Interview mit Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin Untitled Exhibitions Erfolgskonzept Regionalmesse

Wir haben Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin von Untitled Exhibitions gefragt, warum sich die Regionalmessen für Aussteller und Besucher lohnen.

Bild: Untitled Exhibitions
09.12.2016

Untitled Exhibitions startete 2014 mit dem Konzept regionaler Automatisierungsmessen, der all about automation. Der Erfolg lässt 2017 einen vierten Standort in Hamburg hinzukommen. Wir haben Tanja Waglöhner, Geschäftsführerin von Untitled Exhibitions gefragt, warum sich die Regionalmessen für Aussteller und Besucher lohnen.

A&D:

Wie kamen Sie auf die Idee, ein neues Messekonzept mit dem Thema Automatisierung zu entwickeln?

Tanja Waglöhner:

Die Gespräche mit Personen aus der Automatisierungsbranche und das Wissen um andere, gut funktionierende regionale Messekonzepte gaben den Impuls für das Konzept. Wir haben analysiert, welche Vertriebs- und Marketingziele die bestehenden Messen bedienen können und mit der regionalen Fachvertriebsmesse unsere Lücke gefunden.

Ihre Messe ist thematisch breit rund um die Automatisierungstechnik aufgestellt. Warum?

Weil es unserer Meinung nach so als regionales Konzept funktioniert und es das Kundenspektrum des Komponentenherstellers der Automatisierung widerspiegelt. Das Asset der all about automation ist die räumliche Nähe zum Kunden – das funktioniert unabhängig von der Anwendungsbranche der Automatisierungslösung.

Besticht das Erfolgskonzept durch kurze Anfahrtswege und keine Übernachtungskosten – sprich Zeit- und Geldaufwand bleibt gering?

Das ist eine wichtige Komponente. Letztendlich entscheidend ist die Qualität des Gesprächs, das Besucher und Aussteller miteinander führen. Die kurze Anreise mag eine Entscheidung für den ersten Messebesuch sein. Im nächsten Jahr kommt der Besucher nur wieder, oder empfiehlt die Messe seinen Kollegen, wenn er weiß, dass es sich inhaltlich lohnt.

Bei etablierten Messen sorgen hohe Preise für Standflächen und unflexible Messebetreiber oft für Unzufriedenheit bei den Ausstellern. Punktet die aaa, durch ihr standardisiertes und einheitliches Ausstellungskonzept, also mit attraktiven Preisen?

Die Standardisierung hat Vorteile, da keiner – und da spreche ich vor allem von den großen Firmen – viel Geld für den Standbau investieren muss. Es ginge allerdings auch günstiger. Doch wir wollen für die all about automation ein gefälliges Ambiente und eine Qualität in der Anmutung. Vor allem aber nutzen wir einen hohen Prozentsatz der Beteiligungskosten, um die Messe in der jeweiligen Region bekannt zu machen und Besucher einzuladen. Daher würde ich sagen: die all about automation ist ihren Preis wert.

Zählen Branchengrößen, die einen großen Wert auf die Internationalität einer Messe legen, auch zu Ihren Kunden?

Ja. Sie zählen auch zu unseren Kunden. Internationalität ist ein wichtiges Ziel für Leitmessen. Aber kein Muss für alle Messen. Auch die Branchengrößen profitieren, wenn regionale Vertriebsmitarbeiter für zwei Tage auf einem Messestand auf der all about automation Kunden betreuen und direkt vor Ort, in ihrer Vertriebsregion, neue Kontakte knüpfen.

Was können Sie über Ihre Besucher sagen, sind das überwiegend Ingenieure oder Einkäufer?

Ingenieure, Konstrukteure, Planer und Entwickler sowie bei kleineren Unternehmensgrößen die Geschäftsführer. Einkäufer sind unter fünf Prozent der Besucher.

Auch bei kleinen regionalen Messen ist die aaa nicht alleine, beispielsweise MSR, Automatisierungstreff oder FMB. Was ist an Ihrer Messe anders?

Die thematische Ausrichtung und, beziehungsweise oder, das regionale Besuchereinzugsgebiet. Und bei einigen der genannten Veranstaltungen auch das Format bezüglich Dauer und Verhältnis von Workshops/Kongress zur Messe.

Friedrichshafen, Leipzig und Essen sind Ihre Messestandorte. Wie sieht die Entwicklung in den einzelnen Städten aus?

In Friedrichshafen haben wir 2014 angefangen und waren nun zum dritten Mal dort. Nach drei Jahren hat sich die Messe in der Region etabliert. Insbesondere die Zahl der regionalen Aussteller steigt deutlich. Leipzig und Essen steuern auf dieses dritte Jahr zu und die zweiten Veranstaltungen brachten ein Wachstum bei Ausstellern und Besuchern.

2017 kommt Hamburg als ein Standort hinzu. Was bewegt Sie zu dem Schritt?

Der Wunsch nach einem Nordstandort der aaa wurde von den Ausstellern an uns herangetragen. Die Unternehmen machen dort Geschäfte und hatten keine Messe vor Ort, auf der Sie ihre Kunden betreuen können und die spezifisch auf industrielle Automatisierung ausgerichtet ist. Gerade für Regionen die weit weg sind von den internationalen Großmessen, und bei der Automatisierung reden wir dabei in erster Linie von Nürnberg, ist so ein kleines und feines Konzept richtig.

Vertriebsmodelle im Zeitalter der Digitalisierung ändern sich. Müssen Sie auch das Konzept Ihrer Messe anpassen?

Zalando ist seit einigen Monaten im Messegeschäft aktiv und hat die Berliner Modemesse Bread & Butter gekauft. Google stellt auf unzähligen Messen aus. Pop-up Stores sind im Grunde eine Art von Messen. Ja, als Messeveranstalter ist man in der Pflicht, die sich verändernde Welt der Informationsbeschaffung zu begleiten. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein, was den Wert des Vertriebs- und Marketinginstruments Messe angeht und mit dem Wissen, dass face-to-face Kontakt elementar ist und dass viele Menschen gern auf Messen gehen.

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