Als Partner der Automobilindustrie beschäftigt sich Neumayer Tekfor (Hausach/Schwarzwald) mit der Entwicklung und Produktion von Lösungen sowie Baugruppen für Automobilteile wie Getriebe, Motoren, dem Antriebsstrang oder das Chassis. Bei einer Jahresproduktion von 290 Millionen Teilen verbraucht das Unternehmen etwa 100 t Stahl pro Tag.
Neumayer Tekfor entschied sich für die Anschaffung des browserbasierten MES-Systems Cronetwork von Industrie Informatik, um diese Zahlen und damit die Produktivität in der Fertigung zu steigern. Es soll eine Reduktion der Maschinenstillstandszeiten herbeiführen und die Umstellung von manuellem Buchen auf eine automatische Stückzahlerfassung realisieren. Die Herausforderung für Neumayer Tekfor bestand darin, dass viele unterschiedliche Maschinen und Abteilungen an das MES angeschlossen werden mussten und immer noch anzuschließen sind. Dazu gehören laut MES-Projektleiter Markus Miso Maschinen aus Warm- und Kaltpresserei, zur Wärme- und Oberflächenbehandlung, zum Gewindeschneiden, für die Zerspanung und zum Plandrehen. Ebenso die Arbeitsvorbereitung, die Instandhaltung, die Logistik, die IT-Abteilung und das Controlling sowie der Sondermaschinenbau zählten hierzu. Das MES Cronetwork sollte aus dieser Kombination alle produktionsrelevanten Daten automatisch liefern.
„Vor allem aber wollten wir wissen und möglichst schnell sehen, was Ausschuss ist, was nicht und was die Störgründe sind, die einen Maschinenstillstand zur Folge haben. Diese Informationen waren im BDE-Altsystem nicht vorhanden“, schildert Misof das Problem. Stufenweise wurden daraufhin die Cronetwork-Module BDE, MDE mit Störgrundnacherfassung, KPI wie beispielsweise OEE und BI-Dashboards installiert. Da insgesamt mehr als 200 Maschinen an das MES angeschlossen werden müssen, läuft der Rollout seit drei Jahren. Heute sind etwa 150 Maschinen im System erfasst, weitere 60 sollen folgen. Misof sieht den Erfolg des MES-Projekts unter anderem im abteilungsübergreifenden Team und dem Support ihres Software-Dienstleisters Industrie Informatik begründet.
Features und Adaptionen
Aktuell deckt Neumayer Tekfor seine Anforderungen zu 95 Prozent mit dem Standard der MES-Lösung ab, die restlichen fünf Prozent sind Adaptionen. So sollte beispielsweise in Optimierungsphasen der Schichtwechsel schneller gestaltet werden. Hier wurden individuelle Anpassungen vom IT-Dienstleister Industrie Informatik für den Automobilzulieferer vorgenommen. Außerdem wichtig gewesen sei laut Misof, dass die Rückmeldungen von noch nicht angeschlossenen Maschinen an das ERP-System in Cronetwork importiert werden können. Cronetwork unterstützt den Produktionsalltag bei Neumayer Tekfor heute durch eine Reihe von Features. Neben Live-Daten mit Online-Visualisierung und Hallenmonitoring auf großen Displays zählen dazu auch das Reporting für die Geschäftsleitung sowie ein Bottleneck-Management. Von großem Vorteil sei auch die Flexibilität von Cronetwork, aus unterschiedlichen Datenquellen aussagekräftige Kennzahlen zu ermitteln. MES hat die Maschinenstillstände nach Aussage des Projektleiters um 20 Prozent reduziert.
Sämtliche Auswertungen in der Produktion werden am Cronetwork-Dashboard angezeigt. „Man sieht natürlich auch direkt an der Anlage oder Maschine, wie der jeweilige Zustand ist“, bemerkt Misof. Durch das Dashboard habe man aber zusätzlich einen Überblick über die komplette Abteilung. Dazu kommt die Plantafel mit Übersicht der gesamten Produktion, die eine gute Informationsquelle darstelle.
Am Horizont: PIDO
Den nächsten Schritt für das nachfolgende große Projekt möchte der Automobilzulieferer mit der in Cronetwork integrierten BI-Lösung PIDO (Produktionsinfo Datenobjekte) gehen. Als operatives BI-Tool ermöglicht PIDO eine Sicht auf kurze Zeithorizonte. Die neue Lösung ist somit auch für die Mitarbeiter in der Produktion eine Quelle kontextorientierter Informationen im Industrie-4.0-Umfeld.
Zudem solle laut Misof eine Produktionsvorschau eingerichtet werden; das geschehe neben den Echtzeit-Daten aus dem Cronetwork-Modul Feinplanung APS (Advanced Planning and Scheduling). Zusammen mit der Personalzeiterfassung und Prozessdatenerfassung werde dann die nächste Phase eingeleitet.