Globaler Standard Der erste anerkannte Index für die Industrie-4.0-Transformation

TÜV SÜD

Gerade in der produzierenden Industrie ist „Industrie 4.0“ ein wichtiger Treiber um die Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.

Bild: iStock, metamorworks
29.03.2021

Mit dem Smart Industry Readiness Index (SIRI) wurde der erste, global anerkannte Index für Unternehmen geschaffen, um das komplexe Thema Industrie 4.0 systematisch umzusetzen. Das auf dem Index basierende Assessment kann als neutrale Bewertung helfen, den Digitalisierungsstatus quo festzustellen, Schwachstellen zu identifizieren, Potenzial zu erkennen sowie zu priorisieren und nimmt so den Druck von produzierenden Unternehmen.

Sponsored Content

Industrie 4.0, Advanced Manufacturing oder Industrial Internet: Die Fabrik und Produktionsstätte der Zukunft wird von vernetzten Maschinen, integrierten Lieferketten und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz geprägt sein. Physikalische und digitale Welt werden verknüpft. Studien zeigen, dass Vorreiter der Digitalisierung nicht nur Kostenvorteile haben, sondern vor allem einen höheren Marktanteil mit mehr Flexibilität und größerer Nähe zum Kunden erzielen.

Pilot- und Testprojekte scheitern häufig

Der Markt verändert sich mit steigendem Wettbewerb und steigender Erwartung der Kunden, der technische Wandel treibt Effizienz und Individualisierung voran. Unternehmen benötigen die Anpassungsfähigkeit und die Performance, um sich auf diesen Wandel einzustellen. Gerade mit dem Fokus auf Effizienz und Agilität gibt Industrie 4.0 hierzu Antworten.

Noch finden viele Prozesse in Unternehmen nach wie vor manuell und papierbasiert statt. Auch Daten sind oft nicht konsistent und interoperabel, was den Austausch zwischen verschiedenen Funktionen und damit mögliche Synergien verhindert. Unternehmen lassen Piloten und Technologietests zwar durchführen, kommen über diesen Status aber oft nicht hinaus.

In der Lebensmittelbranche scheitern zum Beispiel ganze 65 Prozent der Piloten. Die begrenzten Initiativen sind oft nicht skalierbar, zudem fehlen das Vertrauen auf dem richtigen Kurs zu sein und ein systematischer Ansatz insgesamt.

Die Vorreiter mit Digitalisierungsstrategien in der Breite zeigen, dass das Thema aus der Organisation kommen und auf der Agenda der obersten Leitung (C-Level) stehen muss. Es wird dann als Geschäftsziel verfolgt. Für viele Unternehmen stellt sich nun die Frage, wie die digitale Transformation systematisch eingeleitet und nachhaltig gestaltet werden kann.

Das anerkannte Framework

Die Republik Singapur und TÜV SÜD mit seinen mehr als 150 Jahren in der Entwicklung und dem Einsatz von Industriestandards haben dafür den Smart Industry Readiness Index (SIRI) in Kooperation mit führenden Industrie 4.0-Experten entwickelt.

Das Framework wurde im Oktober 2020 vom Weltwirtschaftsforum als internationaler Standard für die Industrie-4.0-Transformation anerkannt und wird nun mit Partnern aus Industrie und nationalen Behörden ausgerollt. SIRI wurde bisher mehr als 300 Mal erfolgreich in zehn Ländern eingesetzt. In diesem Jahr 2021 soll er auf über 100 weitere Organisationen und 12 Industriebranchen weiter internationalisiert werden.

SIRI ist damit eine Entscheidungsgrundlage zur digitalen Weiterentwicklung für Unternehmen, die alle Facetten von Industrie 4.0 abdeckt. Der Index wurde mit dem Ziel entwickelt, die Transformation von Produktionsstätten in eine integrierte, agile und datenbasierte Fabrik systematisch einzuleiten.

Die Komplexität wird durch systematische Klassifizierung reduziert: SIRI teilt Industrie 4.0 in die Bereiche Prozesse, Technologie und Organisation ein. Die drei Kernelemente stehen im Einklang mit dem Reference Architecture Model Industrie 4.0 (RAMI 4). Prozesse werden nach Betrieb, Lieferkette und Produktlebenszyklus differenziert. Die zweite Säule Technologie wird in Automatisierung, Vernetzung und Intelligenz eingeteilt. Der dritte Bereich Organisation umfasst die Bereitschaft beziehungsweise Fähigkeit der Belegschaft, Industrie 4.0 umzusetzen sowie das Management beziehungsweise die Organisationsstruktur. Aus diesen acht Handlungsfeldern der drei Säulen werden weitere 16 Unterkategorien abgeleitet.

