Schockfrosten Prinzip Kontaktkühlung geht in Serie

Dieser Plattenfroster kühlt Pharmaprodukte viel schneller ab, als das mit Luftkühlung bisher möglich war.

Bild: L&R Kältetechnik
09.06.2015

Kühlung mit tiefkalter Luft reichte nicht aus, um Blutplasma schockzugefrieren. Eine kundenspezifische GMP-gerechte Spezialentwicklung eines Plattenfrosters kann es - und soll jetzt weiteren Kunden Nutzen stiften.

Am Anfang stand eine Kundenanfrage: Ein Pharma-Hersteller benötigte eine Anlage zum Abkühlen von Blutplasma auf -30 °C in einem definierten, kurzen Zeitraum. L&R entwickelte daraufhin einen Plattenfroster, der nach dem Prinzip der Kontaktkühlung arbeitet und die Kälte sehr schnell ins Produkt einbringt. Inzwischen wurde schon der zweite Plattenfroster projektiert und gebaut – aus einer Einzelanfertigung ist ein (Klein-)Serienprodukt geworden.

Die Aufgabenstellung lautete: Beutel, die 6 bis 8 Liter frisch gewonnenes Blutplasma fassen, müssen in definierter Zeitspanne auf -30 °C gekühlt werden, um es zu lagern. Aus dem Plasma werden später z.B. gerinnungsfördernde Substanzen und Impfstoffe gewonnen. Die L&R-Ingenieure stellten schnell fest, dass diese Aufgabe mit der konventionellen Methode – Kühlung durch ein Umströmen mit tiefkalter Luft – nicht zu lösen ist. Deshalb entschieden sie sich für das Prinzip der Kontaktkühlung und entwickelten eine komplett aus Edelstahl gefertigte Anlage mit zwei Kühlzellen, in denen je sieben Kontaktplatten übereinander angeordnet sind.

Die Platten werden vom Kältemittel durchströmt. Ist die Kühlzelle vollständig beladen, fährt ein Zylinder so weit aus, dass die Beutel mit kontrolliertem Druck gegen die Kontaktplatten angelegt werden. Auf diese Weise erfolgt die Kälteübertragung deutlich wirksamer und somit schneller – so schnell, dass man vom „Schockgefrieren“ sprechen kann.

Diese Anlage bewährt sich inzwischen in der Praxis, und kurz darauf erhielt L&R bereits eine Anfrage eines anderen Herstellers von Pharmazeutika für eine ähnliche Aufgabenstellung. Der zweite Plattenfroster kühlt die Produkte sogar auf eine noch tiefere Kerntemperatur von - 65 oC herab. Hier ist die Kälte- und Steuerungstechnik dezentral angeordnet, während beim ersten Gerät alle Funktionen und Baugruppen in einem kompakten Gehäuse integriert sind.

Damit ist der neue Anlagentyp ins Programm von L&R aufgenommen. Genau wie die konventionellen, nach dem Prinzip der Luftkühlung arbeitenden Kälteanlagen werden die Plattenfroster individuell für die jeweiligen Anforderungen projektiert.

Dabei können – wie bei den bisher gefertigten Anlagen – die Anforderungen der Reinraumtechnik (Reinraumklasse D) und das Regelwerk der „Good Manufacturing Practice“ (GMP) mit der pharmaindustrie-üblichen DQ-, IQ- und OQ- Dokumentation berücksichtigt werden. Außerdem wird eine einfache, gründliche und rückstandsfreie Reinigung sichergestellt.

Die Plattenfroster werden über ein Touch Panel bedient, das die komfortable Parametrierung von Steuerungsfunktionen erlaubt. Die Visualisierung des integrierten Messdatenschreibers sorgt für zusätzliche Transparenz. Und weil sowohl der Schaltschrankbau als auch die SPS-Programmierung im eigenen Hause erfolgt, können die Plattenfroster auch auf der steuerungstechnischen Ebene optimal an den individuellen Przess angepasst werden.

Achema Halle 6.1 / B 8

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