Manfred Czepl ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Die Wünsche unserer Kunden, insbesondere aus den Branchen Chemie, Pharmazie und Food, nach mehr Flexibilität und kürzeren Umrüstzeiten in der Produktion werden aufgrund kürzerer Produktlebenszyklen, verbunden mit dem gleichzeitigen Anstieg an Produktvarianten und einem zunehmenden Kostendruck, umfangreicher. Neue Anlagenteile müssen schneller integriert und Bestandsanlagen flexibler angebunden werden. Parallel dazu möchten sich Anlagenbetreiber nicht um notwendige Schnittstellen kümmern. Hierfür fehlen jedoch internationale Standards.
Eine Lösung könnte das MTP-Konzept sein. Damit könnten Anlagenteile inklusive Visualisierung, Datenaustausch und Orchestrierung flexibel angebunden werden, ohne vorherige Prüfung der Schnittstellen-Kompatibilität innerhalb der Produktionsanlage. Der entwickelte Standard VDI/VDE/Namur 2658 ist eine Lösung für diese Anforderungen. Er definiert, wie Anlagenmodule zu beschreiben und wie diese standardisiert in die Prozessleittechnik der Gesamtanlage zu integrieren sind.
Macht MTP klassische Prozessleitsysteme überflüssig?
Die Vorteile des MTP-Konzepts liegen nicht nur auf der Seite der Betreiber. Anlagenbauer können noch konsequenter standardisieren und ihr vorhandenes Know-how schützen. Dadurch, dass das MTP-Konzept herstellerunabhängig ist, müssen Lösungen nicht mehr an die jeweiligen Hardwareplattformen angepasst werden. Zudem können sich Wartungen und Services des Anlagenmoduls zu einem zusätzlichen Geschäftsmodell entwickeln.
Ist nun mit MTP das klassische Prozessleitsystem überflüssig geworden? Ich denke nicht. Als Hersteller von Prozessleitsystemen mit über 30 Jahren Erfahrung in Batch-Prozessen sehen wir hier eigentlich nur Vorteile, für uns, für unsere Partner aus dem Anlagenbau und für unsere Endkunden.
Unser Prozessleitsystem ist einzigartig, was die Flexibilität, Funktionalität und Usability betrifft. Diese Basis, zusammen mit dem neuen MTP-Konzept und weiteren Schnittstellen, die von der Industrie gefordert werden, macht unsere Lösungen intelligenter und attraktiver für Kunden, die sich für einen konsequenten Weg in die Digitalisierung entschieden haben.
Über den MTP-Ansatz hinausgehen
Unser neues Batch-Orchestrierungssystem geht sogar weit über den bestehenden MTP-Ansatz hinaus und kommuniziert nicht nur mit MTPs, sondern hat zusätzliche Schnittstellen zu Datenbanken und anderen Partnersystemen. Damit können wir eine Chargenrückverfolgung über Systemgrenzen hinweg sowie eine einheitliche Rezeptstruktur und Benutzeroberfläche sicherstellen.
Entsprechend sehen wir großes Potenzial, sowohl bei Greenfield- als auch bei Brownfield-Anlagen. Aktuell arbeiten wir bereits an einigen Projekten, bei denen die Anforderungen über das MTP-Konzept hinausgehen: die Anbindung an unterschiedliche Steuerungen – zum Beispiel von Rockwell Automation, Siemens, Schneider Electric – sowie Scada-, Prozessleitsystemen, QM- und ERP-Systemen.