Lebensmittel, Verpackungen, Plastik, Elektroschrott: Die Menschheit müllt sich zu. Ein Mittel im Kampf gegen die riesigen Müllberge ist Recycling. Dies betrifft aber nicht nur den Hausmüll, bestehend aus Joghurtbecher, Bananenschale und gelesener Zeitung. Die Europäische Union schreibt höhere Recyclingquoten vor – und dies erfordert auch, dass High-Tech-Geräte wie Handys bei Reparaturen und Recycling sauber in ihre Ausgangsmaterialien zerlegt werden. Hört sich einfach an, ist es aber nicht: Die Wiederverwertung bleibt bei Elektrogeräten eine Herausforderung.
Die Bauteile vieler Produkte werden heutzutage nämlich nicht mehr verschraubt oder verschweißt, sondern verklebt. Vorteil: Klebstoffe reduzieren das Gesamtgewicht und erfüllen zusätzliche Funktionen wie Dämpfung und Isolierung. Doch, wie so oft, gibt es zwei Seiten der Medaille: Die Verbindungen lassen sich nur unter großen Zeit- und Energieaufwand wieder lösen, sobald der Kleber erst einmal ausgehärtet ist. Abhilfe bietet das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit einem thermolabilen und reversiblen Klebstoffs, der das saubere Trennen der Ausgangsmaterialien ermöglicht.
Er ist bei Raumtemperatur stabil, lässt sich aber bei vergleichsweise geringen Temperaturen schnell wieder lösen. Ist der Prozess zu Ende, färbt sich die entsprechende Stelle ein. Für dieses „Debonding on demand“ (DoD) haben die Experten Sollbruchstellen in das Netzwerk aus langkettigen Polymermolekülen eingebaut, aus dem ein typischer Klebstoff besteht. An diesen Stellen öffnen sich schon bei mäßigen Temperaturen unter 100 Grad Celsius die chemischen Verbindungen wieder und der Klebstoff löst sich auf. Seine Zusammensetzung und die genaue für das Ablösen notwendige Temperatur können der individuellen Anwendung angepasst werden.
Wer nun allerdings jährlich sein einwandfreies Mobiltelefon gegen das neueste Modell tauscht – und meint, dass er dank cleveren Klebstoffs etwas gutes für die Nachwelt tut –, dem lass gesagt sein: Umweltbewusstsein und Recycling bedeuten auch Nachhaltigkeit. Und Nachhaltigkeit bedeutet wiederum bewusster Konsum: Müllvermeidung ist im Kampf gegen Abfall immer noch Mittel Nummer eins.