Gérard Richter ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Was mancher CEO oder CDO nicht geschafft hat, erledigt nun die Covid-19-Pandemie: Unternehmen digital transformieren. Bislang haben viele Unternehmen zwar zahlreiche digitale Pilotprojekte und Initiativen durchgeführt. Diese Fragmentierung hat jedoch verhindert, dass ein kohärenter und integrierter digitaler Motor entsteht, der das Unternehmen weiter voranbringt.
Mit Blick auf weitere mögliche Infektionswellen wird die Notwendigkeit zum Social Distancing den Einsatz von Robotern und Automatisierungswerkzeugen weiter erhöhen. Roboter werden nach und nach für Aufgaben eingesetzt werden, die die Arbeitnehmer zu Hause nicht ausführen können, und dazu beitragen, ein hohes Maß an Geschäftskontinuität aufrechtzuerhalten, das noch vor kurzem nicht möglich gewesen wäre. An einigen Standorten hat die vollständige Automatisierung das Produktivitätsniveau hoch gehalten. Die Automatisierung von Prozessen muss die Krise überdauern.
Neue digitale Produkte und Services im Fokus
So hat eine jüngste McKinsey-Umfrage unter 522 deutschen Mittelständlern gezeigt: 68 Prozent der Unternehmen mit positiven Wachstumsprognosen setzen auf den Bau neuer digitaler Produkte und Services. Bei Unternehmen mit negativer Prognose lag der Anteil bei lediglich 39 Prozent.
Ihre digitale Transformation erschöpft sich nicht in der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Diese Digital Business Builder formulieren neue Lösungen, die sowohl zur Lösung der Krise beitragen als auch die Branchenentwicklungen nach der Krise vorausdenken. Das Problem ist jedoch, dass weniger als 10 Prozent der neuen Geschäfte oder Geschäftsmodelle erfolgreich sind. Wenn Unternehmen einen strukturierteren Ansatz verfolgen – einschließlich einer klaren Strategie, unternehmerischem Talent und operativer Freiheit – springt die Erfolgsquote auf 67 Prozent.
Maschinen- und Anlagenbauer haben in der Krise stärker auf Fernwartung oder -überwachung gesetzt. CEOs müssen dafür sorgen, dass das Unternehmen eigene Kompetenzen aufbaut, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen, beispielsweise indem das Unternehmen seinen Kunden Produkte oder Dienstleistungen über neue Wege und Kanäle anbietet. Nur so können Unternehmen neue Wachstumsquellen erschließen und sich gegenüber alten und neuen Wettbewerbern absichern.
Fehlt es an eigener digitaler Innovationsfähigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben, können Kompetenzen durch Unternehmenskäufe ergänzt werden. Das gilt vor allem für Unternehmen, die im digitalen Wettrennen zu weit zurückgefallen sind. Doch der Kampf gegen die großen Technologie Titanen ist mit neuen Kompetenzen allein nicht zu gewinnen. Die Verschiebung von Hardware zu Software erfordert mit Partnern und Wettbewerbern in B2B-Ökosystemen. Gemeinsam sind sie in der Lage, Angebote beispielsweise in den Bereichen Aftersales und Service zu entwickeln und zu vermarkten.
Die Krise ist längst nicht ausgestanden. Ebenso wenig wissen wir, ob es zu einer zweiten oder gar dritten Infektionswelle mit weiteren Lockdown-Maßnahmen kommt. Sicher ist, dass CEOs ihre Unternehmen effektiv auf eine Post-Corona-Zukunft vorbereiten müssen. Und die ist digitaler, als bisherige Prognosen und Roadmaps erahnen ließen.