Darauf aufbauend kommt die Priorisierungs-Matrix zum Einsatz: Sie bezieht das Kostenprofil, strategische KPIs der Kategorien Produktivität, Qualität, Flexibilität und Geschwindigkeit sowie Industrie Benchmarks ein.

SIRI in der Praxis

Der Einsatz des Index läuft innerhalb eines zwei- bis dreitägigen Workshops ab, an dem Vertreter aller relevanten Unternehmensfunktionen teilnehmen, angefangen mit der Geschäftsführung, über Produktion und Engineering bis zu Personal und IT.

Erfahrene SIRI-Kenner von TÜV SÜD / TÜV Hessen führen das SIRI-Assessment, in Verbindung mit einem Industrie 4.0 Training und Fallstudiendurch und stellen eine agnostische, objektive Bewertung nach dem LEAD-Prinzip sicher: Im ersten Schritt (Learn) lernen Unternehmen die Schlüsselkonzepte der Industrie 4.0 kennen.

Dabei entwickelt die gesamte Führungsebene ein gemeinsames Verständnis, was genau Industrie 4.0 ist und schafft eine gemeinsame Sprache. Im zweiten Schritt (Evaluate) analysieren die Experten die Säulen Technologie, Prozesse und Organisation des Indexes und ihre Hauptbereiche Produktionsprozesse, Supply Chain/Lieferkette, Produktlebenszyklus, Automatisierung, Vernetzung, Intelligenz, Fähigkeiten der Mitarbeiter und Managementstrukturen.

Die Clusterung in die 16 Unterkategorien hilft dabei, ein detailliertes Bild zu erhalten und Defizite zu lokalisieren. Im dritten Schritt (Architect) lässt sich anhand der Ergebnisse ein konkreter Transformationsfahrplan erstellen. Der Index dient dabei als Checkliste, um sicherzustellen, dass alle relevanten Unternehmensbereiche berücksichtigt werden. Danach dient im vierten Schritt (Deliver) SIRI als Leitfaden, um die Maßnahmen über einen längeren Zeitraum zu messen und zu skalieren. Ein offizieller Bericht schließt das Assessment ab.

Der Mehrwert für Unternehmen

Diese SIRI-Assessments geben Unternehmen Auskunft über ihre Industrie-4.0-Reife in Bezug auf Technologie, Prozesse und Organisation. Unternehmen erfahren den Status Quo und den Handlungsbedarf, können die nächsten Schritte ermitteln, Ziele priorisieren und einen realistischen, individuellen Fahrplan definieren. Die SIRI-Bewertung von neutralen, unabhängigen Assessoren gibt Orientierung im Transformationsprozess und stellt eine wichtige Absicherung für zukünftige Investitionen dar.

Die gemeinsame Sprache im Unternehmen beschleunigt und vereinfacht die Kommunikation mit Lieferanten, Partnern oder Kunden, die Zusammenarbeit wird effektiver. Wissen im Bereich Industrie 4.0 und dessen unternehmensspezifische Interpretation werden aufgebaut, Ziele können konzertierter definiert und breiter umgesetzt werden.

Zudem werden die für die Steigerung der Performanz wichtigsten Dimensionen priorisiert, was die nächsten Schritte klarmacht. Unternehmen sind damit in der Lage, die Digitalisierung effektiv zu initiieren beziehungsweise weiter voran zu treiben. Der Blick und die Planung sind ganzheitlich und der Wertbetrag und Nutzen für die Strategie werden klar. Vertrauen, gemeinsam auf dem richtigen Weg zu sein, kann entstehen.

Erste Studien können den Vorteil für Unternehmen bereits konkret beziffern. Schon in den ersten 24 Monaten nach den durchgeführten SIRI-Assessments verzeichneten Unternehmen branchenübergreifend eine bis zu 15 Prozent effizientere Lieferkettenplanung. Gleichzeitig verringerten sich die Qualitätsmängel der Vorprodukte der verschiedenen Lieferanten um mehr als 15 Prozent. Die Verbesserungen wirkten sich stark auf die eigene Leistung aus. Die Hersteller erzielten Steigerungen der eigenen Produktionskapazitäten von rund 10 Prozent.

Fazit

Mit dem Smart Industry Readiness Index (SIRI) Assessment inklusive Training und Fallstudien kann die digitale Transformation des produzierenden Gewerbes beschleunigt werden. Eine neutrale Bewertung hilft dabei, eigene Schwachstellen zu identifizieren und das volle Potential von Industrie 4.0 auszuschöpfen..

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel