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Interview über Wissenstransfer im Digital Hub Industry „Innovationsökosystem für Maschinenbauer“

Frank Maier, CTO bei Lenze

Bild: Lenze
30.08.2022

Keine Fachkräfte, keine Ressourcen, wenig IT-Know-how: Maschinenbauer stehen vor großen Herausforderungen, um zukunftsfähig zu bleiben. Doch sie sind nicht allein, um ihr Kerngeschäft mit digitalen Geschäftsmodellen und Services zu erweitern. Frank Maier, CTO bei Lenze und Dr. Peter Blaeser, Director Digital Automation Solutions, erklären im Interview mit A&D, wie einfach Maschinenbauer im Digital Hub Industry Unterstützung erhalten.

Worum handelt es sich beim Digital Hub Industry eigentlich?

Maier:

Der Hub ist ein Ideen-, Experimentier- und Kollaborationsraum. Wir haben ihn gemacht, weil wir einen Weg suchten, die Innovationsfähigkeit des Maschinenbaus im Softwarebereich drastisch zu erhöhen. Denn es herrscht das Grundproblem der beschränkten Ressourcen in der gesamten Industrie. Die Fachkräfte werden eher weniger, der Bedarf steigt gleichzeitig enorm. Wir benötigen also einen Quantensprung in der Produktivität. Und das geht nur über Arbeitsteilung. Deutschland verfügt über brillante Maschinenbauer mit hochspezialisierten Lösungen auf dem Markt. Und jetzt müssen diese digitalisiert werden, Machine-to-Machine-Kommunikation wird erwartet, Fernwartung und Predictive Maintenance sind Pflicht, und und und… Wie soll das ein Maschinenbauer leisten? Die einzige Chance ist, er muss sich in ein Ökosystem einklinken und mit Spezialisten zusammenarbeiten. Und genau diese Möglichkeit bieten wir mit dem Digital Industry Hub. Der Maschinenbauer wird mit seinen Problemen nicht allein gelassen, wir schaffen dort mit ihm zusammen eine Lösung.

Lenze agiert in dem Hub also als eine Art Dienstleister für Maschinenbauer zum Kreieren von neuen Geschäftsmodellen?

Dr. Blaeser:

Genau, wir helfen unseren Kunden die Anforderungen des Marktes nicht nur zu erfüllen, sondern generieren weiteren Zusatznutzen, den er dann monetarisieren kann. Das wichtigste für Maschinenbauer ist immer noch, Transparenz in seine Produkte zu bekommen. In den meisten Fällen bekommt er nach der Lieferung zum Kunden nicht mehr mit, was mit der Maschine passiert, oder wo sie steht. Hier werden dann im Laufe der Zeit bei Servicefällen Komponenten undokumentiert getauscht. Niemand weiß dann mehr über die aktuellen Firmware- und Software-Versionen Bescheid, oder was sich an der Steuerung alles geändert hat. Und mit diesen Herausforderungen muss der Servicetechniker des Maschinenbauers jedes Mal aufs Neue leben. Das kostet Zeit, Geld und sorgt für Unzufriedenheit. Genau hier können wir bereits sehr schnell und einfach mit unserem Asset Management für Transparenz sorgen. Und darauf basierend generieren wir dann gleich neue digitale Geschäftsmodelle für den Maschinenbauer, die genau auf seinen Anwendungsfall und für sein Kundenumfeld passen.

Vernetzungslösungen bieten ja inzwischen viele Dienstleister an. Doch damit allein ist dem Maschinenbauer ja noch nicht wirklich geholfen, oder?

Maier:

Richtig! Und wir wollen uns hier ganz klar als Vordenker für den Maschinenbauer positionieren. Denn typischerweise wird heute von der Methodik her die IT „auf“ die Maschine gebracht, also von oben her. Wir beschäftigen uns damit, wie wir die IT „in“ die Maschine bekommen. Die Auflösung der klassischen Automationspyramide erlaubt es ja, Digitalisierung clever zwischen Antrieb, Steuerung und Cloud zu verteilen. Wir folgen der Philosophie, die Verdichtung von Daten zu Information, was ja der eigentliche Mehrwert der Digitalisierung ist, möglichst „unten“ in der Maschine zu ermöglichen und dann eben keine Daten, sondern Information in die Cloud zu schicken. Das schützt die Daten und entlastet die Cloud. Und damit steht diese Information natürlich der Maschine sehr smart zur Verfügung. Denn oft geht es schon damit los, dass Maschinen je nach Endkunden quasi abgeschottet in der Fertigung stehen und keine ständige Verbindung in eine Cloud haben – auch hierfür braucht es Lösungen. Wir von Lenze kommen aus der Antriebstechnik; Mechatronik und der Maschinenbau sind unsere Heimat. Wir wissen also genau, was unsere Kunden benötigen, wo der Schuh drückt und digitalisieren nicht blind seine Maschine.

Zehrt Lenze vom eigenen Erfahrungsschatz aus seinem Weg vom Antriebshersteller zum digitalen Lösungsanbieter?

Maier:

Aber natürlich, denn wir haben ja genau diese digitale Transformation mit allen Schwierigkeiten, Fehlern und Herausforderungen in den letzten 20 Jahren selbst mitgemacht. Genau deshalb können wir Maschinenbauer so zielgerichtet und mit tiefem Verständnis jetzt auf ihrem Weg hin zu zukunftsfähigen Geschäftsmodellen unterstützen. Unsere Erfahrungswerte aus der Praxis fließen in den Use Case des Kunden ein. Und in den Räumlichkeiten des Digital Hub Industry beweisen wir diese Kompetenz sichtbar. Hier bieten wir das notwendige Ökosystem, Agilität und Methoden der Zusammenarbeit gebündelt an einem Ort.

