Future Innovation KI im Werk beherrschen

In seiner Rolle als Global CTO Industrie 4.0 gestaltet Plamen Kiradjiev die weltweite technische Strategie der IBM rund um Industrie 4.0. Sein Fokus liegt auf der Begleitung von produzierenden Unternehmen auf ihrem Weg zur Digitalisierung durch den Einsatz moderner Technologien, wie Hybrid Cloud, Analytics und KI, von IBM, Open Source bzw. Drittanbietern.

Bild: IBM
12.10.2020

Künstliche Intelligenz (KI) ist kein Selbstzweck, kein Symbol für Innovation, kein WOW. Sondern eine Form der Digitalisierung, die einen Quantensprung in Sachen Effizienz, Qualität und Entscheidungssicherheit verspricht, auch für die heute hochoptimierten Produktionsanlagen und -prozesse – wenn sie bewusst und zielgerecht eingesetzt wird.

Plamen Kiradjiev ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .

Ab und zu werde ich gefragt „Haben Sie Angst vor KI“? Meine Antwort: „Vor KI nein, aber vor uns Menschen.“ Nämlich vor unserer Bequemlichkeit, die uns in Versuchung bringt, KI mechanisch zu nutzen, ihren Empfehlungen blind zu folgen, sie gar zu missbrauchen, hiermit unsere Empathie und Kreativität abzubauen… und letztendlich selbst zu verblöden. Angefangen mit dem „Outsourcing“ unseres Gedächtnisses auf die Google-Suche, über die Pilot-Nutzung von Smart-Gadgets ohne Beachtung elementarer Ergonomie, bis hin zum Einsatz neuer Technologien nach altem Silo-Vorgehen ohne Beachtung einer einheitlichen Zielarchitektur.

Mensch weiterhin als Hauptfaktor

Aus diesem Grund arbeiten wir im Rahmen der SmartFactoryKL mit namhaften Partnern aus Industrie und Forschung an der Vision, bis 2025 in der Fertigung „Production Level 4“ zu realisieren. In Anlehnung an die Autonomieebenen beim Fahren, ist hier das Ziel, nicht das höchste „Level 5“ zu erreichen, sondern den Menschen als Hauptfaktor in Industrie 4.0 bei seiner Arbeit und seinen bewussten Entscheidungen mit KI zu unterstützen. Und zwar nach den von IBM aufgestellten Vertrauens- und Transparenzgrundsätzen.

Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten in der Fertigung so naheliegend: von der akustischen Anomalie-Erkennung an schwer zugänglichen Stellen, wo ein kaputtes Kugellager einen Millionen-Schaden an einer Prozessanlage verursachen kann, bis zur augenverzehrenden visuellen Inspektion, bei der KI mit der Zeit nicht ermüdet, sondern eher besser wird; vom schnellen Finden der Arbeitsinstruktionen im Kontext des Arbeitsschritts an der jeweiligen Station bis zur nativen Mensch-Maschine-
Kommunikation und Assistenz in der Montage; von der optimalen Anlagenkonfiguration für maximale Qualität und Ertrag bis zum kontinuierlichen Aufbau von Wissen und Erfahrung, ohne die Mitarbeiter zu zwingen, diese in Wissensdatenbanken umständlich zu dokumentieren.

Cloudifizierung der Werke

Nicht zuletzt darf man nie vergessen, dass jede Innovation das Tor einer Fabrik nicht passieren wird, wenn der Wartungsaufwand ihren versprochenen Produktivitätsvorteil übersteigt. Aus diesem Grund haben wir bei IBM unseren besonderen Fokus auf „Cloud­ifizierung der Werke“ gelegt.

Im Gegensatz zu üblichen Digitalisierungsversuchen, das Werk in die Cloud zu „heben“, bringen wir für die Fertigung relevante Technologien in einer einfach konsumierbaren Form ins Werk – mit Hilfe von Cloud-Praktiken, wie Containerisierung und Automation auf OpenShift, von Plant Service Bus für Shopfloor-Integration bis hin zu IBM Watson für KI. Das funktioniert genauso einfach, wie wir alle in der Lage sind, ohne iOS- beziehungsweise Android-Admin-Zertifizierung mit den 100+ Apps auf unseren Smart­phones mühelos umzugehen. Das nennen wir „Cloud Pak for Manufacturing“.

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