Stromausfälle aus der Ferne Schwachstellen in iBoot-Stromverteilereinheiten entdeckt

Durch die gefundenen Schwachstellen war es möglich, alle über das Web-Interface oder von der Cloud gesteuerten iBoot-PDU-Geräte offenzulegen und sie aus der Ferne anzugreifen.

Bild: iStock, Saranya Yuenyong
21.09.2022

Die Sicherheitsforscher von Team82, der Forschungsabteilung des Spezialisten für die Sicherheit von cyber-physischen Systemen (CPS) Claroty, haben mehrere Schwachstellen in iBoot-PDU, der intelligenten Stromverteilereinheit (PDU) von Dataprobe, offengelegt. Die PDUs können von jedem Standort aus über eine webbasierte Schnittstelle oder eine Cloud-basierte Plattform verwaltet werden. Durch Ausnutzung der Schwachstellen sind Angreifer in der Lage, aus der Ferne Code auszuführen und sämtliche verbundene Geräte vom Strom zu trennen.

Dataprobe hat diese Schwachstellen in einem neuen Versionsupdate behoben. Benutzern wird daher dringend geraten, auf Version 1.42.06162022 zu aktualisieren. Um einige der Sicherheitslücken zu schließen, empfiehlt Dataprobe außerdem, SNMP, Telnet und HTTP zu deaktivieren, wenn sie nicht verwendet werden.

Remote-Steuerung öffnet Schwachstellen

Stromverteilereinheiten (Power Distribution Units, PDUs) sind gängige Geräte in Industrieumgebungen, Rechenzentren und anderen Bereichen, in denen Stromversorgungen in der Nähe von in Racks montierten Geräten vorhanden sein müssen. Immer mehr PDUs können dabei remote gesteuert und verwaltet werden. Durch einen Angriff auf eine aus der Ferne ausnutzbare Schwachstelle in einer PDU-Komponente, zum Beispiel in der webbasierten Schnittstelle oder der cloudbasierten Verwaltungsplattform, kann ein Angreifer wichtige Dienste unterbrechen, indem er die Stromzufuhr zum Gerät und in der Folge auch zu allen daran angeschlossenen Geräten unterbricht. Ein Bericht von Censys aus dem Jahr 2021 zeigt, dass mehr als 2.000 PDUs mit dem Internet verbunden sind. Ein knappes Drittel (31 Prozent) davon sind Dataprobe-Geräte.

Team82 konnte in iBoot-PDU sieben Sicherheitslücken aufdecken. Die Untersuchung baut dabei auf früheren Arbeiten von Team82 zur Sicherheit von Cloud-basierten Verwaltungsplattformen auf. Im Juli 2021 veröffentlichten die Forscher einen Bericht mit dem Titel „Top-Down and Bottom-Up: Exploiting Vulnerabilities in the OT Cloud Era“, der Angriffe auf Geräte über die Cloud sowie umgekehrt von Geräten auf die Cloud-Systeme beschreibt.

Durch die gefundenen Schwachstellen bei Dataprobe war es möglich, alle über das Web-Interface oder von der Cloud gesteuerten iBoot-PDU-Geräte offenzulegen und sie aus der Ferne unter Umgehung von NAT, Routern und Firewalls anzugreifen, Code auszuführen und die Stromverbindung zu trennen. Cyberkriminelle hätten zudem auch einen Einstiegspunkt in die internen Netzwerke ihrer Opfer.

Enorme Gefahr für Rechenzentren

Die Offenlegung der Schwachstellen zeigt die grundsätzliche Notwendigkeit, das Risiko durch alle mit dem Internet oder der Cloud verbundenen Geräte zu bewerten. Selbst eine harmlose Stromverteilungseinheit, die per Fernzugriff über das Internet oder eine Cloud-basierte Verwaltungsplattform verwaltet wird, kann Cyberkriminellen die Möglichkeit bieten, das Netzwerk anzugreifen oder wichtige Dienste zu unterbrechen, indem sie die Stromversorgung der an eine PDU angeschlossenen Geräte unterbrichen.

Dies stellt insbesondere für Rechenzentren eine enorme Gefahr dar, da in diesen häufig PDUs zur Stromversorgung der Server und anderer Netzwerkgeräte eingesetzt werden.

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