Der Einsatz von KI in Unternehmen nimmt stetig zu. 2022 nutzten bereits mehr als ein Drittel (35 Prozent) aller Befragten eingebettete KI-Tools, um ihre Effizienz zu steigern. Doch nicht nur Unternehmen profitieren von generativer KI. Cyberkriminelle machen sich die Macht der KI zunutze, um Angriffe effizienter auszuführen. Bereits jetzt gibt es zahlreiche neue KI-gestützte Angriffsvarianten wie virtuelles Kidnapping, Pig Butchering und Harpoon Whaling, die von sich durch die neue Technologie effizienter gestalten und automatisieren lassen.
Angesichts eines stetig wachsenden KI-Marktes – 2027 soll sein Gesamtwert 407 Milliarden US-Dollar betragen – ist mit einer weiteren Explosion von KI-Nutzung im Cybercrime-Bereich zu rechnen. Cyberkriminelle werden immer weitere Wege finden, um KI für die Generierung von bösartigem Code zu nutzen und ihre Operationen zu streamlinen. Doch böswillige Akteure rüsten nicht nur mit KI auf.
Ransomware-Infektionen explodieren weiter auf Linux-Systemen
Im ersten Halbjahr 2023 wurden 90.000 Ransomware-Angriffe auf Endgeräten erkannt. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr stieg die Anzahl der von Ransomware betroffenen Linux-Systeme um 62 Prozent. Ganze 14 neue Ransomware-Familien sind seit 2023 im Umlauf. Dieser Anstieg lässt sich mit zunehmenden Einsatz von neuen Technologien wie generativer KI und anderen Tools erklären.
So nutzte die neue Gruppe Mimic im Frühjahr eine Lücke im legitimen Suchtool Everything, um zu bestimmen, welche Dateien verschlüsselt werden sollten. Zudem steigt auch das Ausmaß der Kollaboration zwischen den verschiedenen Ransomware-Gruppen wie Conti, TargetCompany und BlueSky, was zu geringeren Kosten und höherer Operationseffizienz führt.
Was geschah sonst noch im ersten Halbjahr 2023?
Cyberkriminelle rüsten also nicht nur mit KI auf. Böswillige Akteure aktualisieren ständig ihre Tools, Techniken und Verfahren (TTP), um sich der Entdeckung zu entziehen und ein breiteres Netz für ihre Opfer auszuwerfen. Die Gruppe APT34 beispielsweise nutzte im ersten Halbjahr 2023 DNS-basierte Kommunikation in Kombination mit legitimem SMTP-Mailverkehr, um Sicherheitsrichtlinien zu umgehen. Weiterhin hat die Gruppe Earth Preta ihren Schwerpunkt auf kritische Infrastrukturen verlagert und setzt dabei hybride Techniken zur Verbreitung von Malware ein.
Hartnäckige Bedrohungen wie die APT41-Untergruppe Earth Longzhi sind ebenfalls mit neuen Techniken wieder aufgetaucht und haben es auf Unternehmen in mehreren Ländern abgesehen. All diese Kampagnen erfordern ein koordiniertes Vorgehen und kontinuierliche Wachsamkeit der Unternehmen. Nur so gewinnen sie das Wettrüsten gegen die immer raffinierter werdenden Tools und Methoden der Cyberkriminellen.
So wehren sich Unternehmen
Sicherheitsexperten wie Trend Micro setzen ebenfalls zunehmend auf KI-Tools, um ihre Kunden bei der Abwehr von Cyberangriffen zu unterstützen. Vor kurzem hat Trend Micro damit begonnen, generative KI zu nutzen, um die Sicherheitsabläufe zu verbessern. Die Künstliche Intelligenz Companion ist beispielsweise ein Cybersecurity-Assistent, der dazu dient, wiederholende Aufgaben zu automatisieren, damit Analysten sich auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können. Mithilfe moderner Technologie blockierte Trend Micro allein im ersten Halbjahr 2023 über 85 Milliarden Bedrohungen (etwa ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum), darunter 37 Milliarden bösartige E-Mails und an die 46 Milliarden infizierte Dateien. Zudem konnte der Zugriff auf 1 Milliarde unseriöse URLs unterbunden werden.
„Wir bei Trend Micro nutzen schon seit 2005 KI und maschinelles Lernen, um Angriffe zu erkennen und Spam zu filtern. Dass nun auch Cyberkriminelle immer häufiger und raffinierter KI-gestützte Tools in ihre Angriffs-Methodiken einbetten, erfüllt uns mit Sorge. Ein Wettrüsten der KI-Werkzeuge scheint leider unumgänglich, wir sind den Rüstungswettlauf mit der Cyberkriminalität jedoch gewohnt. Die verstärkte KI-Nutzung auf deren Seite wird einige Gegenmaßnahmen wie zum Beispiel Mitarbeitertrainings erschweren. Andere Maßnahmen wie Anomalie-Erkennung werden dadurch deutlich wichtiger“, meint Richard Werner, Business Consultant bei Trend Micro.