Dienstleistungen für die Prozessindustrie Outsourcing für bequemeres Wachstum

Bild: iStock, dolgachov
05.07.2017

Wenn die Produktion anzieht, ist das erfreulich für das Wachstum eines Unternehmens. Doch was, wenn die Kapazitäten eng werden? Ein Weg aus der Klemme können strategische Partnerschaften sein, wie das komplexe Outsourcing eines kompletten chemischen Werks zeigt.

Die chemische Industrie erfährt gerade einen nie dagewesenen Wandel in einem dynamischen Geschäftsumfeld. Dieses Umfeld ist geprägt von großen Übernahmen und Fusionen führender Chemiebetriebe, der zunehmenden globalen Vermarktung von Produkten sowie von einem hohen Kostendruck, der den unterschiedlichen Kostenstrukturen an verschiedenen internationalen Standorten geschuldet ist.

Dieses herausfordernde wirtschaftliche Umfeld führt auch zu Veränderungen innerhalb der Chemieunternehmen, insbesondere durch hohen internen Kostendruck und das Infragestellen der eigenen Kernkompetenz. Häufig werden heute aus Kostengründen verfahrenstechnische Entwicklungsabteilungen und anwendungstechnische Abteilungen reduziert. Nicht ausgelastete oder strategisch nicht mehr ins Portfolio passende Betriebe werden auf den Prüfstand gestellt und wirtschaftlich neu bewertet.

In diesem Umfeld erweist es sich für chemische Betriebe, die oft als Schlüssellieferanten für ihre Kunden tätig sind, als wichtig, trotz des schnellen Wandels weiterhin die Lieferverfügbarkeiten eines komplexen Produkts zu gewährleisten. Hierbei hilft A. Ebbecke Verfahrenstechnik und unterstützt als strategischer Partner die Schüttgut verarbeitende Industrie bei technischen Entwicklungen, komplexen Outsourcing-Projekten​sowie bei der Entwicklung von Dienstleistungsspektren als Lohnfertiger.

Kapazität Made in Germany

Wie das funktionieren kann, hat das Unternehmen gemeinsam mit einem Kunden der chemischen Industrie gezeigt: Ebbecke hat ein Konzept entwickelt, um als strategischer Partner der großchemischen Industrie das Werk an einem Standort in Deutschland zu übernehmen. Bei der sensiblen Produktion kam es vor allem darauf an, die Supply Chain für die Endkunden aufrecht zu erhalten, um Lieferverzögerungen und damit Produktionsausfälle zu vermeiden. Gemeinsam haben die Partner verschiedene internationale Standorte bewertet.

Beworben hat sich auch eines der deutschen Ebbecke-Werke bei Frankfurt am Main. Da dort eine gute Gebäudestruktur vorhanden ist und die Örtlichkeiten für das Projekt passend waren, wurde ein gemeinsames Konzept für die Übernahme dieses Produktionsbereiches entwickelt. Dafür haben die technischen Abteilungen beider Unternehmen eng in der Planungs- aber auch in der Realisierungsphase zusammengearbeitet.

In der Realisierungsphase wurden im Produktionsbereich neben Wasserbädern zur Erwärmung von Flüssigrohstoffen auch sechs Produktionsstraßen gebaut, die aus Misch-, Granulier- und Mahlanlagen bestehen. Integriert ist außerdem eine Prozesskühlung mittels Flüssigstickstoff-Zudosierung. So kann sowohl während der Mischprozesse als auch während der Granulier- und Mahlprozesse die Produkttemperatur kontrolliert werden, um somit konstante Qualitätskriterien zu erfüllen.

Werk überarbeitet

Um die anstehende Produktion in der Größenordnung von 5000 Tonnen zu realisieren, entstand im Werk bei Frankfurt eine Bühnenkonstruktion mit drei Etagen. Die Befüllung von Flüssigcontainern übernimmt Ebbecke und kümmert sich auch um deren Rücknahme und Reinigung. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine Schmelzanlage zum Ausschmelzen der pulverförmigen Rohstoffe und zum Einbringen in die Endkundencontainer realisiert.

