Vom 8. bis 10. März 2022 kamen 283 Teilnehmer aus 49 Ländern virtuell zur neunten Open Science Conference zusammen, um Open-Science-Umsetzungen insbesondere aus einer globalen Perspektive zu erörtern.
Im Zentrum der diesjährigen Konferenz standen insbesondere die Fragen: Wie hat sich die Erwartungshaltung an Open-Science-Proponenten weltweit gewandelt beziehungsweise erweitert? Und wie ist offene Forschung mit den verschiedenen Herausforderungen der (digitalen) Transformation des Wissenschaftssystems verwoben?
Bewegungen bei Open Science
Professor Klaus Tochtermann, Chair der Konferenz, betonte in seiner Eröffnung, dass sich seit der letzten Konferenz 2021 viel in der Open-Science-Bewegung getan habe. Beispielsweise fordert die EU nun für Forschungsanträge des Rahmenprogramms „Horizon Europe“ ein klares Statement zur Unterstützung offener Praktiken.
Die EU hatte das Thema Open Science bereits 2015 auf die Forschungsagenda gesetzt mit dem Fokus auf Open Innovation, Open Science und Open to the World. Zudem startete die EU-Kommission kürzlich eine Initiative, um das bestehende System der Forschungsevaluierung zu reformieren. Tochtermann hob angesichts des Ukraine-Krieges in diesem Zusammenhang aber auch die Wichtigkeit von wertegeleiteter Wissenschaftsdiplomatie und Wissenschaftsfreiheit hervor, in denen globale Kooperation eine zentrale Rolle spielt.
Diesjährige Beiträge
Neben „Klassikern“ wie Forschungsdaten, gesellschaftlicher Teilhabe und Wissenschaftskommunikation waren die diesjährigen Beiträge unter anderem durch Folgendes geprägt:
Die Vorstellung der UNESCO Recommendation on Open Science und die anschließende Paneldiskussion zeigten, wie stark der Open-Science-Diskurs mittlerweile durch eine globale Betrachtung geprägt ist. Neben bisherigen Aspekten wie Transparenz und Nachvollziehbarkeit liegen neue Schwerpunkte auf Inklusivität, Diversität von Wissenschaftskulturen und Gerechtigkeit.
Betont wurde der Anspruch, dass alle Menschen weltweit gleichermaßen Zugang zu (offener) Wissenschaft haben und vom wissenschaftlichen Fortschritt profitieren sollen.
Open Science als gute wissenschaftliche Praxis im digitalen Zeitalter kann nicht isoliert betrachtet werden. Die Umsetzung von Open Science ist abhängig von einer grundsätzlichen Transformation des Wissenschaftssystems und der Beschäftigungssituation jenseits der Professur.
Eine wesentliche Rolle spielt der überhitzte Wettbewerb unter Wissenschaftseinrichtungen sowie die wachsende Anwendungs- und Effizienzorientierung. Die Diskussion rund um Offenheit zeigte auf, welche Probleme im Wissenschaftssystem transparente und robuste Forschung immer noch behindern.
Die Open-Science-Bewegung muss unbeabsichtigte negative Effekte im Blick haben, wie beispielsweise Double Dipping der Verlagskonzerne im Kontext von Open Access, Data Tracking oder die neue Urheberrechtsausnahme für Text- und Data-Mining für wissenschaftliche Forschungszwecke.