Tobias Kehl ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Digitalisierung ist unser Tagesgeschäft. IoT, KI, Blockchain – alles Technologien, die viel versprechen. Ihr Einsatz gestaltet Prozesse effizienter, transparenter, resilienter. Dies sind erste Schritte im Hinblick auf ein nachhaltigeres Wirtschaften. Aber es sind kleine Schritte, schauen wir uns die Geschwindigkeit an, mit der Klimawandel, Machtkonzentration, Sinnverlust und Pandemien auf uns zu rollen. Beim Einsatz von Zukunftstechnologien gelten wir Innovatoren als Vorreiter. Wir müssen jedoch anfangen, den digitalen Wandel konsequent nachhaltig und sozial zu gestalten. Dabei geht es selbstverständlich um neue Technologien und Innovationen, aber eben auch um eine gezielte Ausrichtung von Vision und Geschäftsmodell anhand ökologischer und gesellschaftlicher Werte.
Neuen Verständnis von Führung
Gelingen kann das in solch unbeständigen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Zeiten (auf Englisch: VUCA) nur mit einem neuen Verständnis von Führung. Sustainable Digital Leadership heißt neben tiefem Technologie- und Nachhaltigkeitsverständnis auch: Authentizität zeigen, Integrität beweisen und emotionale Intelligenz an den Tag legen. Nur so kann ein Arbeitsumfeld entstehen, das sinnstiftende Tätigkeiten fördert, das Team inspiriert und Werte wie Selbstorganisation und Ko-Kreativität tief in der Unternehmenskultur verankert. Dazu müssen traditionelle Unternehmensstrukturen aufgebrochen und alte Geschäftsmodelle abgelöst werden.
Solche Veränderungsprozesse sind jedoch alles andere als einfach. Umso wichtiger ist es, dass Entscheidungsträger und führende Unternehmen aus Selbstverständnis den Mut aufbringen, einen Umbruch anzustoßen; auch ohne politischen oder wirtschaftlichen Druck. Vor allem das Mindset und der Wille, die ökologische und soziale Nachhaltigkeit vom Nice-to-Have zu einem elementaren Baustein der Firmenphilosophie zu erheben, stellen dabei Schüsselkriterien dar.
Sustainable Development Goals
Die von der UN entwickelten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) bieten sehr gute Leitlinien, welche konkreten Problemräume mit neuen Innovationen adressiert werden können. Aufgeführt sind unter anderem Themengebiete wie sauberes Trinkwasser, nachhaltige Produktion und sozialer Frieden. Dass Geschäftsmodelle mit Bezug auf die SDGs selbst aus ökonomischer Perspektive keine Utopie sind, zeigen Lichtblicke wie das IoT Unternehmen Libelium.
Ihre Projekte unterstützen mithilfe neuer Technologien ganz konkrete Nachhaltigkeitsziele - zum Beispiel eine Blockchain-basierte Wasserqualitätsüberwachung an der Wolga. Einen anderen prominenten Pionier stellt OpenAI dar. Als capped-profit Organisation erforscht und entwickelt es Künstliche Intelligenz auf Open Source Basis. Alles mit dem Ziel, Vorteile einer KI nicht nur in den Dienst weniger, sondern möglichst vieler zu stellen. Der Zeitpunkt, solche Modelle motiviert aufzugreifen und Veränderungen anzustoßen, war nie besser.
Haben wir endlich den Mumm, Nachhaltigkeit, ethische Handelsgrundlagen und deren transparente Kommunikation sowie neue Arbeits- und Organisationsformen als zwingenden Grundbestandteil einer digitalen Transformation anzusehen. Tun wir das nicht, bleibt alles beim Alten und nach der Krise wäre vor der Krise. Also Hey ho, let's go, packen wir den Wandel an.