Für eine reibungslose Logistik sorgt ein neues Logistikzentrum mit einer Gesamtfläche von 3600 m2. Dieses ist aufgeteilt in 19 Hallenbereiche und einen Be- und Entladetunnel. Dort können bis zu vier Lkw-Züge gleichzeitig be- und entladen werden. Neu ist auch eine Silo­anlage für externe, per Silofahrzeug angelieferte Rohstoffe. Diese übernimmt die vollautomatische Dosierung des Rohstoffs und verfügt über ein Volumen von 150 m3.

Die Anlage ist in der Lage, die Mischanlagen vollautomatisch über die Prozesssteuerung zu beschicken. Die Flüssigdosierung erfolgt ebenfalls gravimetrisch aus den Warmwasserbädern über beheizte Leitungen. Alle Produktions- und Lagerbereiche sind mit Sprinklersystemen und Detektoren ausgestattet. Die Lagerhaltung und das Logistikzentrum wurden über eine Immissionsschutzgenehmigung realisiert und in enger Abstimmung mit dem Regierungspräsidium genehmigt und in Betrieb genommen.

Durch all diese Neuerungen konnte der Kunde seine Kapazität um 30 bis 40 Prozent steigern und ist damit bereit für künftiges Wachstum im Markt. Aufgrund der zentralen Lage ist eine direkte Versorgung aller Kunden europaweit gewährleistet. Langwierige Seetransporte, die eine unsichere Supply Chain nach sich ziehen können, lassen sich auf diese Weise umgehen. Alle Mitarbeiter des neuen Betriebs wurden vom Kunden geschult und in sicherheitstechnische Vorkehrungen eingewiesen.

Neben der Produktion und Lagerhaltung wurde außerdem ein neues Chemielabor gebaut, das chemische Analysen wie Gas-Chromotografie, Titrationen, Laserbeugungen und andere erlaubt, die zur Qualitätssicherung notwendig sind. Dieses Labor wurde nach dem neuesten Standard installiert und steht im Werk auch für andere Kunden zur Verfügung.

Die logistische Gesamtanbindung der produzierenden Warenströme der Rohstoffe sowie der entsprechenden Gebinde und Zubehörartikel wird über eine Direktleitung in das SAP-System des Kunden sichergestellt. Eine eigene Standleitung bietet Sicherheit: So muss nicht mehr über das öffentliche Internet kommuniziert werden.

Basis für lange Partnerschaft

Das komplexe Outsourcing, dessen Realisierung sich über mehrere Jahre erstreckt hat, ist die Basis für eine langfristige Partnerschaft zwischen dem Kunden und seinem strategischen Partner. Die Kombination aus der Erfahrung und der Entwicklungskapazität der chemischen Großindustrie und der Flexibilität und technischen Kompetenz von mittelständisch geprägten Spezialisten bietet sowohl für den Endkunden der chemischen Betriebe als auch den strategischen Partner Vorteile und Synergien. Sie ist ein gutes Beispiel für eine moderne und flexible Produktionsstruktur des 21. Jahrhunderts.

Aufgrund der Technikumskapazitäten von A. Ebbecke Verfahrenstechnik können auch neue Projekte der Endkunden mit entsprechenden Änderungswünschen jederzeit realisiert werden. Die Umstellung von laufenden Produktionen kann im fortlaufenden Prozess gewährleistet werden. Damit lassen sich auch kurzfristige Bedarfe oder Spitzenabdeckungen berücksichtigen.

Bildergalerie

  • Analytiklabor zur Qualitäts­sicherung

    Analytiklabor zur Qualitäts­sicherung

    Bild: A. Ebbecke Verfahrenstechnik

  • Produktionsanlage in Edelstahl

    Produktionsanlage in Edelstahl

    Bild: A. Ebbecke Verfahrenstechnik

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