Neues Bewertungsmodell für mehr Umweltverträglichkeit Erstes EU-weit standardisiertes Bewertungskonzept für Rechenzentren

TÜV SÜD

Die einzelnen Handlungsfelder der CLC/TS 50600-5-1 umfassen beispielsweise Energieeffizienz, Abwärmenutzung und Wasserbedarf, Treibhausgasemissionen und Aspekte der Kreislaufwirtschaft.

Bild: iStock, lvcandy
19.01.2024

TÜV Süd prüft die Umweltverträglichkeit von Rechenzentren auf der Basis eines Reifegradmodells nach CLC/TS 50600-5-1. Es ist das erste EU-weit standardisierte Bewertungskonzept, das Handlungsstrategien für nachhaltige Rechenzentren bereitstellt. Die Bewertung erfolgt stufenweise und zeigt Betreibern und Unternehmen, wie sie effizient Energie und andere Ressourcen managen können.

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Die Grundlage des DCMM ist die europäische Norm CLC/TS 50600-5-1, die sich mit der Einrichtung und Infrastruktur von Rechenzentren befasst. Dieser Normteil beschreibt den Aufbau und Einsatz eines Data Center Maturity Models (DCMM) zur Entwicklung und Umsetzung einer gezielten Nachhaltigkeitsstrategie. „Während bestehende ISO-Normen zum Energie- und Umweltmanagement allgemein gefasst sind, präzisiert das DCMM die Anforderungen und Handlungsoptionen für Rechenzentren“, sagt Thomas Grüschow, Rechenzentrumsexperte bei TÜV Süd.

Die einzelnen Handlungsfelder der CLC/TS 50600-5-1 umfassen beispielsweise Energieeffizienz, Abwärmenutzung und Wasserbedarf, Treibhausgasemissionen und Aspekte der Kreislaufwirtschaft. Sie basiert auf den seit Jahren etablierten Technical Reports TR 50600-99-1 zum Energiemanagement und TR 50600-99-2 zur umweltbezogenen Nachhaltigkeit sowie auf dem Code of Conduct der EU für nachhaltige Rechenzentren. In der Fassung vom Dezember 2023 wurde auch das aktuelle Audit-Scheme der EU-Taxonomie berücksichtigt.

Reifegrade als großes Plus

„Das DCMM liefert die strategische Grundlage, um schrittweise umweltverträglicher zu werden“, erklärt Grüschow. „Damit können wir das gesamte Management und Reporting, die Infrastruktur des Gebäudes, die Energieversorgung und -verteilung sowie die Kühlung bewerten.“ So müssen Rechenzentren beispielsweise ihre Abwärme einer weiteren Nutzung zuführen – bei geringeren Reifegraden intern, bei höheren Reifegraden extern. Zudem sollten Komponenten möglichst lange genutzt werden und wiederverwendbar oder recyclefähig sein. Auch IT-Einrichtungen und IT-Geräte werden bei der Bewertung des Reifegrads berücksichtigt – also Datenverarbeitung, Datenspeicher, Netzwerke und Software.

„Das große Plus des DCMM sind die fünf Reifegrade“, betont Gerhard Klein, Head of Department Risk Management & Technical Due Diligence bei TÜV Süd. So werden auch Teilerfolge honoriert, weil die Verbesserung der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit mit jedem Reifegrad sofort dokumentiert werden kann. „Das DCMM ermöglicht den Betreibern nicht nur die Überprüfung des Status quo“, so Klein, „sondern sie bekommen auch eine gezielte Strategie für die Erreichung der nächsten Stufen.“ Zudem sorge das DCMM für mehr Transparenz, wovon auch die Nutzer der Rechenzentren profitieren.

Rechenzentren sind über mehrere Jahre meist rund um die Uhr in Betrieb – das macht sie enorm energieintensiv. Allein 2021 verbrauchten sie weltweit mehr als 30 Milliarden Kilowattstunden Energie. Einige Rechenzentren benötigen für ihre Kühlsysteme viel Wasser, was an manchen Orten zu Knappheiten und Nachhaltigkeitsthemen führen kann. Zudem bindet die Vielzahl an IT-Einrichtungen und elektronischen Geräten hochwertige Rohstoffe, die im Sinne der Kreislaufwirtschaft effizient gemanagt und zielgerichtet recycelt werden sollten.

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