Laut den Berechnungen der Studie werden im Jahr 2035 rund 33 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Unter Berücksichtigung der von den Fahrzeugherstellern kommunizierten Planungen sind bis 2035 circa 65 Prozent dieser Fahrzeuge technisch in der Lage, bidirektional zu laden. Jedoch werden nicht alle davon die benötigte Ladeinfrastruktur vorfinden. Somit ergibt sich ein Potenzial von circa 7,6 Millionen Fahrzeugen, die tatsächlich bidirektional Laden können. Mit dieser Menge an Fahrzeugen stünden bis zu 380 Gigawattstunden als mobiler Speicher zur Verfügung, was dreimal so viel ist wie der deutschlandweite Bedarf an stationären Batteriespeichern.

Standards und Schnittstellen abstimmen

Für eine flächendeckende und wirtschaftliche Einführung der Technologie ist zunächst die Klärung der regulatorischen Rahmenbedingungen wichtig – hier besteht der größte Handlungsbedarf. Auch aus technischer Sicht fehlt die Einigung auf Standards und Schnittstellen, um bidirektionales Laden herstellerübergreifend umzusetzen und Produkte auf den Markt zu bringen.

Nicht noch mehr Potenziale verlieren

Laut den Berechnungen hätten mit dem Bestand an reinen Elektrofahrzeugen im Jahr 2023 in Deutschland bereits zehn Gigawatt an Speicherleistung zur Verfügung stehen können. Das entspricht in etwa der zehnfachen Leistung der deutschen Pumpspeicherkraftwerke. Dazu sind aber weder derzeitige Batteriefahrzeuge noch die aktuell installierten Wallboxen in der Lage. Eine Nachrüstung der Bestandsfahrzeuge auf bidirektionales Laden ist technisch kaum umsetzbar, so dass ausschließlich zukünftige Neufahrzeuge in Frage kommen. Die Befähigung der Fahrzeuge für bidirektionales Laden wird zurzeit aber erst bei wenigen Modellen einzelner Autohersteller berücksichtigt, wie die Studie aufzeigt.

Potenziale gesamtwirtschaftlich ausschöpfen

Um die Potenziale des bidirektionalen Ladens erfolgreich nutzen zu können, müssen die Maßnahmen der einzelnen Akteure zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Vor einem flächendeckenden Rollout der Technologie müssen zunächst die technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen seitens der Industrie und Politik geklärt werden. Damit sich tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln können, ist intensive Kommunikation und Information zu den Vorteilen des bidirektionalen Ladens für die Nutzer:innen Voraussetzung.

Die Studie „Bidirektionales Laden in Deutschland – Marktentwicklung und Potenziale“ ist eine bundesländerübergreifende Kooperation zwischen NRW und Baden-Württemberg und umfasst die gemeinsame Zielsetzung, die Potenziale des bidirektionalen Ladens zu bewerten. Sie wurde von einem Autorenteam der P3 automotive in Zusammenarbeit mit der Boesche Rechtsanwälte PartGmbB durchgeführt und am 9. November von NRW.Energy4Climate auf dem „Kompetenztreffen Elektromobilität in NRW “ in Köln vorgestellt.

Die Ergebnisse werden zudem im Rahmen einer Online-Veranstaltung der Landesagentur e-mobil BW am 21.11.2023 von 10 bis 11 Uhr ausführlich vorgestellt.

Bildergalerie

  • Beispielhafter vereinfachter Systemaufbau für das Heimladen

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    Bild: NRW.Energy4Climate / e-mobil BW

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