Monitoring für Brücken, Kläranlagen oder Staudämme Sensorelektronik soll kritische Infrastruktur besser überwachen

Am 11. September 2024 stürzte ein Teil der Carolabrücke in Dresden ein. Glücklicherweise gab es keine Todesfälle, doch das Unglück machte deutlich, dass die Wartung von kritischen Infrastrukturen in Deutschland verbessert werden muss.

Bild: iStock, ZU_09
30.09.2024

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden macht deutlich: eine moderne Zustandsüberwachung von empfindlicher oder kritischer Infrastruktur ist dringend notwendig. Mehrere Materialforschungs- und -prüfungseinrichtungen entwickeln daher gemeinsam mit Hard- und Softwareentwicklern, Bauunternehmen und Infrastrukturbetreibern ein elektronisches System zur permanenten Überwachung des Bausubstanzzustands von Infrastruktur-Bauwerken.

Ingenieurbauwerke wie Brücken, Kläranlagen oder Staudämme sind essentielle Elemente der technischen Infrastruktur und volkswirtschaftlich gesehen von höchster Relevanz. Zum Beispiel kann die Sperrung von Brücken in Hauptverkehrsadern täglich Schäden in Millionenhöhe verursachen. Im Projekt ImaB-Edge soll durch eine Dauerüberwachung in Kombination mit lokaler zerstörungsfreier Prüfung ein modular konfigurierbares Vorort-System als Alternative zu derzeitigen Cloud-Lösungen entwickelt werden.

Mit diesem sollen einerseits potenziell fatale Unfälle vermieden werden, andererseits soll auch sichergestellt werden, dass kostenintensive Baumaßnahmen vermieden werden, indem frühzeitig erforderliche Reparaturmaßnahmen eingeleitet werden und präventiv eingegriffen werden kann. Das Vorhaben trägt so zur Sicherheit von Infrastruktur und zu deren kostensparendem Unterhalt bei.

Monitoring durch Edge-Computing

Bei Neubauten können Sensoren für eine permanente Überwachung implementiert werden. Die in ein Bauwerk integrierten Sensoren zeichnen fortwährend Messdaten auf, welche mittels Sensor-EDGE-Einheiten in einem Knotenpunkt, dem EDGE-Gateway, gesammelt und mittels künstlicher Intelligenz analysiert und bewertet werden. Der Zustand des Bauwerks wird dann zu einer Leitstelle oder an Servicepersonal übertragen. Neben Autobahnbrücken sollen perspektivisch auch an Bahnanlagen, Tunneln, Dämmen und ähnlichem kritische Zustände oder signifikante Veränderungen frühzeitig erkannt werden, damit entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.

Beim Statustreffen der Fördermaßnahme »Elektroniksysteme für vertrauenswürdige und energieeffiziente dezentrale Datenverarbeitung im Edge-Computing (OCTOPUS)« am 17.09.2024 im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Bonn wurden die Zwischenergebnisse der Forschungsergebnisse präsentiert und besprochen. Der Einsturz der Carolabrücke sowie die Lösungsansätze, die ImaB-Edge hier bieten kann, waren Thema vieler fachlichen Gespräche.

Alle relevanten Prozesse beispielhaft abbilden

Aktuell wurde auf dem Gelände des Fraunhofer IZFP ein Reallabor aufgebaut. Mit dessen Hilfe können alle relevanten Prozesse beispielhaft abgebildet und validiert werden, von der strukturierten Datenerfassung und Vorverarbeitung der Daten im Sensor-EDGE und EDGE-Gateway vor Ort, über die Prüfung mittels des mobilen ZfPBau-Systems und der Weitergabe der Daten bis hin zur Visualisierung der Ergebnisse an die Projektpartner EUROKEY Software und WPM - Ingenieure. Dazu wurden Temperatur- sowie Vibrationssensoren in einer Parkplatzeinfahrt im Boden verbaut. Die erfassten Daten werden hierbei zunächst über LAN bzw. Bluetooth an das Sensor-EDGE vor Ort geleitet und dort vorverarbeitet. Neben den Daten der Sensoren im Erdreich empfängt das Sensor-EDGE zusätzlich Daten einer Wetterstation sowie einer angeschlossenen Kamera, mithilfe derer künftig eine Aussage über die Echtzeitbelastung einer Verkehrsstraße ermittelt werden kann.

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