Dr. Blaeser:

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt im Digital Hub Industry ist auch der dort herrschende „WG-Charakter“. Maschinenbauer treiben hier ihre Projekte mit Unterstützung von uns und anderen „Bewohnern“ voran. Im Hub sind neben den Digitalisierungsspezialisten von Lenze, auch die Tochtergesellschaften encoway und logicline, die Universität Bremen, Start-ups und viele weitere Spezialisten angesiedelt. Hier findet ein aktiver Austausch zwischen Unternehmern, Forschern, Talenten und Innovatoren für den Blick über den Tellerrand hinaus statt. Dieser Aspekt darf nicht unterschätzt werden, um schon den nächsten gemeinsam Innovationsschritt zu planen. Maschinenbauer haben inzwischen auch überwiegend erkannt, dass sie die digitale Transformation allein nicht schaffen. Nur mit Partnern können sie sich auf ihre Kernkompetenz fokussieren, die dann für die Differenzierung der Maschine im Markt sorgt.

Jetzt bieten Sie ein Ökosystem für den Wissenstransfer. Aber bieten Sie Maschinenbauern auch eine Plattform für die Umsetzung der Ideen an?

Maier:

Noch besser, unsere Lösungen basieren auf den großen Hyperscalern. Wir sehen Google, Microsoft und Amazon nicht als Wettbewerb, sondern als unsere Partner an. Die Hyperscaler sind unerreicht gut in der sicheren Bereitstellung der Daten in der Cloud mit höchster Verfügbarkeit sowie im Suchen und Finden von Informationen in unstrukturierten Daten. Unser Vorteil bei Lenze ist, wir wissen, wonach wir suchen müssen. Und diesen Vorsprung aus der maschinennahen Anwendungsebene kapseln wir in Softwarelösungen, die je nach Use Case in der Achse, in der Steuerung, in der Cloud oder einer Kombination laufen. Durch dieses Domänenwissen sind wir der ideale Partner für Maschinenbauer. Das Bündeln und Zusammenbringen verschiedenster Kompetenzen ist unser Beitrag.

Dr. Blaeser:

Ein wichtiger Aspekt dabei ist – bei uns sitzt der Kunde dann nicht im goldenen Käfig. Wir verwenden nur offene und bekannte Standards und verstehen uns auch nicht als der einzig wahre Supplier von Lösungen. Sind Produkte wie ein IoT-Gateway von anderen Herstellern für die Anwendung des Maschinenbauers wie Remote Access besser geeignet, so werden diese verwendet.

Sie erwähnten Remote Access. Für welche digitalen Services suchen denn Maschinenbauer im Hub typischerweise Hilfe?

Dr. Blaeser:

Maschinenbauer erfahren sehr oft Druck von ihren Kunden, ihnen Daten bereitzustellen. Die Maschinen stehen meistens in einer Produktionslinie und die Betreiber wollen hier Transparenz über die Auslastung und Produktionsqualität – was sind hier die entscheidenden Parameter. Wir ermöglichen dem Maschinenbauer, genau diese Anforderungen zu erfüllen. Aber dann sind wir auch immer im Gespräch, wie sich basierend auf der geschaffenen Vernetzung und Transparenz der Maschine zusätzliche digitale Geschäftsmodelle generieren lassen. Das sind natürlich neben der Fernwartung Services für eine vorausschauende Wartung. Aber auch Kundenportale werden für Maschinenbauer immer wichtiger, weil es deren Kunden fordern.

Das Servicegeschäft mit Ersatzteilen und Austausch vor Ort ist schon immer sehr lukrativ. Fürchten Maschinenbauer nicht die Disruption des eigenen Geschäfts durch die Digitalisierung?

Maier:

Die Diskussion gibt es immer wieder, denn ein großer Teil der Gewinne kommt über den Service und den Ersatzteilverkauf. Aber die Digitalisierung führt nicht dazu, dass eine Maschine nicht mehr ausfällt. Sie können es besser steuern, wann sie ausfällt oder frühzeitig für Abhilfe durch Predictive Maintenance sorgen. Ersatzteile wird es also weiter brauchen. Die Digitalisierung nimmt dem Maschinenbauer also kein Geschäft weg, sondern ermöglicht ihm zusätzliche smarte Services, die für mehr Kundenzufriedenheit und somit Kundenbindung sorgen. Außerdem können Maschinenbauer die Einsätze ihrer Servicekräfte besser und kosteneffizienter planen – und vieles geht auch per Remote Access und die Pandemie hat uns alle gelehrt, dass wir gut beraten sind, auch den Fall vorzusehen, dass man an die Maschine physisch nicht mehr so ohne weiteres herankommt.

Zusammenfassend: Warum sollen Maschinenbauer Lenze als Partner wählen, wenn es um das Kreieren und Umsetzen digitaler Geschäftsmodelle geht?

Maier:

Weil Lenze sowohl das Domänenwissen des Maschinenbauers, das moderne Wissen der Automatisierung und Antriebstechnik, gleichzeitig aber auch das IT-Wissen aus der digitalen Welt besitzt. Und dieses IT-Wissen und digitale Geschäft leben und integrieren wir mit unserer Tochterfirma encoway schon seit 20 Jahren. Wir sind also vom Kompetenzprofil ziemlich einmalig und stellen dieses Wissen unseren Kunden im Digital Hub Industry in gemeinsamen Projekten zur Verfügung. Durch unseren Ursprung aus der Mechatronik und der gesunden Unternehmensgröße haben wir auch nie den Blick für die echten Pain-Points der Maschinenbauer verloren. So gesehen sind wir der ideale Partner.

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  • Dr. Peter Blaeser, Director Digital Automation Solution

    Dr. Peter Blaeser, Director Digital Automation Solution

    Bild: Lenze

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