Interview über Planarmotorsystem „Endlich frei bewegen“

BECKHOFF Automation GmbH & Co. KG

Uwe Prüßmeier, Senior Product Manager Drive Technology bei Beckhoff: „Für den Einsatz von XPlanar in Produktionsmaschinen gibt es nahezu keine Einschränkungen.“

Bild: Beckhoff
08.03.2019

Mit XPlanar bietet Beckhoff völlig neue Bewegungsfreiheiten bei einem Transportsystem. Wofür sich die schwebenden Planarmover besonders eignen, erläutert Uwe Prüßmeier, Senior Product Manager Drive Technology bei Beckhoff, im Gespräch mit der A&D.

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Mit XPlanar lassen sich Roboter oder andere unflexible Mechanikvorrichtungen effizient ersetzen. Können Sie ein Beispiel nennen?

Ein Beispiel aus dem Lebensmittelbereich ist die Produktion von Schokoladenkeksen, bei der es immer leichte Abweichungen zum Beispiel hinsichtlich der Farbe des Schokoüberzugs gibt. Das ist an sich nicht problematisch, insofern kein Unterschied in der einzelnen Kekspackung auftaucht. Bei einer Produktion von 100 Keksen pro Minute ist es allerdings nicht einfach, auf konventionelle Weise jeweils 10 gleichfarbige Kekse für jede Packung auszuwählen. Dazu müssten zahlreiche Pick&Place-Roboter alle Kekse prüfen und passend sortieren, was allerdings viel Zeit, Stellfläche und Durchsatzgeschwindigkeit kosten würde. Mit den auf einer Fläche individuell steuerbaren Planarmovern lässt sich dies viel effizienter lösen. So können sich die einen Keks transportierenden Mover am Ende der Produktionsanlage einfach entsprechend der passenden Farbnuance sortieren. Oder im Fall eines für den Transport mehrerer Kekse konzipierten Movers wird für die Produktaufnahme automatisch immer der Ausstoßpunkt der Anlage mit der passenden Schokoladenfarbe angesteuert.

Eignet sich das System auch besonders für Losgröße-1-Szenarien mit flexiblen Produktströmen?

Gerade hierfür eignet sich XPlanar durch die maximale Flexibilität der Positionierbarkeit besonders gut. Die Mover können eine oder mehrere Tracks auf der XPlanar-Fläche befahren oder beliebige Positionen ansteuern und dabei bei Bedarf andere Mover überholen beziehungsweise sich ausschleusen oder mit anderen Movern synchronisieren. Hinzu kommen als weitere Eigenbewegungen ein Heben und Senken sowie Kippen und Drehen.

Ist XPlanar primär im Food- und Pharmabereich von Vorteil, weil es keine Kontaminierung, Schmutz oder Staub gibt?

Für den Einsatz von XPlanar in Produktionsmaschinen gibt es nahezu keine Einschränkungen. Es muss sich lediglich das jeweilige Produkt hinsichtlich Gewicht und Volumen mit dem Mover transportieren lassen. Von den Vorteilen des hochflexiblen Positionierens profitieren also alle Branchen. Besonders interessant ist die berührungslose Mover-Bewegung in Verbindung mit der Möglichkeit, die Planarkacheln zu beschichten, allerdings für Bereiche, in denen erhöhte Anforderungen an Sauberkeit beziehungsweise Reinigbarkeit sowie Emissionsfreiheit und Geräuscharmut gestellt werden – wie die gesamte Food- und Pharmaindustrie, aber auch der Laborbereich sowie Vakuumanwendungen zum Beispiel in der Halbleiterfertigung.

Macht das neue XPlanar das bisherige lineare Transportsystem XTS mittelfristig überflüssig?

Das Hauptunterscheidungsmerkmal ist, dass XPlanar ohne mechanische Führungsschiene für die Mover auskommt und somit die höhere Flexibilität in der Bewegung bietet. Diese mechanische Zwangsführung ist aber gleichzeitig auch ein Vorteil von XTS, da dies schnellere und dynamischere Kurvenfahrten ermöglicht. Dementsprechend gibt die jeweilige Anwendung vor, welches System sich am besten eignet. XPlanar und XTS stellen also eine ideale Ergänzung dar.

Wann ist XPlanar für Kunden verfügbar?

XPlanar wird mit sogenannten Starterkits im Markt eingeführt, die bereits erhältlich sind. Diese umfassen sechs oder zwölf auf einem Traggestell installierte Planarkacheln, vier Mover sowie einen kleinen Schaltschrank mit dem passenden Industrie-PC inklusive vorinstallierter Software und den erforderlichen elektrischen Komponenten. Damit erhält der Maschinenbauer die ideale – später auch für die reale Anwendung nutzbare – Grundlage, um XPlanar für sein Anwendungsumfeld zu testen.

Mehr zum XPlanar-System erfahren Sie im Fachartikel aus der A&D-Ausgabe 3.2019.

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