Felix Kollmar ist mit diesem Beitrag im A&D-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Automation vertreten. Alle Beiträge des A&D-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen .
Wenn man sich auf Fachmessen wie der SPS oder HMI umsieht, bekommt man schnell das Gefühl, dass die klassischen Automatisierungsunternehmen auf einmal zu Software-Konzernen geworden sind. Cloud, IIoT, AI, Predictive Maintenance und viele andere Buzz-Words dominieren die Kommunikation. Wer braucht da noch Tech-Giganten wie Microsoft, Amazon oder Google? Für mich ist die Entwicklung schockierend!
Die Automatisierung versucht weiter in einer Blase zu leben und wichtige Trends aus der IT in Eigenregie anzugehen. Heraus kommt eine Cloud, die eigentlich nur ein buntes Dashboard ist. Künstliche Intelligenz, die auf einigen If-Regeln basiert oder Edge Computing, das eine Lampe bei Erreichen eines Grenzwertes anschaltet. Alles natürlich als Insellösung aufgesetzt, weil man ja Kontrolle über die kritischen Daten möchte. Dafür mag es in der Automatisierung sogar einen Markt geben.
Die eigentlichen Trends dahinter aber damit als erledigt anzusehen, ist ein gewaltiger Fehler. Bisher entsteht hier maximal ein „Silos of Things“, das wenig bis nichts mit der eigentlichen Idee hinter diesen Begriffen zu tun hat. Das Internet of Things beziehungsweise die Digitalisierung basiert auf Daten aus allen Bereichen eines Unternehmens – die OT ist dabei nur ein Teilbereich. Silos müssen aufgebrochen werden und Daten in einer offenen und generischen Plattform zusammengeführt werden. Diese Plattformen werden nicht von einem Mittelständler betrieben, sondern von Konzernen wie Amazon Web Services (AWS) oder Microsoft Azure. Der Datenschutz wird zwar immer wieder als Gegenargument genutzt, und es wäre begrüßenswert eine europäische Alternative zu sehen, aber Fakt ist, dass nahezu jedes Unternehmen bereits eine der großen Clouds nutzt.
OT und IT müssen an einem Strang ziehen
Ich bin davon überzeugt, dass sich die Vision hinter dem IIoT nur realisieren lässt, wenn OT und IT an einem Strang ziehen. Dazu sind einige technische Voraussetzungen nötig, wie ich sie mit meinem Unternehmen CloudRail beispielsweise aktuell schaffe, aber vor allem, sind es die strategischen Partnerschaften. Hier sehe ich das Problem primär bei der OT. Es wird zwar fleißig an Standards und Allianzen mit hübschen Namen und langen Listen mit Logos gearbeitet, aber das ist leider viel Symbolpolitik. Es ist vielmehr ein grundlegendes Umdenken der Industrie nötig.
Die IT muss als Partner und nicht als Bedrohung angesehen werden. Eingefahrene Strukturen und Verhaltensmuster müssen geändert und sich auf neue Märkte, Zielkunden und Partner eingestellt werden. Ein Digitaliserungsprojekt wird nicht vom Fabrikleiter gemanagt, sondern vielleicht einem CIO. Die Projektverantwortung trägt nicht ein klassischer Systemintegrator, sondern eine Strategieberatung wie beispielsweise BearingPoint oder Deloitte Digital und die Umsetzung erfolgt durch Software-Entwickler auf einer Cloud-Plattform wie AWS oder Azure, auf die der Kunde in der Regel schon seit Jahren mit seiner IT setzt.
Das solch übergreifende Partnerschaften funktionieren können, zeigt zum Beispiel wie wir mit CloudRail, IFM, BearingPoint und AWS ganz konkret in Projekten arbeiten. CloudRail als „Brückenbauer zwischen OT und IT“, sowohl technisch als auch mit dem entsprechenden Netzwerk, IFM mit starkem OT-Know-How, BearingPoint mit weltweiter Strategie- und Projektkompetenz und AWS als Marktführer der Cloud-Plattformen und enormem Marktzugang. Keines dieser Unternehmen, kann das alleine lösen, aber gemeinsam setzen wir die vielversprechenden IIoT-Großprojekte um.