Der chinesische Hersteller von Elektroautos Sokon treibt mit seinem neuen Werk am Firmenstandort in Chongqing die Entwicklung der Elektromobilität voran. Zukunftsweisend ist auch die Produktionstechnik selbst. Zum ersten Mal wird in einer chinesischen Automobilfabrik ein Lackierroboter der dritten Generation von Dürr eingesetzt.
Zusätzliches Gelenk bringt mehr Beweglichkeit
Der EcoRP E043i ist aufgrund seiner sieben rotatorischen Achsen beweglicher als bisherige Lackierroboter mit sechs Achsen. Das zusätzliche Gelenk erweitert den Arbeitsbereich des Roboters. Dadurch erreicht er auch bei der Innenlackierung der Karosserien selbst schwer zugängliche Stellen.
Bislang bewegen sich Lackierroboter oftmals auf horizontalen Verfahrschienen. Diese benötigt der EcoRP E043i durch seine 7-Achs-Kinematik nicht mehr. Das soll nicht nur die Investitions- und Wartungskosten in der Lackierkabine reduzieren, sondern auch einen besseren Einblick in die Lackierkabinen erlauben.
Insgesamt kommen bei Sokon 60 Ecopaint-Roboter der neuen Generation in den Füller-, Decklack- und Klarlacklinien für die Innen- und Außenlackierung zum Einsatz. Neben den 36 Lackierrobotern EcoRP E043i werden auch 16 Scara-Türöffner sowie die sechsachsigen Modelle als Haubenöffner nach China geliefert. Darüber hinaus stattet Dürr die Abdichtstationen mit Robotern und Applikationstechnik aus. 20 Roboter aus der EcoRSi-Serie tragen die Nahtabdichtung und Dämmstoffe auf die Karosserien auf.
Vorteile durch modularen Aufbau
Die dritte Robotergeneration von Dürr ist modular aufgebaut. So können die Modelle EcoRP E/L033i und EcoRP E/L133i mit ihrer 6-Achs-Kinematik sowohl zum Lackieren als auch zum Öffnen der Hauben eingesetzt werden. Das modulare Konzept wurde konsequent in der 6- und 7-Achs-Kinematik umgesetzt. Die Varianten unterscheiden sich nur durch die zusätzliche Drehachse im Hauptarm.
Die ansonsten durchgehend identischen Bauteile vereinfachen laut Dürr das Ersatzteilmanagement, sparen Lagerkosten und erleichtern die Wartungsarbeiten. Durchgängig ist auch die Steuerungstechnik der Roboter für den Lack- und Dickstoffauftrag. Der modulare Aufbau der Schaltschränke soll eine sehr gute Konfiguration für den jeweiligen Applikationsprozess einer Lackier- oder Abdichtstation beim Kunden ermöglichen.
Fit für die Fabrik der Zukunft
Mit EcoScreen 3D-OnSite 4 steht ein Softwarepaket bereit, mit dem die Lackier- und Abdichtroboter von Dürr programmiert und simuliert sowie alle entsprechenden Prozessdaten parametrisiert werden können. Die Software unterstützt die neue Generation der Robotersteuerungen und ist kompatibel zur Vorgängerversion. Sie kann direkt über das Netzwerk online mit mehreren Robotersteuerungen verbunden werden. Dadurch kann der Anwender Änderungen in Teachprogrammen und Prozessdaten schnell in den Produktionsprozess übernehmen.
Für die intelligente Fabrik der Zukunft sind die neuen Lackier- und Sealing-Roboter gerüstet. Sensoren erfassen unter anderem Temperatur, Betriebsstunden und Abnutzungsgrad der Komponenten. Die ebenfalls neu entwickelte Prozess- und Bewegungssteuerung EcoRCMP2 überträgt die Informationen an das übergeordnete Wartungs- und Steuerungssystem. Durch diese Technologie können die Daten mehrerer Lackierkabinen oder sogar kompletter Lackierereien zusammengeführt und ausgewertet werden.
Lackiererei aus einer Hand
Der Maschinen- und Anlagenbauer Dürr errichtet für Sokon die komplette Lackiererei und übernimmt als Generalunternehmer auch die Verantwortung für die Erstellung des Gebäudes und von drei Hochregallagern. Durch diese Hochregallager kann auf diverse Flächenspeicher verzichtet werden. Das vereinfacht die Gebäudestruktur, spart Fläche und ermöglicht eine intelligente Materialflusssteuerung.
Der technische Leistungsumfang beinhaltet mitunter das Rotationstauchverfahren RoDip in der Vorbehandlung und der kataphoretischen Tauchlackierung, sämtliche Roboter und Applikationen für die Sealing- und Lackierprozesse sowie die Trockenabscheidung EcoDryScrubber. Diese bindet den Lacknebel vollständig ohne Wasser und Chemikalien und soll dadurch mit bis zu 90 Prozent Umluft gefahren werden können. Das Ergebnis ist laut Herstellerangaben eine Energieeinsparung von bis zu 60 Prozent in der Spritzkabine.
Abluft energieeffizient reinigen
Beim Emissionsschutz wird Sokon alle rechtlichen Anforderungen umfassend und dabei auch noch maximal energieeffizient realisieren. Die großvolumigen Lösemittelemissionen aus den Applikationszonen werden durch eine Kombination aus dem adsorptiven VOC-Konzentrator-Ecopure-KPR-Verfahren und der regenerativ thermischen Oxidation Ecopure RTO abgereinigt. Die gasförmigen Schadstoffe in der Kabinenabluft werden zunächst aufkonzentriert, um dann in der nachgeschalteten Oxidation mit geringem Energieaufwand entsorgt zu werden.
Zur Abreinigung der heißen Abluftströme aus den verschiedenen Lacktrocknungsprozessen wird jeweils die neueste Generation der rekuperativ thermischen Abluftreinigung Ecopure TAR eingesetzt. Dieses Verfahren reinigt die Abluft und stellt gleichzeitig die gesamte Wärme zur Beheizung des Trockners bereit.